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Der Mitternachtsball in Duisburg, mittlerweile eine überregionale Kult-Veranstaltung von Sound of Music Concerts, wurde zum nunmehr fünften Mal unter tosendem Applaus eröffnet. Ein Auszug des Who’s who der Musicalszene – sowohl in Bezug auf die Songs als auch auf die Solisten – tummelte sich bei dieser Gala der Superlative von vier Akten und insgesamt ganzen sechs Stunden Dauer. Ein Feuerwerk von Highlights zwar mit wenig Grusel, aber dafür überschwänglicher Stimmung und starken Darbietungen auf der Bühne!
Diese extralange Musicalnacht bleibt vor allem wegen des erlesenen Casts an Solisten und Ensemble und der beeindruckenden Bandbreite an dargebotenen Songs nachhaltig in positiver Erinnerung – ein wahres Potpourri an Talenten und Power-Songs!
Kritik gilt es dennoch zunächst zu äußern, bevor wir uns den zahlreichen Highlights der Nacht widmen – vor allem, was die thematische und strukturelle Umsetzung betrifft: Der eigentliche Aufhänger des Mitternachtsballs – Grusel, Mystery, Tod, Horror und andere Halloween-Themen innerhalb des Musicalgenres – wurde bei der Repertoire-Auswahl eher wenig beachtet und geriet dadurch leider etwas in den Hintergrund. So wurden viele Gruselmusicals wie beispielsweise “Dracula”, “Carrie” oder “Young Frankenstein” bei der Programmauswahl nicht berücksichtigt, während Werke wie “Die Eiskönigin”, “Zeppelin” oder “Robin Hood” Eingang fanden, die bei allem interpretativem Freiraum keinerlei Verbindung zum angekündigten Gruselthema zuließen. Die Schauermomente, die vom charmanten Moderator Andreas Bieber am Anfang in Aussicht gestellt wurden, schafften den Weg auf die Bühne letztendlich eher selten und für die Altersfreigabe ab 18 Jahren war keine großartige inhaltliche Rechtfertigung ersichtlich.
Zudem wurden einige der beworbenen Stücke oder Rollen leider am Ende doch nicht gezeigt, obwohl man entsprechende Originaldarsteller vor Ort hatte – so gab es leider weder den angekündigten “Glöckner von Notre-Dame” noch Mrs. Danvers aus “Rebecca” zu erleben, obwohl mit Jonas Hein, Lucy Scherer und Maya Hakvoort durchaus passende Darsteller für diese Szenen anwesend waren. Auch die Einteilung der Akte wirkte oft zwar dramaturgisch durchdacht, aber thematisch zum Teil abenteuerlich zusammengemischt. Ja, einige Blocks wurden inhaltlich zusammengesetzt in einen Akt gelegt, beispielsweise der beeindruckende “Tanz der Vampire”-Teil gegen Ende des Abends, aber ansonsten war es eine zumeist lose Abfolge an Liedern, die teilweise, z.B. im Falle von Songs aus dem “Eiskönigin”-Franchise, auf mehrere Akte verteilt wurden. Ein wenig mehr Struktur und Übersichtlichkeit hätte dem Abend sicher gut getan und den Erwartungen einer Zuschauer besser Rechnung getragen.
Dennoch – und damit kommen wir zum weitaus überwiegenden Positiven – es herrschte eine überwältigende Stimmung im Saal, eine ansteckende Energie und Begeisterung sowohl auf der Bühne bei Solisten und Ensemble, als auch beim Publikum. Jeder einzelne Solist konnte an diesem Abend brillieren und dank der bunten Songauswahl war sicherlich für jeden Musicalfan etwas dabei. Ein Highlight jagte das nächste, ein Interpret übertraf den vorherigen, die Choreographien wurden zunehmend beeindruckender und ein Akt toppte den anderen. Was auf der Bühne in einigen Sequenzen dargeboten wurde, war unvergesslich und magisch und ließ die Kritikpunkte beinah in Vergessenheit geraten.
