© Nico Moser für ShowSlot
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Das gefeierte Musical steht seiner Kinofilm-Grundlage in nichts nach: Es ist nicht weniger modern, derbe, humorvoll, albern und bunt. Nun ist “Fack Ju Göhte” auf Tour und hat auch im Bremer Metropol Theater Halt gemacht. Um eines vorwegzunehmen: Beim Schlussapplaus erhob sich bis auf den letzten Sitzplatz jeder Zuschauer mit jubelnden Standing Ovations.

Der Ex-Knacki Zeki Müller wird aus dem Gefängnis entlassen und möchte seine zuvor vergrabene Beute zurückhaben. Das Problem: Während seiner Zeit im Gefängnis wurde eine Schule auf diese Fläche gebaut. Also bewirbt er sich als Hausmeister, wird aber aufgrund eines Missverständnisses als Lehrer eingestellt und dazu verdonnert, die Problemklasse zu unterrichten. Neben den nächtlichen Grabungen in der Turnhalle gewinnt er schnell den Respekt der Jugendlichen für sich und lässt sein vermeintlich kühles Herz von der Referendarin Schnabelstedt erweichen.

“Fack Ju Göhte” hat mit seiner Mischung aus Hip-Hop, Rap und Pop die deutsche Musicalwelt ins Hier und Jetzt geholt. Es wird auch mal laut – so laut, dass die Bässe dröhnen und Club-Atmosphäre aufkommt. An anderer Stelle ist es ganz still – zum Beispiel, wenn Veronika Hörmann als Frau Schnabelstedt mit “Wegen dir” Zeki gemeinsam mit den Jugendlichen seiner Klasse davon zu überzeugen versucht, sich zwischen einer Zukunft in der Kriminalität und seinem Leben als Scheinlehrer für den richtigen Weg zu entscheiden.

Silvio Römer, breit gebaut und mit Tattoos ausgestattet, macht seiner Rolle als Krimineller Zeki alle Ehre. Seinem Bühnencharakter gelingt es trotz Gefängnisaufenthalt und allerhand verbalen Beleidigungen, die Sympathien des Publikums auf seine Seite zu ziehen; schließlich hat Zeki tief in sich ein gutes Herz, wie Frau Schnabelstedt schnell bemerkt. Sein gesangliches Können kann Römer in dieser Rolle aufgrund der vielen Passagen mit Sprechgesang zwar nicht so recht ausleben, dafür überzeugt er aber mit natürlichem Schauspiel und einem perfekten Timing bei seinen vielen Witzen und humorvollen Dummheiten.

Auch Franziska Kuropka als Klebstoff-süchtige Schulleiterin Gerster kann trotz ihrer strengen Rolle die Zuschauer für sich gewinnen und sorgt für einige Lacher. Ihre souligen Songs erinnern zwischen all den eher poppigen Titeln daran, dass wir uns in einem Musical befinden.

Ebenfalls für Musicalstimmung sorgen die fantastischen Choreografien von Jonathan Huor. Mit Originalität und einer guten Mischung aus klassischem Musicaltanz und Hip-Hop bilden die Tanzszenen das wahre Herz des Stückes und bringen sogar die verklemmte Frau Schnabelstedt unter unfreiwilligem Medikamenteneinfluss in einer Bollywood-Nummer zum Tanzen.

Punktabzug gibt es für die instrumentale Begleitung, für die vorab in den MG Sound Studios Vienna eingespielte Band-Aufnahmen unter musikalischer Leitung von Michael Lieb herhalten mussten. So wird doch, trotz anständiger Qualität der Aufnahmen, dem Live-Erlebnis eines Musicals mit einer Aufzeichnung Unrecht getan. Es bleibt zu hoffen, dass Musik aus der Konserve in der Welt der Pop-Musicals nicht zur Regel wird.

