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KURZBEWERTUNG |
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Nachdem es 2018 als Auftragswerk des Staatstheaters Augsburg zum 650-järigen Fugger-Jubiläum uraufgeführt wurde, kommt “Herz aus Gold” nun in seiner zweiten Spielzeit wieder ins Open-Air-Theater am Roten Tor in Augsburg. Das Stück über den wohl berühmtesten Sohn der Stadt, das es mit den historischen Fakten alles andere als genau nimmt, punktet durch die schwelgende Musik von Stephan Kanyar. Diese kommt durch die Augsburger Philharmoniker, durch ein großes Ensemble und allen voran durch die bezaubernden Katja Berg als Sibylla und den stimmgewaltigen Chris Murray als Jakob Fugger kraftvoll über die Bretter. Leider schafft es der zweite Akt nicht, die begonnene Geschichte in der gleichen Qualität weiterzuerzählen.
Noch heute, über 650 Jahre nach der ersten Ankunft eines Mitglieds der Familie Fugger in Augsburg ist deren Erbe quasi in jedem Winkel der Stadt zu sehen. Das riesige und reich geschmückte Stadtpalais, eine Vielzahl an Statuen und Straßennamen im historischen Zentrum und nicht zuletzt die Fuggerei, die erste Sozialsiedlung Deutschlands, zeugen noch heute von der Bedeutung der Patrizierfamilie – nicht nur für Augsburg, sondern für die gesamte damals bekannte Welt. Das berühmteste Familienmitglied war Jakob Fugger – zu seiner Zeit der reichste Mensch der Welt. Mit “Herz aus Gold” wird ihm ein musikalisches Denkmal gesetzt. Der Fokus der Show liegt aber, wie bei einem Auftragswerk zu einem Jubiläum vielleicht zu befürchten gewesen wäre, glücklicherweise nicht darauf, ein möglichst strahlendes Bild Jakob Fuggers zu zeichnen. Das Musical geht viel eher der Frage nach, wie er zu seinem “Herz aus Gold” – edel und wertvoll, aber eben auch kalt wie Metall – gekommen ist.
Die Handlung setzt im Jahr 1487 ein: Jakob Fugger kommt nach vielen Jahren der Geschäftsreisen mit einer revolutionären Geschäftsidee zurück in seine Heimatstadt Augsburg: Dem Handel mit Schulden gegen Schürfrechte. Er trifft auch seiner Jugendliebe Sibylla wieder, die Jakob nie vergessen hat. Obwohl sie mittlerweile verheiratet ist und eine Tochter hat, beginnen die beiden eine Affäre miteinander. Nach Jahren der Heimlichkeiten beendet Sibylla diese und weigert sich auch nach dem Tod ihres Mannes, dem Werben von Jakob nachzugeben. Stattdessen bietet sie ihm die Hand ihrer Tochter an, die Jakob widerwillig annimmt, um seine geliebte Sibylla weiterhin um sich zu haben. Da aus dem privaten Leben Jakob Fuggers nur sehr wenig bekannt ist, konnte sich der Autor und Texter der Geschichte Andreas Hilger nur an groben Fakten orientieren. So war Jakob Fugger zwar tatsächlich mit der bedeutend jüngeren Sibylla Artzt jun. verheiratet; für eine Verbindung zwischen Jakob mit seiner späteren Schwiegermutter finden sich in den historischen Quellen allerdings keine Belege.
Der zweite Akt orientiert sich dann viel mehr an den historischen Fakten und beleuchtet im Schwerpunkt das Verhältnis Jakobs mit Kaiser Maximilian, dem er seine Macht durch seine großzügige finanzielle Unterstützung sicherte. Die Geschichte greift hier auch ein historisch verbürgtes Ereignis auf: Die Verhöre Martin Luthers, der eben jenen Ablasshandel kritisierte, den die Familie Fugger für den Papst übernommen hat. Die Aufteilung der beiden Handlungsstränge wirken vor allem im zweiten Akt unorganisch: Die im ersten Akt begonnenen Geschichten erfahren ihre Fortführung, treten aber enorm in den Hintergrund. Dadurch gerät die Architektur der Handlung in ein merkwürdiges Ungleichgewicht und es scheint, als würden erster und zweiter Akt nicht wirklich zusammengehören.
