Dominique Aref (Deloris) © Emília Horpácsi
Dominique Aref (Deloris) © Emília Horpácsi

Sister Act (2023)
Schlossfestspiele, Zwingenberg/Neckar

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Als Rahmenprogramm für das 40-jährige Jubiläum der Zwingenberger Schlossfestspiele soll in der Musical-Sparte “Sister Act” – der aktuelle Dauerbrenner auf deutschen Bühnen – das Publikum in den Schlosshof locken. Bei dem fast restlos ausverkauften Run dieser Show hat dies auch vortrefflich funktioniert – aber zurecht? Im Großen und Ganzen: Ja!

Die erfolglose Nachtclubsängerin Deloris Van Cartier beobachtet, wie ihr Lover Curtis jemanden erschießt und wird daraufhin vom Polizisten Eddie in einem Kloster versteckt, in dem sie sich den Regeln der Mutter Oberin widersetzt und den hiesigen Nonnenchor groß herausbringt. Das auf dem Whoopi Goldberg-Klassiker basierende Musical mit Musik von Disney-Legende Alan Menken kommt nach Open-Air-Manier auch in Zwingenberg mit reduziertem Bühnenbild daher. In der einen Ecke eine kleine angedeutete Shisha-Bar, die als Versteck der Gangstertruppe um den Unterweltboss Curtis Jackson herhält, in der anderen ein Ensemble aus Schreibtisch, Bildschirm und Spind, das das Polizeirevier von Eddie Fritzinger mimt, und in der Mitte ein großes, beleuchtetes Diorama eines Klosterinnenraumes. Hier ist der zentrale Ort der Handlung und das ‘Reich’ der gestrengen Mutter Oberin. Zwischen diesen drei minimalistisch angedeuteten Szenarien bewegt sich die Hauptfigur Deloris. Das war es schon – und es reicht vollkommen, um die Hauptschauplätze der Handlung verständlich zu inszenieren, auch wenn ein wenig Detailverliebtheit oder Raffinesse nicht geschadet hätten. Es gibt keine großen Überraschungen in der Bühnen- oder Lichttechnik, aber alles wirkt für eine Open-Air-Produktion stimmig und ins Gesamtbild passend. Einige Szenen bleiben zwar etwas zu dunkel, so dass die Sicht auf die Hauptakteure optimierungsfähig wäre, aber vor allem beim Einsetzen der Dunkelheit, wo die Lichttechnik sich voll zu entfalten weiß, entsteht eine besondere Atmosphäre im Schlosshof. Einzig der Ton ist an diesem Abend, wahrscheinlich nicht ausschließlich aufgrund der Witterungsbedingungen, ein Störfaktor. Es wird an einigen Stellen versäumt, die Mikrofone rechtzeitig ein- und auszuschalten, sodass einige Dialogfetzen ungehört – und ein paar Backstage-Kommentare leider gehört – durch die Boxen dringen. Das trübt den sonst stimmigen Eindruck der Technik-Sparte. Die zahlreichen Chornummern sind dagegen schön abgemischt und austariert, sodass weder Musik noch Gruppengesang unausgeglichen scheinen. Auch Soloparts klingen sauber und ohne die auf Freilichtbühnen oftmals irritierenden Störgeräusche über die Lautsprecher in den Schlosshof. Die Musiker spielen sich beschwingt und sauber durch die funkige Partitur. Es ist zwar vor allem bei den funkigen Songstelle deutlich hörbar, dass das Orchester recht dünn besetzt ist, aber die Verstärkung durch die Tontechnik tut ihr Möglichstes, um die fehlende Größe auszugleichen.

Die Choreographien machen beim Zusehen großen Spaß und wirken vor allem in den Gruppennummern des Nonnenchores besonders dynamisch und mitreißend. Schön choreographiert ist auch Eddies Solo “Tief in mir”, in dem zwei Quickchanges den Höhepunkt bilden, und bei Curtis’ Song “Ich mach sie kalt” sind einige tänzerische Hingucker verarbeitet, die an Latino-Moves und Michael Jackson erinnern. Besonders in Erinnerung bleibt die Choreographie der finalen Verfolgungsjagd, bei der Tanz, Slapstick-Comedy und Kampf choreographisch vereint werden. Den verschiedenen ‘Chase’-Szenen des Stücks kommt die Auslegung der Bühne zugute, die auf mehreren Ebenen bespielt wird und mit dem Zuschauerraum verbunden ist. Das wird mehrmals geschickt ausgenutzt, wodurch dynamische Szenen mit mehreren parallel ablaufenden kleinen Geschichten entstehen können und die Zuschauerempfindung immersiv wirkt.

