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Passend zu Halloween lädt Sound of Music Concerts nunmehr ein sechstes Mal zum infernalen “Mitternachtsball” – dem größten Musical-One-Nighter Deutschlands. Aufgewartet wird mit einem zugleich düsteren wie kunterbunten Potpourri aus allseits beliebten Musical-Standards und interessanten Neuheiten sowie den Größen des deutschsprachigen Musical-Olymps und vielversprechenden Newcomern. Das Ganze wird in einem sechsstündigen Vierakter mit mehr als 10 musikalischen Themenblöcken präsentiert, die bis zum Anschlag mit Highlights gefüllt sind. Dieser Abend – oder vielmehr diese Nacht – ist ein besonderes Erlebnis für jeden Musicalfan.
Die Erwartungen sind hoch, wenn man sich die Headliner des Abends ansieht, denn die Crème de la Crème des deutschen Musicals gibt sich ein Stelldichein: Weithin bekannte Musical-Allrounder wie Isabel Dörfler, Michaela Schober, Felix Martin, Kevin Tarte, David Arnsperger, Chris Murray, Patrick Stanke, Jan Ammann oder Andreas Bieber treffen auf rapide aufsteigende Musical-Größen und vielversprechende Talente wie Verena Mackenberg, Celena Pieper, Annemarijn Maandag, Marle Martens, Philipp Büttner, Dennis Henschel und Volkan Baydar. Dazu ein achtköpfiges, begnadetes Ensemble, mit Yara Hassan eine namhafte Choreographin und eine fünfköpfige Liveband. Auch in diesem Jahr weiß Sound of Music unter Andreas Luketa wieder mit einem grandiosen All-Nighter zu begeistern – und die wenigen Kritikpunkte, die wir in unserer letztjährigen Rezension geäußert hatten, wurden tatsächlich in Angriff genommen!
Charmant und etwas selbstironisch führt auch dieses Jahr Andreas Bieber durch den Abend mit pointierten, knackigen Moderationen zwischen den einzelnen musikalischen Themenblöcken. Die Zuschauer werden vom ihm sowohl gut unterhalten als auch hinreichend über das, was an diesem Abend zu sehen und zu hören ist, ins Bild gebracht. Zusätzlich sind in diesem Jahr auch Setlists im Foyer erhältlich, sodass der diesjährige Mitternachtsball im Vergleich zum Vorjahr noch einmal transparenter und publikumsnäher daher kommt. Die Blöcke selbst wirken im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls, sowohl thematisch als auch musikalisch und dramaturgisch, strukturierter und konsistenter. Auch das übergeordnete Thema rund um Grusicals, Antagonisten und Anti-Helden der Musicalwelt ist durchgängig in jedem Themenblock wiederzufinden. Die Akustik ist die ganze Nacht hindurch einwandfrei, alles ist sauber abgemischt und auch die Lichttechnik setzt jeden Song gekonnt wie stimmungsvoll in Szene. Viele der Songs werden von der Band live gespielt oder zumindest virtuos begleitet, was bei sechs Stunden eine wahnsinnige Leistung ist. Insofern hat sich dieses Konzert-Highlight vor allem konzeptionell und auch in Hinblick auf die Vorjahresveranstaltung noch einmal gesteigert.
Nach einem überwältigend dargebotenen Opening von Chris Murray mit dem einstigen Skandalsong “Jeanny”, der dank des eindrücklichen Schauspiels und Murrays grandioser Stimme bis zum Ende der langen Nacht in Erinnerung bleibt, folgen im ersten Themenblock fünf Songs aus “Jekyll & Hyde”. Hier glänzt vor allem Patrick Stanke mit einem emotional dargebotenen “Dies ist die Stunde”, sowie einer dramatischen “Konfrontation” im Duett mit David Arnsperger. Verena Mackenberg, die den Track der Lucy übernimmt, begeistert mit “Ein neues Leben” sowie zusammen mit Stanke in “Gefährliches Spiel”. Michaela Schober überzeugt in dem eher ruhigen Song “Mädchen der Nacht”.