Mit seinen Texten zeichnet Andreas Hilger hingegen wunderschöne Bilder, die sich immer wieder durch die gesamte Handlung ziehen, wie zum Beispiel das Motiv eines Tanzes. Zu Beginn der Show werden die strengen Formalitäten des Augsburger Ständetanzes als Symbol für die strikten gesellschaftlichen Regeln verwendet denen sich die vornehmen Augsburger unterwerfen. Jakob Fugger dagegen rät allen, so zu tanzen, wie es ihnen ihr Herz vorgibt. Sibylla nimmt das Motiv dann ebenfalls auf. Sie beschreibt ihre moralischen Zweifel bezüglich ihrer Affäre damit, dass dies nicht die richtigen Schritte seien und sie den Tanz so nicht gelernt habe. Wenn sie die Affäre dann beendet, tut sie dies mit den Worten, sie sei viel zu müde zum Tanz.
Die Abstriche im Buch schmerzen umso mehr, da die Show in der historischen Kulisse Augsburgs ansonsten auf voller Linie punkten kann. Sowohl bei den reich verzierten, detailverliebten Kostümen als auch bei der Ausstattung und dem Bühnenbild, bei dem man sich offenbar sehr an Jakob Fugger orientiert. Hier scheint das Motto gewesen zu sein: Lieber klotzen als kleckern! So wartet “Herz aus Gold” mit einer für eine Open-Air-Inszenierung wohl doch eher seltenen Drehbühne auf. Diese ermöglicht einen schnellen Szenenwechsel zwischen den Straßen Augsburgs und Jakobs Arbeitszimmer, das mit einem großen schweren Schreibtisch und unzähligen dicken Geschäftsbüchern in den Regalen ausgestattet ist. Besonders schön gelingt durch die sich ständig drehende Bühne zum Beispiel das Streitgespräch zwischen Sibylla und ihrer Tochter im zweiten Akt.
Das zweite zentrale Bühnenelement ist die riesige, aus überdimensionalen Goldmünzen bestehende Treppe, über die die meisten Auf- und Abgänge der Show stattfinden. Wenn beim Titelsong bei bereits eingesetzter Dunkelheit die gesamte Bühne und vor allem die Treppe mit jedem Schritt Jakob Fuggers nach oben mehr beleuchtet wird, ist das ein zwar einfacher, aber gleichzeitig sehr eindrücklicher Effekt. Eine andere, ebenfalls sehr schön inszenierte Szene ist der Aufstieg Jakobs bei “Nach oben”: Während Jakob den Song interpretiert, wird sein Arbeitszimmer von einem sich wie in Zeitraffer bewegenden Ballettensemble immer opulenter ausgestattet und er selbst immer prächtiger eingekleidet.
Die Musik von “Herz aus Gold” beschreibt Komponist Stephan Kanyar als eine Mischung von Pop- und Rockballaden sowie Anleihen aus der Musik der Renaissance. Tatsächlich gelingt ihm dabei eine ganz eigene musikalische Sprache, die den Unterschied zwischen den alteingesessenen Familien Augsburgs mit ihren herkömmlichen Geschäftsideen und dem neuen Denken Jakobs auch hörbar macht. Eine Besonderheit dieser Spielzeit ist, dass der Komponist selbst am Dirigentenpult steht und die Augsburger Philharmoniker gekonnt durch die sehr emotionale und aufwühlend orchestrierte Partitur führt.
Ein besonderes Pfund, mit dem die Inszenierung wuchern kann, ist die Besetzung: Ein großes Ensemble bestehend aus Mitgliedern des Opernchors, ein zusätzliches Musical-Ensemble und das Ballett des Staatstheaters stellen die Bürger Augsburgs, aber auch immer wieder andere kleinere Rollen dar. Wie bereits in der ersten Spielzeit übernehmen Elke Kottmair als Jakobs Mutter sowie Katharina Wollmann als Tochter Sybillas wieder die Nebenrollen des Stücks. Beide holen aus ihren wenigen Auftritten das Beste heraus.
Getragen wird die Show aber von den beiden Hauptdarstellern Katja Berg als Sybilla senior und Chris Murray als Jakob Fugger. Sybillas Zerrissenheit zwischen ihrer Liebe zu Jakob auf der einen Seite und andererseits der Pflicht ihrem Ehemann und später ihrer Tochter gegenüber wird von Katja Berg von Anfang an überzeugend aufgebaut und bricht sich dann in ihrem großen Song im zweiten Akt “Wo bin ich geblieben” Bahn. Das emotionale Solo wird von Katja Berg so herzzerreißend interpretiert, dass sich das Publikum nach den letzten Tönen erstmal sammeln muss, bevor ein schier unendlicher Applaus losbricht.
