Christian Berg hat sich Charles Dickens‘ “Weihnachtsgeschichte” angenommen und zusammen mit Michael Schanze zu einem Familienmusical verarbeitet. Die CD ist weniger eine klassische Cast-Aufnahme, mehr ein Hörspiel mit Liedern.
Michael Schanze, der hier erstmals als Musicalkomponist in Erscheinung tritt, hat für die allseits bekannte Geschichte des geizigen Ebenezer Scrooge und seine Geister-Begegnungen sehr abwechslungsreiche Songs geschrieben. Die Bandbreite reicht von rockigen Songs (“Humbug”) über flotte Steppnummern (“Durchgeknallt”) und emotionale Balladen (“Ein Stern”, “Ich bitte um Entschuldigung”) bis hin zu fröhlichen Up-Tempo-Liedern (“Pfeif drauf”, “Dieser Tag”). Aber nur die Hälfte der Songs haben wirklich etwas mit der Geschichte zu tun, die anderen könnten in jedem x-beliebigen Musical verwendet werden. Die musikalische Begleitung ist leider künstlicher Keyboard-Sound.
Christian Berg spricht und singt selbst den alten Ebenezer Scrooge. Er klingt viel zu jung für die Rolle und bei “Ich bitte um Entschuldigung” wird schmerzlich klar, dass seine Gesangskünste sehr begrenzt sind.
Petter Bjällö, Steve Alex, Alexandra Kurzeja und Valerija Laubach teilen sich alle anderen Rollen auf, wobei Kurzeja als ziemlich verrückter Geist der vergangenen Weihnacht bei “Durchgeknallt” punkten kann. Petter Bjällö singt sehr gefühlvoll die Rolle des Bob Cratchit, in den Dialogpassagen ist er als Nicht-Muttersprachler so sehr darauf bedacht, deutlich zu sprechen, dass es künstlich wirkt.
Überhaupt sind die gesprochenen Szenen der große Schwachpunkt. Sie haben Längen und sind schlampig produziert. Es gibt Ploppgeräusche beim Sprechen und der Verzerrungseffekt, der für die Stimme des Geists von Jacob Marley verwendet wird, liegt plötzlich auch mal auf Scrooges Stimme. Beim Gesang des Geists wird dann irritierenderweise auf diesen Effekt verzichtet. Außerdem fehlen jegliche handlungsfördernden Füll-Geräusche; deswegen kann nicht ein Hauch Atmosphäre aufkommen, was gerade bei dieser Geschichte schön und wichtig gewesen wäre.
Die Figuren sind auf der Bühne sicher besser auseinanderzuhalten als bei der Hörspielversion, denn Steve Alex und Petter Bjällö haben sehr ähnliche Stimmen. Das sorgt vor allem in einer Szene am Anfang für Verwirrung, wenn Bjällö Bob Cratchit und Alex Scrooges Neffen spricht. Die Dialoge ziehen sich ziemlich, besonders wenn alle Interpreten in salbungsvoll-süßlichen Ton fallen, sobald über den Sinn von Weihnachten gesprochen wird. Die Passage mit der sprechenden Straßenlaterne und dem sprechenden Fenster ist inhaltlich verzichtbar und scheinbar einzig dazu da, ein Lied mit der Möglichkeit der Publikumsbeteiligung (“Pfeif drauf”) einzubauen.
Auf der Bühne mag “Scrooge – Eine Weihnachtsgeschichte” für ein Kinderpublikum funktionieren und als Erinnerung an eine besuchte Vorstellung taugt die CD vielleicht. Sie ist aber zu steril und lieblos produziert, um darüber hinaus Spaß zu machen. Doch von Michael Schanze möchte man gern mehr Musical-Musik hören.