Wenn Rosenblätter fallen
Studio Cast / 2008

Prominent besetztes Konzeptalbum nach dem gleichnamigen Jugendroman von Brigitte Minne, bei dem sich auch nach mehrmaligem Hören weder wirkliche Begeisterung noch Abneigung einstellen mag.


Neue Stoffe und Stücke für den deutschen Musicalmarkt sind an sich ja sehr erstrebenswert, doch warum musste es ausgerechnet ein Musical über Sterbehilfe sein? Nicht das Thema, das in der Gesellschaft immer noch ein Tabu darstellt, ist es, was den Genuss der CD schwierig macht. Es ist vielmehr die Handlung, die selbst für ein Musical zu viel Leid und Pathos enthält.

Till zieht in seine Studentenbude und lernt gleich Mitstudentin Iris kennen. Bei beiden scheint es etwas zu funken, jedoch ist Till ständig mit seinen Gedanken bei seiner verstorbenen Mutter Rose, an die Iris ihn erinnert. Er denkt zurück an Aufklärungsgespräche, an den Moment, als seine Mutter ihm von ihrer Krankheit erzählte, an einen gemeinsamen Urlaub, den sie zum Abschied nehmen nutzte. Dies allein ginge als traurige Geschichte noch durch, gleitet jedoch auf Seifenopern-Niveau ab, wenn Rose Till im Urlaub von seinem Vater erzählt. Dieser war vor Tills Geburt tödlich verunglückt, als er gerade seine Ehefrau verlassen hatte und auf dem Weg zur schwangeren Rose war, um mit ihr eine Familie zu gründen. Till kann schließlich den Verfall seiner Mutter nicht mehr ertragen und leistet Sterbehilfe, indem er einen Marshmellow mit Morphium und Rosenblättern paniert. Am Ende vertraut er sich Iris an und erkennt, dass er sein Leben weiterleben kann, ohne dabei auf die Erinnerungen und die Liebe zu seiner Mutter verzichten zu müssen.Die Sänger Pia Douwes (Rose), Thomas Hohler (Till) und Lucy Scherer (Iris) machen alle drei ihre Sache sehr gut und hinterlassen jeder auf seine Art einen positiven Eindruck beim Hörer. Douwes, die sonst mit ihrer kraftvollen, klaren Stimme auffällt, singt hier eher ruhig, leise und immer etwas melancholisch. Vor allem bei “Abschied nehmen” zieht sie einen mit in die Traurigkeit von Rose. Thomas Hohler schwankt als Till immer zwischen Wut, Trauer und Verzweiflung, selbst in seiner Verliebtheit zu Iris. Lucy Scherer wirkt gegen die beiden eher tragischen Protagonisten als frischer Wirbelwind dieser Einspielung. Besonders die beiden Duette mit Thomas Hohler, “Zart” und “Plötzlich und unerwartet”, sind Anspieltipps.

Die Musik von Rory Six geht meist sehr gut ins Ohr, bleibt jedoch ohne eigenen Charakter. Es ist schade, dass der rockige Sound des Prologs selten wieder aufgegriffen wird und die gesamte CD eher in (handlungsbegründeten) Balladen dahinplätschert. Die Texte von Kai Hüsgen und Ellen de Clercq sind der Geschichte dienlich, erinnern ab und an jedoch an schon bekannte Popsongs (“Abschied nehmen”) und sind zumindest bei einem Lied durchaus grenzwertig (“Aufklärungsgespräch”). Netter Zusatz an der CD sind die vollständigen Playbacks der gesungenen Lieder. Das Booklet beinhaltet alle Liedtexte, Hintergrundinformationen und eine Synopsis des Stückes. Allerdings bleibt die CD trotz der sehr guten Sänger eher etwas für Fans und wird nicht zu einem „Must-Have”, das in keiner Sammlung fehlen darf.

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