Mamma Mia!
Hamburg / 2004

Live-Aufnahme der deutschsprachigen Erstaufführung mit Carolin Fortenbacher, Frank Logemann, Peggy Pollow und anderen.


Zu der erfolgreichsten Musicalproduktion in Deutschland keine Cast-Aufnahme zu veröffentlichen, scheint sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus künstlerischer Sicht wenig sinnvoll. Es hat zwar einige Zeit gedauert bis die Verantwortlichen das eingesehen haben, aber die riesige Nachfrage nach der vorliegenden CD wurde dann doch befriedigt und bescherte dem Album einen bis Dato bei Musical-Einspielungen nie dagewesenen Erfolg, inklusive Charts-Platzierung.Hauptmotiv für den Kauf der Scheibe ist wohl der Erinnerungseffekt an das Musical. Dass das beim Publikum gut ankommt, beweisen ausverkaufte Vorstellungen in Hamburg und Stuttgart. So ist es nur konsequent gewesen, eine Live-Aufnahme zu produzieren, um den Spaß-Faktor von der Bühne nach Hause transportieren zu können.

Der ist dann auch ausgiebig auf diese CD gebannt worden, die mit 24 Tracks fast den gesamten musikalischen Teil der Show enthält: Die gute Laune der ABBA-Songs springt aufs Publikum über, das man auf der Aufnahme lautstark lachen, jubeln und mitklatschen hört. Gerade Letzteres kann allerdings manchmal etwas stören.

Ergänzt werden die Songs durch Dialoge, die vor oder nach den Liedern, aber immer wieder auch in den Songs, den Rahmen der Handlung andeuten. Das trägt entscheidend dazu bei, den Charakter des Musicals einzufangen, irritiert aber doch manchmal, wie z.B. in „Danke für die Lieder”, wo zudem noch etwas sinnentstellend gekürzt wurde. Keine Sorge, die meisten Songs werden nicht unterbrochen, so dass ABBA-Fans ungestört schwelgen können.Das kann man aber sowieso in Anbetracht dieser Cast: Carolin Fortenbacher als Donna beeindruckt mit ihrer Powerstimme und schafft mit „Der Sieger hat die Wahl” einen wahrhaft grandiosen Showstopper.

Jasna Ivir (mittlerweile Donna in Stuttgart) und Annette Wimmer stehen ihr in nichts nach, vor allem Letztere glänzt mit einem sehr souligen und frechen „Wenn das Mami wüßt”. Peggy Pollow gibt die Sophie mit einnehmend schöner, aber etwas kindlich wirkender Stimme. Jörg Neubauer hat als Sky leichte Höhenprobleme.

Aus der Väter-Riege seien Frank Logemann und Cusch Jung genannt, die eine angenehme Interpretation ihrer Songs (z.B. „Unser Sommer”) zeigen.Dank des ausführlichen Booklets, das alle Texte dieser Scheibe enthält, kann man die wirklich gelungene Übertragung von Michael Kunze auch nachlesen. Es ist schon absolut klasse, wie Kunze die Texte bearbeitet hat, ohne ihren ursprünglichen Charakter zu verändern, sie aber gleichzeitig so klingen läßt, als ob sie schon immer in deutsch geschrieben wären.

Leider stimmt der Abdruck im Booklet ziemlich oft nicht mit dem überein, was dann tatsächlich gesungen wird – das stört zwar nicht wirklich, wirkt aber doch leicht unprofessionell.Das kann man zeitweise auch von der Produktion behaupten, erklingt doch der Chor, und manchmal auch einzelne Stimmen daraus, im Vergleich zu den Solisten zu laut, so dass z.B. bei „Ich bin ich, du bist du” die Klarheit verloren geht. Ansonsten ist die Produktion aber sauber gearbeitet und besagtes Live-Feeling steckt schnell mit guter Laune an.

So wurden Stimmung und Charakter der Show gelungen dokumentiert und machen Lust auf einen Theaterbesuch. Ob dann das Musical als solches die geweckten Erwartungen erfüllt, bleibt sicher Geschmackssache.

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