Im nächsten Block werden Lieder aus der prämierten Musical-Neuheit “Frankenstein” präsentiert, in dem vor allem Philipp Büttner als Victor Frankenstein mit dem komplexen Song “Geist in der Maschine” sowie Celena Pieper als Elisabeth Lavenza mit der emotionalen Ballade “Dein, ewig Dein” punkten können. Chris Murray als Prof. Weishaupt bringt stimmgewaltig mit “Arena Anatonicum” mithilfe eines toll choreografierten Ensembles einen weiteren erinnerungswürdigen Moment auf die Bühne.
Isabel Dörflers erster großer Bühnenmoment des Abends kommt in Form von Claire Zachanassians triumphaler Rachehymne “Die Welt gehört mir” aus dem “Besuch der alten Dame”, die im positiven Sinne Gänsehaut auslöst.
Nach diesen, bis hierher inhaltlich bleiern schweren Stücken folgt mit “Der kleine Horrorladen” der erste seichtere Themenblock. In einer grandios frivolen Choreographie mit sich räkelnden Arzthelferinnen eingebettet, überzeugt Maximilian Vogel als “Zahnarzt”, während gleichermaßen das Duett “Jetzt hast du Seymour” von Audrey und Seymour – in Gestalt von Michaela Schober und Dennis Henschel – Begeisterung auslöst. Der große Moment dieses Blocks ist natürlich der Auftritt der Horrorpflanze Audrey Zwo, stimmgewaltig röhrend von Volkan Baydar in “Gibs mir” dargeboten und überraschenderweise inklusive passender Handpuppe (es war eigentlich die Piranja-Pflanze aus dem Super-Mario-Spieleuniversum – für Kenner sicherlich umso lustiger!) synchronisiert.
Bevor es in die Pause geht, interpretiert Andreas Bieber ganz losgelöst vom düsteren Abend den Song “Ronan” von Taylor Swift – als Auftakt einer fortan neu für jedes Sound-of-Musi- Konzert konstatierten Tradition und als Aufruf zu Spenden für unheilbar an Krebs erkrankte Kinder und deren Familien. Ein sehr berührender Moment.
Der einzige Themenblock, der – auch im Vergleich zum Vorjahr – etwas weniger zu überzeugen weiß, kommt nach der Pause in Form von “Phantom der Oper” und “Liebe stirbt nie”. Hier sind die bekanntesten Songs von Webbers Phantom-Musicals in eine kleine Rahmenhandlung eingebunden, in der ein verliebtes Paar als Touristen in der Pariser Oper auf die Geister des Phantoms und Christine Daaés trifft. Obwohl der Block in diesem Jahr recht gehetzt wirkt, entstehen schöne Momente: Philipp Büttner mit einer modernen Interpretation von “Think of Me” und ein grandioses Duett von Verena Mackenberg und Annemarijn Maandag zu “Liebe stirbt nie”, in dem Christine Daaés Stimme mit der der verliebten Touristin verschmilzt. Annemarijn Maandag überzeugt zudem auf ganzer Linie in den berühmt-berüchtigten hohen Sopranstellen am Ende des Titelsongs “Phantom der Oper”.
Die Kaiserin Elisabeth, ihr Sohn Rudolf und der Tod sind Schwerpunkte im folgenden Teil, in dem Felix Martin seinen ersten Auftritt des Abends opulent zu “Der letzte Tanz” feiert. Die zum Entzücken und Überraschen des Publikums hochschwangere Marle Martens mimt eine junge Kaiserin, wobei ihr aktueller Umstand ihrer Rolle einen besonderen Zauber verleiht. Ihr gelingt sowohl an Martins Seite mit “Wenn ich tanzen will” als auch im Duett mit Isabel Dörfler bei “Ich gehör nur mir” ein erinnerungswürdiger Moment. Zu einer dynamischen Choreographie, die wie aus dem Original-Musical entlehnt wirkt, schmettert Patrick Stanke als Luigi Lucheni “Milch”, während Jan Ammann, Felix Martin, Andreas Bieber und Dennis Henschel in einem Quartett von zwei Rudolfs und zwei Toden eine wuchtige Version von “Die Schatten werden länger” auf die Bühne bringen. Besonders berührt Isabel Dörfler als ältere, verbitterte Version von Elisabeth mit einem kraftvoll dargebotenen “Nichts, nichts gar nichts”.