Das einfache, aber pfiffige Staging überrascht und erfreut; in “Fack Ju Göhte” ist ein aufwendiges Bühnenbild aus unterschiedlichen Ebenen und Drehelementen nämlich gar nicht nötig. Die Ausstattung von Andrew Edwards zeigt, was trotz eines simplen Konzepts ohne viel Aufhebens möglich ist: Gerahmt ist die Bühne von Spinden, wie man sie aus amerikanischen High-School-Filmen und -Serien kennt. Diese lassen sich verschieben, aufklappen, umdrehen, heben und senken und zaubern so Szene für Szene immer neue Räume und Requisiten hervor. In der Mitte der Bühne steht eine Art Klettergerüst aus einer Turnhalle, welches – mit etwas Fantasie – die Rolle verschiedenster Gegenstände und Bauten annehmen kann. Ansonsten braucht es nicht viel in der Schule von Zeki Müller, Frau Schnabelstedt und Direktorin Gerster. Eine drehbare Tafel und einige von der wildgewordenen Klasse beschmierte Sitzhocker bieten für jeden Anlass das passende Equipment. Auch ein Schwimmbad wird mit wenigen, simplen Mitteln konstruiert und sorgt für einige Lacher.

Die Kostüme von Adam Nee runden das Schultreiben ab. Leider etwas stereotyp – die befreundeten Bar-Tänzerinnen des Zeki Müller räkeln sich in knappen Glitzerfummeln und schmerzhaft hohen High Heels – treffen sie doch die Ästhetik des einstigen Kino-Kassenschlagers.

Ein bisschen schade ist es auch um einige der Nebencharaktere der Inszenierung von Christoph Drewitz, von denen nicht alle die vorlangenbedingt ohnehin recht klischeebehafteten Problemkinder und Möchtegern-Kriminellen mit der entsprechenden Tiefenwirkung inszenieren können. Sie stöckeln als Bar-Tänzerinnen über die Bühne oder rufen als Klassenkameraden wilde Beleidigungen durch die Schule und rutschen damit schnell in platte Klischees ab. Verübeln kann man es ihnen nicht, liegt doch die Messlatte, die von den Hauptdarstellern gesetzt wird, sehr hoch. Auch im Film lassen die Nebenrollen nicht viel mehr Tiefe erkennen und so kann man hier ebenfalls getrost darüber hinwegsehen.

Bei “Fack Ju Göhte” ist vielleicht keine Charakterstudie zu erwarten. Dafür aber eine fast dreistündige und doch kurzweilige Inszenierung mit Choreografien, die einem den Kopf verdrehen, charismatischen Tänzern, liebenswerten Hauptdarstellern, schmissigen Popsongs und jede Menge Lachern. Dem Publikum gefällt es und es tobt, wie schon verraten, beim Schlussapplaus. Aufgeregt verlassen die Zuschauer plappernd und lachend den Saal des Metropol Theaters und summten dabei den einen oder anderen Ohrwurm vor sich hin.

 
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KREATIVTEAM
Musical von Kevin Schroeder, Simon Triebel und Nico Rebscher
Creative Development von John Havu
Nach dem Film von Bora Dagtekin, produziert von Constantin Film
 
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CAST (AKTUELL)
Zeki MüllerSilvio Römer
Lisi SchnabelstedtVeronika Hörmann
Frau GersterFranziska Kuropka
DangerFlorian Heinke
ChantalJasmin Fihlon
BurakMalcolm Henry
LauraAmelie Polak
JeromeSoufjan Ibrahim
ZeynepMyriam Akhoundov
CharlieJohanna Weinstich
EnsembleSteven Armin Novak
Nathalie Nongploi Plüss
Romina Markmann
Henrik Vilhelmsson
Nele Neugebauer
SwingsRuth Lauer
Sven Geiger
Anna Zagler
  
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 14.01.2023 19:30Bank Austria Halle im Gasometer, WienPremiere
So, 15.01.2023 19:30Bank Austria Halle im Gasometer, Wien
Mo, 16.01.2023 19:30Messearena, Klagenfurt
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