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KURZBEWERTUNG |
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Es müssen nicht immer fiktionale oder historische Stoffe sein, die für ein Musical adaptiert werden. Dass auch die Realität unserer Zeit gute Vorlagen liefert, zeigt “Welcome to Hell” (Text: Peter Lund, Musik: Peter Michael von der Nahmer). In Lunds Inszenierung beweist ein grandioser Cast, dass unterhaltendes Musiktheater auch politisch und brandaktuell sein kann.
Sabine (Mira Keller) lebt zurückgezogen in einer kleinen Kammer, deren Zugang sie von innen mit drei Schlössern sichert. Abgeschottet von der Welt, schminkt sie sich die Lippen rot, setzt sich eine blonde Perücke auf und verwandelt sich von einer psychisch labilen Frau in eine geschäftstüchtige Bloggerin. In dieser zweiten Identität schreibt sie auf ihren Websites über Verschwörungstheorien und politische Entwicklungen, gibt Anleitungen in Erster Hilfe oder besorgt im Darknet gefälschte Ausweispapiere.
Bereits vor Beginn der Vorstellung blickt das Publikum auf Sabines Refugium, das auf der breiten, weiß ausgeschlagenen Bühne steht und durch Drehungen in andere Spielorte verwandelt werden kann (Ausstattung und Video: Zoe Agathos). Wenn zum rockigen Titelsong “Welcome to Hell” die anderen Darsteller nacheinander auf die Bühne kommen und ihre Figur kurz vorstellen, reicht Mira Keller ihren Kollegen die entsprechenden Alltags-Kostümteile aus ihrem Zufluchtsort heraus.
Ein starker Beginn in Peter Lunds gelungener Inszenierung, für die er den Studenten des Studiengangs Musical/Show ein Stück mit sehr lebensecht wirkenden Typen auf den Leib geschrieben hat. Beispielhaft genannt seien hier eine nach Abwechslung in der Metropole suchende Provinz-Schülerin (Tae-Eun Hyun), ein fundamentalistischer Christ (Nikko Forteza Rumpf) und ein femininer Callboy (Pablo Martinez). Dabei ist es Lunds Spezialität, nicht miteinander bekannte Figuren zusammenzuführen und dramaturgisch weiterzuentwickeln. So radikalisiert sich nicht nur der introvertiert-frustrierte Polizist (Alexander Auler), auch die wirtschaftlich wie persönlich ausgebeutete Getränkemarkt-Kassiererin (Andrea Wesenberg) wechselt die Seiten und sympathisiert mit dem gewaltbereiten Autonomen (Mathias Reiser). Bestehende Beziehungen zerbrechen, neue Konstellationen ergeben sich. Die bisexuelle TV-Reporterin (Anastasia Troska) stellt nicht nur den schmierigen Politiker (Loïc Damien) bloß, sondern verletzt den zwielichtigen Rotlicht-Macho (Didier Borel) an seiner empfindlichsten Stelle. Auch für Medizinstudentin Lily (Katia Bischoff) und WG-Bewohnerin Frieda (Lucille-Mareen Mayr) ergeben sich neue Perspektiven, indem sie unter ihr bisheriges Leben einen Schlussstrich ziehen. Alle zwölf Darsteller singen, spielen und tanzen auf höchstem Niveau (Choreografien: Neva Howard), so dass es unfair wäre, einzelne Leistungen herauszustellen.
Den Rahmen für die dramaturgischen Verwicklungen liefern die G20-Gipfel-Krawalle im Hamburger Schanzenviertel im Sommer 2017. Diese stehen allerdings nicht im Mittelpunkt, es werden vielmehr persönliche Einzelschicksale im Kontext der Ereignisse beleuchtet. So ist “Welcome to Hell” kein vor Gewalt strotzendes, düsteres Stück. Neben einer gehörigen Portion an Kritik am politischen System, darf auch viel gelacht werden. Allerdings dauert es wegen der vielen sich wandelnden Personen-Konstellationen recht lange, bis im Finale die Chorus Line mit “Gib ‘was ab” dem Publikum eine zwar gut gemeinte, aber wie aus heiterem Himmel präsentierte Botschaft mit auf den Nachhause-Weg gibt. Das wirkt so, als soll unbedingt ein versöhnliches Ende präsentiert werden. Etwas mehr Mut zum Verstören hätte besser zu den Hamburger Ereignissen gepasst.
Peter Michael von der Nahmers Partitur enthält nicht nur Songs mit Showstopper-Qualitäten. Oft verlässt sie das leicht eingängige, gefällige Musik-Terrain und überrascht mit sperrigen, atonalen Passagen. Die Kompositionen sind äußerst abwechslungsreich und fordern mit ihren rhythmischen Wechseln ganz besonders den Dirigenten Hans-Peter Kirchberg, der Musiker und Sänger gut zusammenbringt und -hält.
Mit diesem zeitkritischen Musical ist der Neuköllner Oper in Kooperation mit der Berliner Universität der Künste ein ganz großer Wurf gelungen. Die guten Auslastungszahlen – fast alle angesetzten Vorstellungen sind ausverkauft – unterstreichen, dass auch das Publikum bereit ist, im unterhaltenden Musiktheater ausgelatschte Pfade zu verlassen.
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KREATIVTEAM |
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Musik | Peter Michael von der Nahmer |
Text, Inszenierung | Peter Lund |
Musikalische Leitung | Hans-Peter Kirchberg Tobias Bartholmeß |
Choreografie | Neva Howard |
Ausstattung, Video | Zoe Agathos |
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CAST (AKTUELL) |
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Stefan, ein Polizist | Alexander Auler | |||
Lily, eine Medizinstudentin | Katia Scheharazade Bischoff Sophia Euskirchen | |||
Ricky, ein Möchtegernzuhälter | Didier Borel | |||
Friedrich, ein überzeugter Christ | Nikko Andres Forteza Rumpf | |||
Mina, eine Schülerin aus Husum | Tae-Eun Hyun | |||
Sabine, eine Bloggerin | Mira Keller | |||
Jesus, ein spanischer Callboy | Pablo Martinez | |||
Andi, ein junger Autonomer | Mathias Mihai Reiser | |||
Frieda, Andis Freundin | Lucille-Mareen Mayr Katharina Hierl | |||
Henry, ein französischer Referent | Loïc Damien Schlentz | |||
Kata, eine Journalistin | Anastasia Troska | |||
Krissy, eine Supermarktkassiererin | Andrea Wesenberg | |||
Eine Polizistin / Ein Polizist | Sandra M. Heinzelmann Stephan Bielinski | |||
Band | ||||
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Violine | Sarah Piorkowsky Ulrike Schnelle | |||
Viola | Sonja Firker Silvia Finger | |||
Violoncello | Johannes Henschel Ladis Cinzek | |||
Violoncello II | Anja-Susann Hammer Susanne Wohlleber | |||
Percussion/E-Drums | Olaf Taube Wolfgang Eger Sebastian Trimolt | |||
Keyboards/Synthesizer | Markus Mittermeyer Tobias Bartholmeß | |||
Klavier/Keyboards | Hans-Peter Kirchberg Tobias Bartholmeß |
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CAST (HISTORY) |
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Lily, eine Medizinstudentin | Sophia Euskirchen |
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GALERIE |
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TERMINE |
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TERMINE (HISTORY) |
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