Die deutschsprachige Erstaufführung von 1981 mit Isabel Weicken als Evita und Alexander Goebel als Che. Guter Klang, aber Interpretationen, die man heute nicht mehr so machen würde – nur etwas für Sammler.
Es wäre wohl unfair, diese Aufnahme nach einem Vierteljahrhundert mit heutigen Maßstäben zu messen. Inzwischen gibt es auch im deutschsprachigen Raum eine nennenswerte Musicaltradition und das damit verbundene Know-How. Die beteiligten Künstler werden diese CD wohl nicht mehr als Referenzprodukt angeben.
Denn zu fragwürdig sind die Rollenportraits. Alexander Goebels Che klingt wie die Parodie auf einen extrovertierten Popsänger: Völlig überinterpretiert mit vielen stimmlichen Spielereien und gepressten Tönen, bei denen man geradezu das zusammengekniffene Gesicht heraushören kann. Isabel Weicken nimmt der Evita alles Mysteriöse und Verführerische. Sie singt aggressiv und keift sich durch ihre Songs. Warum das Volk diese Frau lieben sollte, bleibt völlig unklar. Reinhard Glemnitz ist als Peron schnell wieder vergessen. Einzig Michael Bukowskys öligen Operetten-Magaldi kann man sich so auch in einer aktuellen Inszenierung vorstellen.Das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien liefert den gewohnt guten Klang, allerdings sind auch die von Johannes Fehring vorgegebenen Tempi zweifelhaft: “Ich wäre wirklich sehr gut für Dich” beispielsweise hat nichts Verführerisches, sondern klingt in der hohen Geschwindigkeit eher nach Schlager.
Die CD ist sicherlich ein Muss für Sammler deutschsprachiger Musicalgeschichte und für alle, die sich professionell mit dem Musical “Evita” beschäftigen. Wer einfach nur eine schöne Aufnahme des Musicals hören will, kann sie sich sparen – und lieber auf den Soundtrack mit Madonna setzen.