Als Besetzung der männlichen Hauptrolle ist Chris Murray ein Glücksfall. Schauspielerisch hat er seine größten Momente, wenn das Leben dem von sich überzeugten Haudegen Jakob Fugger einen Knüppel zwischen die Füße wirft. In einem Moment laut und voller Stärke über die Bühne wirbelnd, hält Chris Murray dann plötzlich inne und spielt mit ganz kleinen Gesten. Das Entsetzen, wenn Sybilla ihm nach seiner Rückkehr von der langen Reise gesteht, dass sie mittlerweile verheiratet sei und eine Tochter habe, ist bis in den Publikumsraum hinein spürbar. Auch stimmlich brilliert Chris Murray. Mit einem unendlich scheinenden Stimmvolumen haucht er dem Jakob Fugger – mal verführerisch wie bei “Tanz auf deine eigene Weise”, mal vor Wut schnaubend wie bei “Sieh in mir, was ich bin” – Leben ein. Seine Interpretation des Titelsongs der Show ist der absolute Höhepunkt der Inszenierung und dank Murrays Stimmgewalt vermutlich bis weit über die Mauern des Freilichttheaters Augsburg hörbar.
“Herz aus Gold” endet mit einem Jakob Fugger, der zwar unermesslich reich, aber nach dem Tod Sybillas und der gescheiterten Beziehung zu seiner Ehefrau auch unermesslich einsam ist. Es stellt sich die Frage, ob tatsächlich die Freiheit des Reichtums oder viel eher die Freiheit des Herzens und des Denkens erstrebenswert ist, die Jakob zu Beginn des Stückes immer wieder von den Augsburgern eingefordert, aber in seinem Leben selbst nie erlangt hat. Eine Frage, die sich vielleicht lohnt, sich immer mal wieder selbst zu stellen.
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KREATIVTEAM |
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Komposition | Stephan Kanyar |
Textbuch, Gesangstexte | Andreas Hillger |
Musikalische Leitung | Domonkos Héja Stephan Kanyar |
Inszenierung | Holger Hauer |
Choreografie | Ricardo Fernando |
Bühnenbild | Karel Spanhak |
Kostüme | Sven Bindseil |
Einstudierung der Chöre | Katsiaryna Ihnatsyeva-Cadek |
Dramaturgie | Johanna Mangold |
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CAST (AKTUELL) |
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== 2022 == | ||||
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Jakob Fugger | Chris Murray | |||
Sibylla sr. | Katja Berg | |||
Barbara Fugger | Elke Kottmair | |||
Ulrich Fugger | Gerhard Werlitz | |||
Georg Fugger | Erik Völker | |||
Welser | Alexander Franzen Christian Bindert | |||
Sibylla jr. | Katharina Wollmann | |||
Luther | Oliver Marc Gilfert | |||
Kaiser | André Wölkner | |||
Priester | Oliver Marc Gilfert | |||
Sibylla jr. als Kind | Lilly Sailer Viktoria Sixt | |||
Musicalensemble | Jakob Brüll Christian Bindert Wolfram Föppl Marco Beck Helena Sturm Anna Angelini Larissa Hartmann Jacky Smit | |||
Augsburger Philharmoniker | ||||
Opernchor des Staatstheater Augsburg | ||||
Ballett Augsburg |
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CAST (HISTORY) |
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== 2018 == | ||||
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Jakob Fugger | Chris Murray | |||
Sibylla senior | Roberta Valentini | |||
Barbara Fugger | Elke Kottmair | |||
Ulrich Fugger | Gerhard Werlitz | |||
Georg Fugger | Stanislav Sergeev | |||
Welser | Holger Hauer | |||
Sibylla junior | Katharina Wollmann | |||
Luther | Thaisen Rusch | |||
Kaiser | Eckehard Gerboth | |||
Priester | Oliver Marc Gilfert | |||
Sibylla junior als Kind | Jonna Lenke Anne Lohrum Carla Schäfer | |||
Musicalensemble | Christian Bock Martina Oliveira Florian Koller Joanna Nora Lissai Sarah K. Martlmüller Naomi Simmonds Edward Roland Serban Thomas Zigon | |||
Augsburger Philharmoniker, Opernchor des Theaters Augsburg, Ballett Augsburg |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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