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“Tadadadaaaa. Schnipp-Schnipp. Tadadadaaaa. Schnipp-Schnipp.” Fast jeder kennt dieses Intro zur Schwarz-Weiß-TV-Serie “The Addams Family”. Die Mitglieder der gruftigen Kult-Familie begeistern samt Fingerschnipps-Intro und noch viel mehr Musik in Schwedt als Open-Air-Musical. Insbesondere der gute Cast garantiert gute Unterhaltung an einem lauen Sommerabend.
“Normal ist eine Illusion”. Mama Morticia, weibliches Oberhaupt des morbiden Addams-Clans, ahnt das heraufziehende Unheil. Denn auch wenn ihre Familie für nur eine Nacht das Dunkel um sich herum abstreift und vorgibt, ein quasi “normales” Leben zu leben, kann das nicht gut enden. Anlass für Morticias Befürchtungen ist der Antrittsbesuch der “Normalo”-Familie Beinike, in deren Sohn Lucas sich Addams-Töchterlein Wednesday unsterblich verliebt hat. Natürlich klappt das völlig überzeichnete, schöne US-Familien-Idyll mit Onkel im Football-Dress und Krankenschwester-Grandma durch einen dummen Zufall wie ein Kartenhaus in sich zusammen und führt zu neuen Komplikationen.
Ein komödiantisches Musical, in dem eine abseits der Norm lebende Familie für die Liebe ihres Nachwuchses vorübergehend ihr Leben zu Gunsten der Konventionen der Mehrheitsgesellschaft abgibt und dadurch ins dramaturgische Chaos stürzt – kenn wir das nicht irgendwoher? Inhaltlich ist “The Addams Family” sehr nah an “La Cage aux Folles”. Die Buchautoren Marshall Brickman und Rick Elice tauschen lediglich das schwule Ehepaar mit Travestie-Cabaret gegen eine bizarre Gothic-Familie in einer Grusel-Villa aus. Auch wenn das nicht sonderlich innovativ ist: dank den seit den 1930er Jahren unter anderem aus Cartoons, Fernsehmehrteilern und Kinofilmen bekannten exzentrischen Familienmitgliedern unterhält die Musical-Fassung auch in dieser Inszenierung von Lars Franke prächtig. Wenn im Finale dann noch Skelette in einer Feuershow zum instrumentalen Best-of der Partitur die sechs lodernden Buchstaben A-D-D-A-M-S formen, gibt es im Auditorium der Odertalbühne kein Halten mehr.
Und das wirklich zu Recht! Regisseur Franke führt den fast nur aus hauseigenen Kräften bestehenden, grandiosen Cast voller liebevoll charakterisierter Typen mit hohem Tempo über die Bühne. Hier stimmt das Timing der Pointen und der Regisseur nutzt die Vorteile einer Open-Air-Produktion, in der es ordentlich zischt, knallt und zündelt. Wegen des verhältnismäßig frühen Vorstellungsbeginns um 19:30 Uhr schwächelt allerdings das Grusel-Ambiente. Da mag noch so viel Nebel über die Bühne wabern; die von Frauke Bischinger entworfene, stilisierte Häuserfassade mit allerlei bespielbaren Erkern und Plattformen wirkt bis zur Pause einfach nur trist, wird allerdings bei einsetzender Dunkelheit im zweiten Akt unter Beleuchtung atmosphärisch stimmungsvoller. Bischingers Kostümbild hingegen entspricht der düsteren Addams-Mode, die perfekt kontrastiert wird durch das in schrillem Gelb gewandete Normalo-Ehepaar Beineke.
Ein wahrer Wehrmutstropfen ist allerdings die musikalische Begleitung, für deren Einstudierung Tom van Hasselt verantwortlich zeichnet. Die Orchestrierung kommt recht synthie-lastig vorproduziert aus der Konserve. Auch wenn die Tonabmischung stimmt, die fehlende Live-Begleitung trübt den guten Gesamteindruck der Aufführung.
Wieviel Musical-Power im Schwedter Ensemble steckt, unterstreichen die Darsteller mit den äußerst synchron ausgeführten, anspruchsvollen Show-Choreografien von Sven Niemeyer. Angeführt wird der Addams-Clan vom südamerikanischen Temperaments-Macho Gomes. Michael Kuczynski ist in dieser Rolle ein hinreißender Sänger, Tänzer und Komödiant, optisch ist er allerdings viel zu jung geraten und wirkt neben der grandiosen Katarzyna
Kluczna als Ehefrau Morticia eher wie deren jüngerer Brunder. Mit ihrer dunkel timbrieren Stimme und dem trippelnden Gang kommt Kuczynski einer Idealbesetzung ihrer Rolle gleich. Gleiches gilt für Dominik Müller, der als begriffsstutziger Butler Lurch mit kleinen, zeitlupenartigen Gesten ein wahres Kabinettstückchen abliefert.