Auch die Darstellerriege macht ihre Arbeit solide und beweist sowohl Spielfreude als auch die benötigte Energie auf der Bühne. Das aus Laien- und Profidarstellern zusammengemischte Ensemble funktioniert in “Sister Act” erstaunlich gut, sodass die Grenzen zu verschwimmen beginnen – gut für die Amateure und weniger optimal für die Profis, könnte man denken. So stiehlt beispielsweise Gabriele Soyka, im echten Leben Ärztin, so einigen v.a. männlichen Bühnenveteranen in ihrer Rolle der kauzigen und uralten Nonne Mary Therese die Schau. Es macht Spaß ihr zuzusehen, wie sie diese Randrolle immer wieder mit ulkigen Bewegungen, gezielt verspäteten Reaktionen oder ihren in die Länge gezogenen Auftritten ausfüllt und dadurch deutlich mehr in den Fokus setzt als per Skript eigentlich präsentere Nonnenrollen.

Das gesamte 16-köpfige Nonnenensemble macht einen schönen Job, den Wandel von demotivierter schief singender Truppe zu einer Bühnensensation und Schwesternschaft glaubhaft darzustellen. Herauszustellen ist da vor allem Maria Messner, die ihrer schüchternen Postulantin Mary Robert eine tief emotionale und sehnsüchtige Charakterfärbung gibt und durch ihr extrem authentisches Schauspiel zu bewegen weiß.

Dominique Aref ist eine solide Deloris Van Cartier mit einigen, leider nicht durchgängig, gesanglich starken Passagen. Hier sind zum einen der Opener des Stücks “Zeig mir den Himmel” und zum anderen vor allem ihre Ballade “Sister Act” im zweiten Akt hervorzuheben. Ihr Schauspiel wirkt glaubhaft und färbt die Figur der Deloris in eine trocken-zynische, wenngleich eher eindimensionale Richtung. Man muss Aref dabei zugutehalten, dass sie als neue Hauptbesetzung sehr spontan die Deloris von der erkrankten Lorenza Maluku übernommen hat, die mit dieser Rolle ihr deutschsprachiges Musical-Debüt begangen hätte.

Das Besetzungshighlight tritt allerdings in Gestalt von Barbara Köhler als Mutter Oberin zutage. Mit ihrem differenzierten Schauspiel, ihrer starken Gesangsstimme und ihrer dominierenden Bühnenpräsenz stellt sie alles und jeden in den Schatten. Dass eine Mutter Oberin das Highlight von “Sister Act” wird – dazu ist das Musical eigentlich weder gesanglich noch von der Figurenzeichnung her ausgelegt. Und trotzdem gelingt es Köhler, einen fulminanten Eindruck zu hinterlassen, der den ganzen Musicalabend positiv prägt. Allein für ihre grandiose Darstellung lohnt sich der Besuch von “Sister Act“ in Zwingenberg allemal.

 
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KREATIVTEAM
MusikAlan Menken
GesangstexteGlenn Slater
BuchCheri Steinkellner
Bill Steinkellner
Mitarbeit am BuchDouglas Carter Beane
Buch-ÜbersetzungWerner Sobotka
Michaela Ronzoni
Deutsche LiedtexteKevin Schroeder
Heiko Wohlgemuth
InszenierungSabine Sterken
KostümeFriederike von Dewitz
Sabine Sterken
BühneHelmut Mühlbacher
ChoreografieCamilla Matteucci
 
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CAST (AKTUELL)
Deloris van CartierDominique Aref
Mutter OberinBarbara Köhler
Mary RobertsMaria Meßner
Mary PatrickEstelle Celine Klein
CurtisNicky Wuchinger
EddieMarkus Streubel
TJMaik Eckhardt
PabloFrancisco del Solar
JoeySven Wagenhöfer
Monsignore O’HaraHolger Ries
Schwester Mary LazarusSonja Vöckler
Schwester Mary NirvanaCharlotte Schinnagel
Schwester Mary TheresaGabriele Soyka
SoulgirlsLisa Maria Wehle
Christin Reiter
Chorsoli / Solo-NonnenMichaela Bischoff
Ute Ellenberger
Melanie Hesse
Charlotta Mitschke
Christin Reiter
Lena Seidl
Ramona Umminger
Lisa Maria Wehle
Theresia Würzberger
Isabell Zimmermann
 
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CAST (HISTORY)
Deloris van CartierLorenza Maluku
  
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Mi, 26.07.2023 20:30Schlossfestspiele, Zwingenberg/NeckarPremiere
Do, 27.07.2023 20:30Schlossfestspiele, Zwingenberg/Neckar
Fr, 28.07.2023 20:30Schlossfestspiele, Zwingenberg/Neckar
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