Zweite Gesamtaufnahme des Kunze/Levay-Musicals über die Kaiserin Elisabeth von Österreich. Auf der Live-Doppel-CD ist die Abschluss-Cast der Spielzeit im Theater an der Wien zu hören; mit Maya Hakvoort in der Titelrolle, Máté Kámaras als Tod und Serkan Kaya als Lucheni.
Da es sich bei der neusten “Elisabeth”-Veröffentlichung lediglich um die auf CD gepresste Audiospur der 2005 erschienen DVD handelt, mag man sich über die Notwendigkeit dieser Aufnahme streiten. Genau wie die vielen anderen Tonträger, die die Vereinigten Bühnen Wien in den vergangenen Jahren auf den Markt gebracht haben, überzeugt auch die neue “Elisabeth” durch ihre gute Klangqualität. Im Gegensatz zur Gesamtaufnahme aus dem Jahr 1996, die teilweise sehr stumpf klang und viele sehr störende Nebengeräusche hatte, besticht die neue CD mit glasklarem Sound ohne Nebengeräusche.Konnte man auf der Studioeinspielung der Highlights von 2004 keine Wandlung in der Stimme von Maya Hakvoort mit fortschreitendem Alter ihrer Rolle erkennen, da einfach zu wenig Lieder zum Vergleich enthalten waren, kann man jetzt auch anhand ihrer Stimme verfolgen, wie Elisabeth vom jungen Mädchen zur älteren Dame wird. Der rein akustische Eindruck des Soundtracks wirkt hier umso intensiver, was man beim Ansehen der DVD durch die vielen visuellen Eindrücke leicht überhört. Leider ist dies nicht für jeden Darsteller von Vorteil. Máté Kámaras’ Tod ist gewöhnungsbedürftig, da er sehr rockig und teilweise auch unsauber singt. Konnte er bei der DVD-Aufnahme noch die zu angestrengt klingenden Passagen durch sein sehr gutes Schauspiel ausgleichen, so bleibt ihm nun diese Chance verwehrt. Auch André Bauer als Franz-Joseph klingt bei einigen seiner gesprochenen Parts nicht mehr ganz so überzeugend wie bei seinem Gesang. Besonders fällt dies beim Gespräch zwischen Franz-Joseph und Elisabeth vor “Boote in der Nacht” auf, bei dem er eine sehr seltsame, in die Länge gezogene Modulation seines Textes darbringt (vielleicht wegen des hohen Alters seiner Rolle?).Drei musikalische Gewinne gegenüber der Studio-Einspielung sind ebenfalls zu verzeichnen. “Wenn ich tanzen will” liegt auf dieser CD erstmals als Live-Aufnahme vor und überzeugt musikalisch durch das kraftvolle Spiel des Orchesters der VBW und die sehr gute Interpretation von Maya Hakvoort und Máté Kámaras. Auch Fritz Schmid als Kronprinz Rudolf holt das Maximum aus seiner Rolle heraus. Von den Ensemblemitgliedern in den kleineren Rollen sticht vor allem Kerstin Ibald als Gräfin Esterhazy hervor. Ihre klare und temperamentvolle Stimme macht aus den Stücken, bei denen sie ein Solo singt (zum Beispiel “Schönheitspflege/ Uns’re Kais’rin soll sich wiegen”), wahre Anspieltipps.Negativ fällt an dieser CD lediglich die Booklet- und Covergestaltung auf. So sind im Booklet nur die Hauptdarsteller mit ihren Rollennamen zu finden, die Darsteller der kleineren Rollen (wie die oben genannte Kerstin Ibald) werden nur unter dem Hauptbegriff „Ensemble” aufgeführt. Auch bei der Lied- und Szenenbeschreibung fehlt die genaue Zuordnung der Nebenrollen. Natürlich erwartet man nicht, bei einer CD ein komplettes Fotobuch mitgeliefert zu bekommen, allerdings hätten die VBW schon etwas mehr als ein einziges Bild beisteuern können. Wer sich bei der Trackliste des Stückes nicht auskennt, ist bei der gezielten Liedsuche leider auch verloren. Viele der Lieder tauchen in der Trackliste nämlich gar nicht auf, sondern mussten einer Ortsangabe weichen, zum Beispiel verbergen sich hinter “Am Ufer des Starnberger Sees” die Lieder “Schön euch alle zu sehn” und “Schwarzer Prinz”.Für Sammler ist diese CD bestimmt eine unverzichtbare Bereicherung. Zu empfehlen ist sie allerdings vor allem auch neuen Anhängern des Stücks, die die mittlerweile vom Markt genommene Gesamtaufnahme von 1996 nicht ihr eigen nennen können, da sie auf der neuen CD gut der Handlung folgen und wahrscheinlich auch die ein oder andere musikalische Perle, die es nicht auf die Highlights-Aufnahmen geschafft hat, entdecken können.