Eines der vielen Highlights waren die Darbietungen von Ethan Freeman, der einmal mehr bewies, warum er in der deutschen Musicalszene fast schon eine Legende ist: Im ersten Akt gab er einen stimmgewaltigen und eindrucksvollen Jekyll/Hyde in der berühmten Verwandlungsszene sowie in seinem Duett “Gefährliches Spiel” mit einer wunderbaren Maricel an seiner Seite. Als Phantom in “Musik der Nacht” sowie in seinem Duett mit Jonas Hein aus “Phantom der Oper” / “Liebe stirbt nie” brillierte er genauso wie als Luigi Lucheni im “Elisabeth”-Showstopper “Milch”.
Maricel konnte besonders an der Seite von Michaela Schober und Sophie Halter in “Mädchen der Nacht” aus “Jekyll and Hyde”, als Elphaba an der Seite der deutschen Ur-Glinda Lucy Scherer beim “Wicked”-Block und im finalen Musikmix des vierten Aktes mit “Haunted” und “What’s Up” stimmlich beeindrucken.
Ein weiteres Stimmwunder offenbarte sich erneut in Form von Jonas Hein: Ob als einer der vier Krolocks bei “Einladung zum Ball”, als gesanglicher Gegenpart zu Freeman im Phantom-Block des ersten Aktes oder in seinem Eiskönigin-Solo “Into the Unknown” – seine virtuose Stimme stach immer heraus und bewegte.
Michaela Schober, die sich im dritten Akt vom Mentalisten Mirko Matira hypnotisieren ließ, wusste vor allem beim Musikmix mit “Zombie”, “Killing Me Softly”, “Black Velvet” und “I Love Rock’n’Roll” zu begeistern und gab eine wunderbar frivole Magenta im “Rocky Horror Show”-Block.
Im genanntem Rockmusik-Mix konnte außerdem Maya Hakvoort mit ganz ungewohnten Tunes für ihr Repertoire begeistern. Zudem sorgte sie als Elisabeth mit “Nichts, nichts, gar nichts” und bei “Ich gehör nur mir” sowie als Claire Zachanassian aus “Besuch der alten Dame” mit dem Solo “Die Welt gehört mir” und im Duett “Sturm der Liebe” gemeinsam mit Alexander Di Capri für starke Auftritte.
Ein weiteres stimmliches Highlight gab Rob Fowler als Tod mit “Der letzte Tanz”, “Wenn ich tanzen will” und “Die Schatten werden länger” aus “Elisabeth” sowie an der Seite von Maricel im Duett “What Part of my Body Hurts the Most” aus dem Jim-Steinman-Musical “Bat Out of Hell”.
Marle Martens setzte sich als eine der gesangsstärksten Solistinnen des Abends durch und begeisterte in einer Vielzahl von Songs, vor allem aber mit ihrer Interpretation des Céline Dion-Klassikers “It’s All Coming Back to Me” in deutscher Sprache (“Es holt mich die Sehnsucht ein”; ebenfalls aus “Bat Out of Hell”).
Neben seiner Moderation begeisterte Andreas Bieber im vierten Akt als Frank’n’Furter aus der “Rocky Horror Show”. Besonders großen Applaus holten außerdem Dennis Henschel und Thomas Hohler mit dem kurzen Lied “Ich oder du” aus “Robin Hood” ein. Henschel beeindruckte zudem als Schattenmann aus “Ludwig²” und generierte mit seiner düsteren, bedrohlich wirkenden Auslegung der Rolle einen der wenigen wirklich schaurigen Momente des Abends. Dies gelang zudem Christian Schöne mit seiner eindrücklichen Interpretation des einst skandalträchtigen Stalking-Songs “Jeannie” aus “Falco meets Amadeus”. Einen ungewohnt ruhigen Moment schaffte er mit “Liebe ist blind” aus dem neuen Musical “Jack the Ripper”.
