Deutsche Schlager-Versionen der ABBA-Songs mit Uwe Kröger, Maricel, Anna Montanaro, Annika Bruhns, Nico Gaik und Andreas Bieber.
Es ist sicher verlockend, auf der „Mamma Mia!”-Erfolgswelle mitzuschwimmen, die durch das Musical in Hamburg ausgelöst wurde. Da die Nachfrage nach einer deutschen Cast-Aufnahme zur Show von den Produzenten bisher ignoriert wurde, hat man bei Sound of Music Engagement gezeigt und eine eigene CD produziert.
Da gab es aber noch einige Probleme: Eine Gema-Sperre (verhängt durch die deutschen Rechte-Inhaber) und die per Rechtsanwalt erzwungene Änderung des Namens wollten überwunden werden.Beim Hören wird schnell klar, wieso vorliegende CD den Titel „Mamma Mia!” nicht tragen durfte, hat sie mit dem Musical doch so gut wie nichts gemein. Die Rechte für die Kunze-Übersetzung waren nämlich nicht zu bekommen, weshalb man die diversen deutschen Übertragungen der Schlager-Versionen verwendet hat, die hierzulande kursieren.
Ausserdem finden sich von den ohnehin nur spärlichen zwölf Titeln dieser Aufnahme gerade mal sechs auch in Hamburg in der Show wieder.
Als Solisten konnten Maricel, Anna Montanaro, Uwe Kröger, Andreas Bieber, Nico Gaik und Annika Bruhns gewonnen werden – einzig letztere steht als alternierende Donna in „Mamma Mia!” auch tatsächlich auf der Bühne.Es stellt sich nun die Frage, ob es wohl einen Grund gibt, diese Aufnahme als Hörer vielleicht doch in der Sammlung haben zu müssen: Wenn man kein Fan der beteiligten Künstler ist, kann man getrost darauf verzichten.
Was ein Positivum sein könnte, ist der Schmalz dieser deutschen Schlager-Versionen – der ist aber wohl zu kultig, um sich kopieren zu lassen. Auch bleiben Charme und Spritzigkeit der ABBA-Songs auf der Strecke – die Arrangements von René Krüger sind derart dröge, dass sich schnell Langeweile breit macht. Manches klingt zudem arg nach Synthesizer, viel Geld ist wohl nicht in die Produktion geflossen. So kann Maricel trotz Powerstimme bei „Nur Sieger steh’n im Licht” Marianne Rosenberg nicht das Wasser reichen und ihr Versuch, Eigenständigkeit zu beweisen, wirkt (z.B. durch ihre seltsam quietschenden Geräusche zu Beginn des Songs) irritierend.
Eigenständige Interpretationen sind sowieso Mangelware auf dieser Aufnahme. Nico Gaik z.B. singt „Ich war zu lang allein” und „Sing, wenn Du mal traurig bist” zwar mit schöner Stimme und ein bißchen Schlager-Rührseligkeit – ansonsten bleiben seine Lieder aber ziemlich seelenlos.
Ähnliches gilt für „Hasta Manana”, „Ich leb‘ im Traum” und „Ich brauch‘ Deine Liebe” von Andreas Bieber.
Anna Montanaro gibt bei „Money, Money, Money” (wie immer) das Luder und man bekommt das Gefühl, dass sich diese großen Namen deutlich unter Wert verkaufen.
Immerhin mit Annika Bruhns steigt die Qualität dann deutlich: „Mamma Mia”, „Waterloo” und „Fernando” erklingen fetzig, frech und ausdrucksstark.
Den größten Moment allerdings hat Uwe Kröger, der mit „Danke für die Lieder” eine nachdenkliche und selbstbewußte Interpretation abliefert – das Highlight dieser Aufnahme.Diese deutschen Schlager-Texte sind zwar immer wieder ein nostalgisches Grinsen wert: „Waterloo, keiner nahm mich so im Sturm wie Du!” oder „Er war von ihr so angetan/ und fühlte ihr nicht auf den Zahn”, wirklich interessant wird es aber sein, die Kunze-Texte des Musicals demnächst auf einer CD mit nach Hause nehmen zu können…