Rudolf
Wien - Höhepunkte / 2009

Gut eingesungenes Castalbum zu Frank Wildhorns Interpretation der Geschichte um Kronprinz Rudolfs letzte Liebe. Mit altbekannten Wiener Stars sowie Drew Sarich und Lisa Antoni in den Rollen von Rudolf und Mary Vetsera.


Wildhorn ist Wildhorn und bleibt Wildhorn. Die musikalische Qualität kann man den Werken des Fließband-Komponisten nicht absprechen, allerdings verliert man als Hörer so langsam doch den Überblick über die einzelnen Songs der einzelnen Stücke, da sich vieles von Musical zu Musical wiederholt. Auch bei “Rudolf – Affäre Mayerling” kommt man nicht um das ein oder andere Déjà-vu herum, was man ja mittlerweile von neuen Wildhorn CDs gewöhnt ist, ebenso wie die übergroße Portion an Herzensschmerz und – leid, was unweigerlich zu einer Reihe von theatralischen Powerballaden führt. Wer sich über diese Punkte im Klaren ist, kann sich auf eine gut gemachte Einspielung mit toller Cast freuen. Wem allerdings schon “Der Graf von Monte Christo” zu schmalzig war, der sollte von “Rudolf” die Finger lassen.Angeführt wird die Cast von Drew Sarich in der Titelrolle. Als erstes fällt einem äußerst angenehm auf, dass er auch nach mehreren Jahren in Amerika immer noch ein so gut wie akzentfreies Deutsch singt – und das bei Texten, die stellenweise auch einen Muttersprachler holpern lassen würden. Glücklicherweise macht er auch nicht den Fehler, den andere Sänger bei Wildhorn-Songs oft machen: Er beltet seine Songs nicht heraus, dass man meint, die Halsschlagader könnte platzen, sondern interpretiert sie angenehm und in angemessener Lautstärke. In den Duetten mit Lisa Antoni harmonieren die beiden sehr gut. Auch wenn jedes Lied der Liebenden für sich genommen schön anzuhören ist, so hat man doch bei “Du bist meine Welt” einfach genug vom Pathos – und die teilweise sehr platten Reime tun noch ihr übriges dazu. In den Nebenrollen fallen besonders Wietske van Tongeren und Uwe Kröger auf – was auch an ihren Songs liegt, da diese eben keine Balladen sind. Besonders van Tongerens “Du bleibst bei mir” jagt einem beim Hören einen kalten Schauer über den Rücken. Ihre Prinzessin Stephanie ist einfach nur herrlich boshaft und drohend. Beeindruckend – vor allem, wenn man van Tongeren bisher vielleicht nur in der eher weinerlichen Rolle der “Ich” aus “Rebecca” kannte. Sie schafft es in einem einzigen Song, ihrer Rolle einen verständlichen Charakter zu geben. Claus Dam gibt einen starken Franz-Joseph ab, hat aber nicht viele Möglichkeiten zu punkten. Carin Filipcic hat mit “Ein hübscher Krieg” einen der undankbarsten Songs zu singen. Ob man dieses Lied wirklich braucht, bleibt Geschmackssache. Allerdings ist ihr Solo “Die Liebe lenkt” einer der Höhepunkte der Einspielung – auch wenn das Lied sehr nach “Dracula” klingt.Wem große Gefühle, noch größere Balladen und gute Sänger als Kaufargument genügen, ist mit “Rudolf” bestens bedient. Wer allerdings Wert auf die Geschichte und die wahren Charaktere der Affäre Mayerling legt, sollte sich diese CD nicht kaufen, da alles doch sehr überzuckert ist.

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