Sascha Krebs konnte vor allem im letzten Teil des Abends, bei dem ein Rock-Song den nächsten jagte, sein volles Stimmvolumen eindrucksvoll zum Strahlen bringen. Darüber hinaus gab er einen stimmgewaltigen Grafen Krolock beim “Totale Finsternis”-Duett an der Seite von Frouwkje Zuidema.
Jan Ammann, der als letzter der angekündigten Solisten unter tosendem Applaus in der Rolle des Maxim de Winter mit “Kein Lächeln war je so kalt” in Erscheinung trat, begeisterte zudem nicht nur mit “Engel” der Band Rammstein, sondern auch in seiner Paraderolle als Krolock zusammen mit Jonas Hein, Sascha Krebs und Alexander di Capri in einem “Die unstillbare Gier”-Quartett, das vielleicht das größte Highlight des Abends war. Überwältigend!
Am Applaus gemessen kam nur noch Andreas Bongards grandiose Interpretation von Lady Gagas Hit “Bad Romance” im vierten Akt an diesen Glanzpunkt heran. Es war gleichzeitig auch die Nummer, bei der das sehr talentierte Ensemble die elaborierteste und mitreißendste Choreographie des Abends aufs Parkett legte – dicht gefolgt von ihren anrüchigen Moves bei “Sweet Transvestite”. Bongard selbst überzeugte auch im “Bad Cinderella”-Bock neben Michaela Schober sowie als Fiyero aus “Wicked” in “Tanz durch die Welt”, wo im Hintergrund eine ausgelassene, romantische Prom-Night-Szene vom Ensemble gespielt wurde, in der sich auch gleichgeschlechtliche Liebespaare beim Glizz-Abschlussball zeigten – ein schönes Detail!
Unabhängig von den Solisten zählten einige Arrangements ebenso zu den Höhepunkten: Etwa die Neuinterpretationen vieler Songs aus “Tanz der Vampire” im dritten Akt; unter anderem “Dir war dein Leben eine Nummer zu klein”, eine rockige Version auf Basis von “Einladung zum Ball”, die vonMaya Hakvoort und Michaela Schober überragend präsentiert wurde. Auch das Remix von “Rote Schuhe” und “Das Gebet”, dargeboten von Marle Martens und Frouwkje Zuidema, beeindruckte mehr als das inzwischen etwas in die Jahre gekommene Original. Für Aufhorchen sorgten auch “Ich gehör nur mir” als Duett zwischen einer jungen und einer alten Kaiserin Elisabeth sowie ein schönes Quartett-Arrangement von “Phantom der Oper”, das eine kleine Geschichte erzählte über Touristen , die die Opera Garnier – den Schauplatz des Phantoms – besichtigen und in Gedanken auf die echte Christine Daaé und ihren maskierten Verehrer treffen.
Der Sound, das Bühnen- und das Lichtdesign sowie die sechsköpfige Band, die gut zwei Drittel der Songs des sechsstündigen Events virtuos und mit vollem Klang interpretierte, ließen nichts zu wünschen übrig. Bei den restlichen Songs wurde auf vorproduzierte Playbacks zurückgegriffen, die ebenfalls hochwertig über die Lautsprecher kamen. Zusammen mit dem achtköpfigen Ensemble und den 17 Solisten gaben Musiker und Technik alles bei diesem aufwändigen Gala-Abend.
Es war ein langer, emotionaler und zugegebenermaßen auch aus Zuschauersicht etwas anstrengender Abend, der aber im Flug verging und bei besserer Belüftung und etwas längeren Erholungs- und Erfrischungspausen seitens des Theaters am Marientor auch gerne noch bis zum Morgengrauen hätte anhalten dürfen. Riesigen Respekt an alle Künstler! Nächstes Jahr gerne wieder!
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KREATIVTEAM |
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Musical Director | Bernd Steixner |
Regie | Yara Hassan |
Konzept | Andreas Luketa |
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CAST (AKTUELL) |
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GALERIE |
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TERMINE |
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TERMINE (HISTORY) |
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Mo, 31.10.2022 19:30 | Theater am Marientor, Duisburg | Premiere |