Auch dieses Mal wagt sich Thomas Bäppler-Wolf an einen Klassiker heran, den er liebevoll mit hessischer Mundart spickt und ihn von Gabriel Groh musikalisch gestalten lässt. Heraus kommt eine unterhaltsame Komödie, die weniger Musical ist, sondern mehr an klassisches Volkstheater mit Musikuntermalung erinnert.
Die durch den Film mit Heinz Rühmann bekannt gewordene Komödie “Das Haus in Montevideo” von Curt Goetz handelt von Familienvater Professor Traugott Hermann Nägler, der gemeinsam mit Frau Marianne und Tochter Atlanta in spießiger Familienidylle lebt. Als seine Schwester verstirbt und Atlanta ihr Haus in Montevideo erbt, beginnt eine Geschichte voller Verwicklungen. Der gottesfürchtige Professor muss des Öfteren über seinen eigenen Schatten springen, um seine Familie über Wasser zu halten.
Thomas Bäppler-Wolf spielt seit langer Zeit wieder einmal den biederen Familienvater, anstatt in Fummel und Perücke als Travestiekünstler auf die Bühne zu treten. Er überzeugt dabei auf ganzer Linie und weiß auch in dieser Rolle mit spitzen Sprüchen zu gefallen. Wie immer zeichnet er in gewohnter Manier für die liebevolle Editierung des “Rohmaterials” verantwortlich.
Dass ihm die Komödie seit seiner Kindheit ans Herz gewachsen ist, zeigt sich in seinem respektvollen Umgang mit dem Stoff: In diesem Fall wurden einige Szenen umgeschrieben, hessischer Wortschatz eingebaut und ein paar wenige Songs eingebunden. Diese wurden von Gabriel Groh für diese Uraufführung komponiert und bestehen größtenteils aus Mitklatsch-Nummern, die für eine gekonnte Untermalung der Verwechslungskomödie sorgen. Dabei bleibt besonders der Song “Wegen Reichtum geschlossen” in Erinnerung – eine Uptempo-Nummer mit Ohrwurm-Potential, die von Bäppler-Wolf gemeinsam mit Ute Ehrenfels (als Ehefrau Marianne) gesungen wird. Ehrenfels gefällt schauspielerisch ganz besonders, kommt sie doch vom Frankfurter Volkstheater, in dem sie in zahlreichen Produktionen ihre hessische Mundart und ihr darstellerisches Talent unter Beweis gestellt hat.
Ebenfalls überzeugend spielt Eva Völl als Tochter Atlanta. Sie ist ausgebildete Musicaldarstellerin und liefert mit ihrem Solo “Herbert” gesanglich die beste Leistung des Abends.
Ein weiteres Highlight setzt Marcel Schilling – speziell mit seinem Song “Atlanta” und generell mit seinem Auftritt als Atlantas Verlobtem Herbert. Der sonst als Regisseur tätige Schilling gibt in dieser Inszenierung sein Schauspieldebüt und sorgt für Lachsalven, wenn er den devoten Herbert mit hochgezogenen Schultern wie ein Abziehbild eines unterworfenen Schwiegersohns darstellt. Gesanglich steht der Song zwar auf wackligen Füßen, die Darbietung als Ganzes überzeugt jedoch (oder vielleicht gerade deswegen) vollkommen.
Mit vergleichsweise einfachem Bühnenbild und wenigen Requisiten zählen im Theatrallalla wie immer die Liebe zum Detail und zum hessischen Brauchtum. Wer hierher kommt, der möchte gut unterhalten werden – und das schafft die Musical-Uraufführung von “Das Haus in Montevideo” mit Bravour. Die vielen Rollen- und Kostümwechsel der sechs Schauspieler, die hessische Mundart und die mit Herzblut vorgetragenen Songs sorgen für einen unterhaltsamen Abend und dürften sowohl den Kennern des kleinen Theaters als auch eventuellen neuen Fans gefallen.
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