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Unter der professionellen Leitung von Dustin Smailes haucht das Laienensemble des TiC Theaters Wuppertal den Figuren aus der Feder Charles Addams’ modernen Zeitgeist ein. Neben guter Unterhaltung gespickt mit viel Humor, Gefühl und einem Hauch schlüpfriger Erotik bietet die Inszenierung viel Raum für Identifikation mit den ambivalenten Figuren, die durch die Netflix-Serie “Wednesday” eine neue Aktualität erfahren haben.
Die Addams’ halten sich für eine stinknormale Familie (“Bist du ein Addams”): Schwarzer Humor, eine auf den Kopf gestellte Vorstellung von Ästhetik und ein spezieller, jedoch liebevoller Umgang prägen ihr Familienleben. Dieses wird erstmalig infrage gestellt, als sich Tochter Wednesday in Lucas Beineke verliebt, den Sprössling einer Spießerfamilie. Damit wird nicht nur ihr der Kopf verdreht, sondern auch der Haussegen innerhalb der beiden Familien gerät ins Wanken!
Die Inszenierung lebt von der übersprudelnden Spielfreude der Darsteller, die allesamt Laien sind. Die Ensemblemitglieder zeigen enormes Engagement und Talent in Gesang und Spiel: Leonie Hackländer spielt gekonnt die tragende Rolle der Wednesday und stellt eine große Wandlungsfähigkeit unter Beweis, indem sie die Zerrissenheit ihrer Figur authentisch verkörpert. Zudem überzeugt sie mit einer sehr schönen Sopranstimme. Ihr Spielpartner Victor Kuhnen überzeugt als Lucas mit starker Bühnenpräsenz und wohlklingender Gesangsstimme.
Der überzeugendste Darsteller des Abends ist Christian Michalak in seiner Rolle als Gomez. Ganz dem Libretto entsprechend, gehen die humorigsten Sprüche auf sein Konto. Mit seinem gespielten spanischen Akzent verhaspelt er sich zwar ein paarmal im Text, aber das tut seinem Charme und seiner Glaubhaftigkeit keinen Abbruch. So umgarnt er nicht nur seine Spielpartnerin Anja Bielefeld als Morticia. Die beiden harmonieren als Paar sehr gut und in Gesang sowie im Tanz “Tango de Amore” begegnen sie sich völlig auf Augenhöhe. Bielefeld stellt eine der Vorlage entsprechenden Morticia mit all ihrer liebevollen Kaltschnäuzigkeit fabelhaft dar.
Dass Regisseur Dustin Smailes sein Handwerk hervorragend versteht, lässt sich im durchgehenden Spiel mit Ambivalenzen herauslesen. So schafft er eine düstere und zugleich vertrauliche Atmosphäre. Smailes schlägt die Brücke zwischen den Figuren und der Lebenswirklichkeit des Publikums, indem er beispielsweise Wednesday erzählen lässt, dass ihr die zwei Jahre Distanzunterricht während pandemischer Zeiten nicht gut bekommen sein.
Zahlreiche Identifikationsmöglichkeiten entstehen in einem Spiel zwischen Nähe und Distanz. Die Konflikte innerhalb der dargestellten Familiensysteme werden so aufgezeigt, dass sie gar nicht so befremdlich scheinen, wie die entsprechenden Familien auf den ersten Blick. Die Familienstruktur verändert sich, wenn die Kinder flügge werden. Mit Verlust und dessen Bewältigung hat jeder Mensch sein ganzes Leben lang zu tun. Und am Ende gilt es doch, das Beste aus seinem Leben zu machen und den eigenen Frieden, das eigene Glück zu finden, auch wenn es nicht den Vorstellungen geliebter Menschen entspricht.
Beril Erogullari als schrullige Oma der Familie und Nicole Gurske als der eifersüchtige Bruder Pugsley stellen durch lebensnahes Spiel in der räumlichen Enge des kleinen Theaters eine besondere Nähe zum Publikum her: Sie sprechen die Zuschauer während ihrer Solovorträge über allgemeine Lebensthemen direkt an und beziehen sie mit ein.
Smailes lässt die Figuren bei Auf- und Abgängen aus dem Zuschauerraum heraus agieren. Das Publikum wird somit zum Schauplatz der dargestellten inneren Konflikte sowie der Schwierigkeiten beim Gelingen guter Beziehungen. Diese Immersivität hat eine einnehmende und nachklingende Wirkung.
Die Kostüme von Noelle-Magali Wörheide sind nah an den Vorlagen, die man aus den Verfilmungen der Addams Family kennt. Dem Gothic entsprechende, wallende schwarze Kleider stehen im Kontrast zur spießigen Alltagskleidung der Familie Beineke. Die Kostümwechsel von Wednesday stehen für die Hin- und Hergerissenheit ihrer Figur.
Der bei den Addams’ aufgegriffene Gothic-Look findet sich auch im Bühnenbild von Jan Bauerdick und Benedikt Fiebig wieder. Vorhänge, die wie Fototapete bedruckt sind, werden schnell während kurzer Umbauten im Halbdunkeln aufgezogen. So werden Spielszenen drinnen wie draußen unterschieden: Grabsteine zieren den Garten vor der Villa der Addams’, während Säulen den Innenraum des Familienheims umsäumen. Improvisierte Möbel aus sargähnlichen Truhen unterstreichen den Eindruck, die Villa sei einer Familiengruft ähnlich. So sind schließlich auch die Addams’ dem Wandel der Zeit nicht gerade offen gegenüber eingestellt und bestehen auf das Fortlaufen ganz eigener, konservativer Strukturen.
Mit “Die Addams Family” ist dem TiC Theater Wuppertal eine Inszenierung gelungen, die sich sehen lässt. Die Darsteller lassen sich nicht anmerken, dass sie Laien sind und trösten mit gelungenem Spiel und Gesang über die Tatsache hinweg, dass die Musik aus der Konserve kommt.
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Dustin Smailes |
Bühne | Jan Bauerdick Benedikt Fiebig |
Kostüme | Noelle-Magali Wörheide |
Choreografie | Paul Kribbe |
Musikalische Leitung | Stefan Hüfner |
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CAST (AKTUELL) |
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GALERIE |
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