© Patric Prager – die Prager Botschaft
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Der Duft von Wirklichkeit (seit 04/2023)
Theater, Itzehoe

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Dieser Abend hätte eigentlich eine größere Bühne verdient gehabt: Vertreibung, Zensur, Freiheitsverlust und die Unmöglichkeit von Liebe zur Zeit des Nationalsozialismus – Werner Bauers musikalische Komödie arbeitet sich gekonnt an zahlreichen großen Themen ab und überzeugt mit starken Gesangsperformances.

Fritz (Wolfram Föppl) kann sein Glück kaum fassen: Der verträumte, etwas tölpelhafte Musikstudent bekommt die Chance, mit seinem Idol, dem berühmten Komponisten Werner Richard Heymann, an einem neuen Musikfilm zu arbeiten. Doch in den UFA-Filmstudios herrscht Aufbruchstimmung. Eine Sekretärin packt hektisch alles zusammen, Heymanns Assistent wird entlassen und schließlich wird klar, dass auch Heymann selbst nicht mehr kommen wird.

Werner Bauer hält die Zeit in jenem Moment der Schwebe an, als die Deutschen noch Träume hatten, als die Vergnügungsgesellschaft der rauschenden 20er Jahre noch glaubte, der totalitären Bedrohung davontanzen zu können – in jenem kurzen Moment der Hoffnung, bevor das Land endgültig in den historischen Abgrund kippt. Als Fritz aus Neugier eine Filmrolle von Heymann abspielt und ihn die verführerische Claudine plötzlich von der Leinwand aus anspricht – genial gelöst mittels eigens für das Stück produzierter Schwarz-Weiß-Filmsequenzen, mit denen die Darsteller von der Bühne aus scheinbar interagieren – beginnt eine Liebesgeschichte irgendwo zwischen Fiktion und Wirklichkeit, über die jedoch der Nationalsozialismus alsbald seinen langen Schatten wirft. Claudine ist Jüdin und muss feststellen, dass die Welt außerhalb des Schwarz-Weiß-Films nicht ansatzweise so bunt ist, wie sie es sich erträumt hatte.

Die von Bauer zusammengestellten Tonfilmschlager (musikalische Leitung: Stephan Ohm) sind eine gute Mischung aus Heymannschen Klassikern, die die Zeit überlebt haben (“Ein Freund, ein guter Freund”) und solchen, die längst in Vergessenheit geraten sind und die eine Bühnenrenaissance dringend nötig hatten. Weniger gelungen sind dagegen die zum Teil arg hölzernen Dialoge, die es den Darstellern schauspielerisch nicht gerade leicht machen und die zudem stellenweise viel zu langatmig geraten sind. Hier hätten einige Streichungen dem Stück gut getan.

Musikalisch weiß der Abend jedoch durchaus zu begeistern. Das Ensemble harmoniert gesanglich ausgezeichnet, besonders schön das virtuos im Quartett gesungene “Mir ist so ich weiß nicht wie”. Der Star des Abends – im Film wie auch auf der Bühne – ist eindeutig Klaudia Amanda Zajac, die als Claudine mit ihrer wehmütig-kraftvollen Interpretation von “Irgendwo auf der Welt” die Sehnsüchte der frühen 30er Jahre auf die Bühne zaubert und dabei sogar das Original von Lilian Harvey überstrahlt. Doch auch Marie Anjes Lumpp (als kokettes Dienstmädchen und biedere Sekretärin) brilliert im lasziv-verführerisch gesungenen Solo “Heut’ gefall’ ich mir” im Marlene-Dietrich-Look – von ihr hätte man gerne noch mehr gehört. Sebastian Smulders bleibt im Vergleich gesanglich etwas blass, sorgt jedoch als herrlich überdrehter französischer Charmeur für die komödiantischen Momente des Abends.

Insgesamt eine gelungene Hommage an den großen Werner Richard Heymann, der einige der berühmtesten Lieder der frühen Tonfilm-Ära komponierte, dessen persönliches Schicksal – seine Vertreibung durch die Nationalsozialisten – jedoch eher weniger bekannt ist.

 
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KREATIVTEAM
InszenierungWerner Bauer
Musikalische Leitung und KlavierStephan Ohm
ChoreografieSylvia Bartusek
KostümeBurkhard Klein
 
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CAST (AKTUELL)
mitKlaudia Amanda Zajac
Marie Anjes Lumpp
Wolfgang Föppl
Sebastian Smulders
auf der LeinwandFrank Oppermann
  
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TERMINE
So, 13.10.2024 15:00Theater, ItzehoeGastspiel
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 21.04.2023 19:30Kleines Theater Bad Godesberg, BonnPremiere
Mo, 24.04.2023 19:30Kleines Theater Bad Godesberg, Bonn
Di, 25.04.2023 19:30Kleines Theater Bad Godesberg, Bonn
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