Die Schöne und das Biest
Filmmusical / 2017

“Twilight”-Regisseur Bill Condon bringt mit der Realverfilmung von Disney’s “Die Schöne und das Biest” eine Weiterentwicklung des gleichnamigen Trickfilms aus dem Jahr 1991 auf die Leinwand. Der Streifen verzaubert mit überzeugenden Schauspielern, eingängigen neuen Songs und begeisternden Effekten.


Anfangs ist es schon etwas gewöhnungsbedürftig, dass die Szenen, die man aus dem Animationsfilm oder letztlich auch aus dem im Jahr 1994 am Broadway uraufgeführten Musical im Kopf hat, nun als realer Film auf der Leinwand zu sehen sind. Die altbekannten Szenen werden im neuen Disney-Werk durch Zwischensequenzen unterbrochen, durch neue Dialoge erweitert oder auch durch zusätzliche Personen ergänzt. Was anfänglich verwirrend wirkt, erweist sich als einer der großen Pluspunkte: Man sieht eine völlig neue Interpretation der Geschichte vor sich.

Exemplarisch sei die Eingangsszene erwähnt, in der die Zauberin hier in das Schloss eindringt, eine grandiose, im Rokoko-Stil inszenierte Ballszene unterbricht und den maskierten Prinzen in das Biest verwandelt. Diese Szene dauert weitaus länger als im Original-Film oder in der Broadway-Show, so dass es spannend ist, zu beobachten, wie die Macher Hintergründe der Story aufrollen.
Ähnliches geschieht bei der Handlung rund um Belles Vater, dessen Trennung von seiner Frau hier beleuchtet wird, oder auch bei Lefous großem Solo “Gaston”, das im neuen Film zwar auch im Wirtshaus stattfindet, aber so ausladend in die Länge gezogen und mit neuen Strophen und Phrasierungen versetzt wird, dass man sich unweigerlich fragt: Warum nicht gleich so?!

Hier seien die großen Choreografien von Anthony van Laast erwähnt, die tatsächlich wie auf einer Musicalbühne wirken und durch die Kostüme von Jacqueline Durran bunt und opulent unterstützt werden. Besonders die anfangs gezeigte “Belle”-Szene profitiert von den wunderschön farbigen Kleidern.

Wie nicht anders zu erwarten, gibt es in der Neuverfilmung auch neue Songs, wie beispielsweise Belles Solo “How Does A Moment Last Forever”, das sie bei einem “Ausflug” nach Paris singt, während andere Titel gestrichen wurden oder nur als Hintergrundmusik für Untermalung sorgen. So wird der Broadway-Song “Home” beispielsweise instrumental eingespielt, während Belle und das Biest über die Heimat im Schloss sprechen.

Das Highlight der neuen Partitur und ein ungemein ergreifender Song wird vom Biest beim Durchwandern des Schlosses gesungen. Der Song “Evermore”, in dem er erklärt, dass Belle ihn nie verlassen wird, obwohl er sie hat gehen lassen, um ihren Vater zu finden, erinnert stilistisch ein wenig an das aus dem Musical bekannte “If I Can’t Love Her”, doch der neue Song erweist sich als sehr viel eingängiger und unterstützt die Show auch inhaltlich weitaus wertvoller.

Darstellerisch ist es schwierig, die einzelnen Charaktere zu bewerten, da viele der Schauspieler nur in den ersten und letzten Minuten “real” zu sehen sind, bevor sie verwandelt werden. Emma Thompson als Madame Pottine hat die Ehre, den Titelsong “Beauty And The Beast” in einer grandios inszenierten Ballsaal-Szene zu singen, was ihr mit leicht geänderten Phrasierungen zum Schwelgen schön gelingt. Ebenso überzeugend Ewan McGregors als Kerzenleuchter Lumière gesungenes “Be Our Guest”, das ähnlich wie im Trickfilm sehr bunt und ausladend inszeniert wird.

Emma Watson überzeugt mit klarer Singstimme ohne große Phrasierungen und Vibrato, was ihrer Belle eine gewisse Jugendlichkeit verleiht und im Zusammenhang mit ihrem Minenspiel besonders authentisch wirkt.
Ebenso authentisch und nicht ganz so tollpatschig angelegt wie im Zeichentrickfilm ist die Rolle von Gaston, gespielt von Luke Evans. Highlight ist aber sicherlich der aus “Downton Abbey” bekannte Schauspieler Dan Stevens, der zwar unter seiner CGI-Maske kaum erkennbar ist, aber stimmlich aus dem Vollen schöpft. Der angesprochene neue Song “Evermore” ist stark gesungen und sorgt für Gänsehaut.

Der Film wird sicherlich “alte” Fans begeistern und neue, jüngere Fans gewinnen. Die Geschichte wurde mit viel Herz umgesetzt und darstellerisch stark auf die Leinwand gebracht. Der Soundtrack, der Auskopplungen der beiden neuen Songs in Versionen von Céline Dion und Josh Groban enthalten wird, dürfte auch mit Spannung erwartet werden und sicherlich seine Fans – seien es nun alte oder neue – finden.

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