In einem durch Biebers Moderation gut nachvollziehbaren, inhaltlich bunt gemischtem “Halloween-Mix” jagt dann ein Highlight das nächste: Kevin Tarte als düsterer Schattenmann aus “Ludwig²” sorgt für einen wahren Gruselmoment mit “Schwarze Schatten”, Dennis Henschel begeistert als Guy von Gisborne aus “Robin Hood” mit dem leider allzu kurzen “Ich oder Du” und Marle Martens gibt eine zerrissene Eiskönigin Elsa mit “Monster”, wiederum untermalt von dramatischer Choreographie, in der das Ensemble Martens bedrohlich einkreist. Drei Songs sind allerdings darüber hinaus absolute Showstopper und stellen gefühlt das Auditorium vor Begeisterung auf den Kopf: Chris Murray als bebend stimmgewaltiger und zugleich hoch emotionaler Dracula kreiert mit “Je länger ich lebe” einen so mächtigen Bühnenmoment, dass das Publikum gebannt den Atem anhält. Mit großer Rockstimme interpretiert Volkan Baydar “What Part of My Body Hurts the Most” aus “Bat Out of Hell” und sorgt für tosenden Applaus. Felix Martins Paraderolle als Frollo aus dem “Glöckner von Notre-Dame” lässt er mit “Das Feuer der Hölle” epochal noch einmal auflodern und zeigt in seiner markerschütternden Performance mit beeindruckender ‘Muscle Memory’, dass sein bitterböser Frollo stets bühnenreif in ihm schlummert.
In einem kleinen aber feinen “Rebecca”-Block stürmt Jan Ammann als Maxim de Winter unter großem Applaus seiner Fangemeinde mit “Kein Lächeln war je so kalt” über die Bühne und beweist abermals, warum dies wohl eine der eindrücklichsten Rollen seiner Karriere war. Isabel Dörfler gibt eine geradezu vermessen-zynische Mrs. Danvers im Titellied “Rebecca” mit einer ehrfurchtgebietenden Bühnenpräsenz und großer Stimmgewalt zum Besten und wirft die dringliche Frage auf, warum Dörfler die Rolle bisher nie in einer Inszenierung übernommen hat.
Frank Wildhorns düsteres und rockiges Erfolgsmusical “Death Note”, das auf einem Manga und Anime basiert und sich nicht nur in Japan, sondern zuletzt auch in London großer Beliebtheit erfreute, ist das Thema des nächsten Teils. Wildhorn selbst grüßt per Sprach-Einspielung das Mitternachtsball-Publikum und gibt Aussicht darauf, dass “Death Note” eventuell demnächst auch in Deutschland zu sehen sein wird. Vier Songs aus dem Musical werden in diesem Rahmen erstmals auf einer deutschen Großbühne präsentiert – ein wahrer Höhepunkt des gesamten Abends und von vielen, vor allem jüngeren Musicalfans heiß erwartet. Als Light Yagami begeistert Philipp Büttner mit dem Song “Hurricane” und im Duett mit Dennis Henschel als Lights Gegenspieler L in “Playing His Game”. Michaela Schober bewegt in ihrer Rolle als Todesgöttin Rem mit “When Love Comes”. Die tragische Figur der Popsängerin Misa wird überzeugend von Marle Martens mit “Borrowed Time” gemimt. Falls es dieses Musical je nach Deutschland schaffen sollte, wäre hier bereits eine sehr passende Besetzung zusammengekommen!