Als linkischer Pugsley wirkt Fabian Ranglack hingegen wie ein Besetzungskompromiss: er schmeißt sich zwar mit Verve in seine Rolle, ist allerdings optisch als gealtertes Moppelchen wenig glaubhaft als jüngster Addams-Spross. Theresa Löhle gibt seine ältere Schwester Wednesday als selbstbewusstes Dickkopf-Girlie, das gemeinsam mit der gastverpflichteten DDR-Ikone Dagmar Gelbke als schrullige Grandma und Uwe Schmiedel als Onkel Fester versucht, die Familie zusammenzuhalten. Dabei erhalten die drei Unterstützung von den fast omnipräsenten stimm- und tanzfreudigen Addams-Ahnen, die von sechs Studierenden der Stanislaw-Moniuszko-Musikadademie Danzig dargestellt werden.
Paulina Woitowicz wirbelt als Alice Beineke, die versehentlich durch das Acremonium-Tonikum enthemmt die Wahrheit über ihre unglückliche Ehe preisgibt, über die Bühne und spielt vorlagenbedingt Raffaele Bonazza als ihren Ehemann Mal glatt an die Wand. Auch Lennart Olafsson holt aus seiner etwas undankbaren Rolle als Sohn Lucas das Maximum heraus, hat aber wenig Gestaltungsspielraum.
In Schwedt sind die Addams im Sommer openair direkt am Oderkanal ein Glücksfall. In der kommenden Spielzeit gilt im Herbst wieder: “Normal ist eine Illusion”. Dann steht als Hausproduktion der bereits erwähnte Musicalklassiker “La Cage aux Folles” auf dem Programm. Wer das Stück nicht kennt, kann ab Oktober Gemeinsamkeit mit der Addams Family entdecken.
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KREATIVTEAM |
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Buch von Marshall Brickman und Rick Elice | ||||
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Musik und Songtexte von Andrew Lippa | ||||
Basierend auf Figuren erfunden von Charles Addams | ||||
Deutsch von Anja Hauptmann | ||||
Inszenierung | Lars Franke | |||
Musikalische Leitung und Einstudierung | Tom van Hasselt | |||
Ausstattung | Frauke Bischinger | |||
Choreografie | Sven Niemeyer | |||
Einstudierung und Leitung Feuershow | Karsten Nix |
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CAST (AKTUELL) |
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Gomez Addams | Michael Kuczynski |
Morticia Addams | Katarzyna Kluczna |
Onkel Fester | Uwe Schmiedel |
Grandma | Dagmar Gelbke |
Wednesday Addams | Theresa Löhle |
Pugsley Addams | Fabian Ranglack |
Mal Beineke | Raffaele Bonazza |
Lurch | Dominik Müller |
Alice Beineke | Paulina Wojtowicz |
Lucas Beineke | Lennart Olafsson |
Ahnen der Addams | Magdalena Skorupska Dominik Fijalkowski Julia Ostaszewska Patrycja Rutkowicz Jan Popis Karol Lendzion |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Sa, 28.05.2022 19:30 | ubs / Odertalbühne, Schwedt (Oder) | Premiere | |||||||
Sa, 04.06.2022 19:30 | ubs / Odertalbühne, Schwedt (Oder) | ||||||||
So, 05.06.2022 15:00 | ubs / Odertalbühne, Schwedt (Oder) | ||||||||
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Fr, 17.06.2022 19:30 | ubs / Odertalbühne, Schwedt (Oder) | ||||||||
Sa, 18.06.2022 19:30 | ubs / Odertalbühne, Schwedt (Oder) | ||||||||
Fr, 01.07.2022 19:30 | ubs / Odertalbühne, Schwedt (Oder) | ||||||||
Sa, 02.07.2022 19:30 | ubs / Odertalbühne, Schwedt (Oder) | ||||||||
Fr, 08.07.2022 19:30 | ubs / Odertalbühne, Schwedt (Oder) | ||||||||
Sa, 09.07.2022 19:30 | ubs / Odertalbühne, Schwedt (Oder) | ||||||||
Fr, 15.07.2022 19:30 | ubs / Odertalbühne, Schwedt (Oder) | ||||||||
Sa, 16.07.2022 19:30 | ubs / Odertalbühne, Schwedt (Oder) | Dernière | |||||||
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