Der namensgebende Mitternachtsball-Part, der nun heiß erwartet folgt, ist zum großen Teil ein Mash-Up der bekanntesten Lieder aus “Tanz der Vampire” mit altbekannten sowie innovativen Arrangements und einigen Einspielern von Songs anderer Interpreten und Musicals. Der erste Teil wird sozusagen klassisch dargeboten und beinhaltet Philipp Büttner als ungewohnt poppigen Alfred und Celena Pieper als erfrischend stimmgewaltige Sarah. So gelingt den beiden respektive mit “Für Sarah” und “Draußen ist Freiheit” ein gleichzeitig vertrauter und doch von stimmlicher Seite her spannender Bühnenmoment. Mit gleich vier der vielleicht stimmgewaltigsten Grafen aus dem mittlerweile schier unendlichen Pool an Krolock-Darstellern reiht sich ein durch Applaussalven befeuerter Song an den nächsten: Felix Martin beltet die “Einladung zum Ball”, Kevin Tarte verhöhnt süffisant mit operaler Stimme in “Gott ist tot” und Jan Ammann duelliert sich vokal mit David Arnsperger in “Totale Finsternis”. Das gemessen an der Lautstärke des Jubelns wohl größte Highlight des gesamten Abends ist das Quartett aller Krolocks zu “Die unstillbare Gier”, in dem sich die vier Charakterdarsteller mit ihren großen Stimmen in eine gewaltig tönende Einheit singen. Mit einem Vampire-Spinoff und einem kleinen Handlungsstrang, in dem eine von der Liebe zu den Grafen gebrochene Frau von düsteren Femme fatales zu neuer Stärke geführt wird, begeistert zudem Marle Martens mit “Dann holt mich mein Herz wieder ein” aus “Bat Out of Hell”, das schon sehr nahe an Céline Dions Version herankommt. Das interessanteste Neu-Arrangement der vorher genannten Krolock-Soli wird in einem fetzigen Mash-Up von Verena Mackenberg, Michaela Schober, Annemarijn Maandag und Marle Martens erneut aufgegriffen und unter dem Titel “Die Nacht gehört dir” vorgetragen. Ebenso weiß eine rockige Neuinterpretation von “Rote Schuhe” und “Das Gebet” mit dem Titel “Stärker als wir sind”, dargeboten von Celena Pieper und Marle Martens, das Publikum zu fesseln. Den turbulenten Mitternachtsball-Akt schließt Jan Ammann mit einem emotionalen und einzigartigen “Vater Unser”, das von Jim Steinman für Krolock und “Tanz der Vampire” komponiert wurde, es aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen nie ins Musical geschafft hat.
Den krönenden Abschluss macht der Block zur “Rocky Horror Show”, auf den eingefleischte Fans den Jubeltiraden zufolge wohl recht lange gespannt gewartet haben. Volkan Baydar als schrulliger Riff Raff, Verena Mackenberg als frivole Janet, Dennis Henschel als schüchterner Brad, Felix Martin als marionettenhafter Erzähler, Michaela Schober als Vollweib-Magenta und Chris Murray als rockiger Eddie geben allesamt eindrucksvolle Figuren in passender Kostümierung ab und setzen den Rahmen für Andreas Biebers großen Auftritt als Frank’n’Furter. Choreographisch stechen aus dem Ensemble auch Anne Brunekreft als Columbia, Christian Rosprim als Doggie und Patrick Bertels als Rocky hervor, da sie ihre Rollen mit expressiver Körpersprache zu füllen wissen. Neben dem ikonischen “Time Warp” sowie den frenetisch gefeierten “Touch Me” und “There’s A Light” beeindrucken in diesem Teil vor allem drei Songs: Das energetisch wie selten performte “Hot Patootie” von Chris Murray, das gefühlvoll von Bieber vorgetragene “Don’t Dream It, Be It” und natürlich “Sweet Transvestite”, in dem Bieber mit dem ganzen Ensemble in die Vollen geht.
Ein kurzer Party-Mix beendet den Abend, bei dem vor allem Philipp Büttners Version des Lady Gaga Hits “Bad Romance” einschlägt wie eine Granate. Eine Bomben-Choreographie inklusive Vogueing und Duckwalk und ein sehr sexy-frivoles Auftreten lässt Büttner in einem bisher gänzlich unbekannten Licht erscheinen – und das weiß hellauf zu begeistern. Mit den Party-Hits “Tage wie diese” und “Wahnsinn” verabschiedet das grandiose Ensemble im Einklang das wohl ebenso erschöpfte, aber begeisterte Publikum in die düstere Duisburger Nacht. Ein durchweg gelungener Abend der Superlative, den jeder Musicalfan mindestens ein Mal im Leben besucht haben sollte!
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KREATIVTEAM |
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Regie | Yara Hassan |
Konzept | Andreas Luketa |
Musikal. Leitung | Christoph Bönecker |
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CAST (AKTUELL) |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Di, 31.10.2023 19:30 | Theater am Marientor, Duisburg | Premiere |