Sven Scheele © Philipp Plum
Sven Scheele © Philipp Plum

Affe (2016 - 2018)
Neuköllner Oper, Berlin

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Die Bühne liegt im Dunkeln, Affengebrüll ist zu hören, bedrohlicher Nebel steigt auf. Dann durchdringen sechs Gestalten die Dunkelheit und besingen mit “Schwarz zu blau” die Hässlichkeit Berlins. Ein furioser Auftakt des Musicals “Affe” in der Neuköllner Oper. “Affe”? Ein seltsamer Name für ein Bühnenstück – doch er kommt nicht von ungefähr. Denn das Herzstück dieses musikalischen Trips bildet das Album “Stadtaffe” des Berliner Musikers Peter Fox aus dem Jahr 2008. Ausnahmslose alle Songs seines Debütalbums wurden in die Handlung integriert. John von Düffel (Text) und Fabian Gerhardt (Text, Bearbeitung, Inszenierung) ist es eindrucksvoll gelungen, um die Lieder eine Story zu stricken. Und diese hat mehr Tiefgang, als es auf den ersten Blick scheint.

Die Handlung von “Affe” ist schnell erzählt: Protagonist F. (Sven Scheele) wacht mit einer Gehirnerschütterung, ohne Erinnerung und orientierungslos in einem Krankenhausbett auf. Mühsam versucht er zu rekonstruieren, was mit ihm passiert ist (“Kopf verloren”). Dabei begibt er sich nicht nur auf die Suche nach den fehlenden Puzzlestücken der vergangenen Nacht. Immer wieder von Halluzinationen begleitet, dringt er außerdem tief in seine eigene, verkorkste, verschwommen wirkende Lebensgeschichte vor – beziehungsweise blickt auf deren Splitter und Scherben zurück. Er wird mit unverarbeiteten Verlusten und Schuldgefühlen konfrontiert: Auf seinem Seelentrip begegnet er seinem besten Freund Zaza (Armin Wahedi), dessen Drogentod er vor zehn Jahren nicht verhindern konnte – eine Schuld, die an ihm nagt und ihn wahnsinnig macht. Andererseits hofft er auf eine glückliche Zukunft mit seiner Ex-Freundin Lea (Lea Isabel Schaaf) und verdrängt die Tatsache, dass sie sich von ihm getrennt hat. Das Liebesduett “Ich Steine, Du Steine” rührt zu Tränen, denn F. realisiert, dass er, der Affe, fortan ohne Lea sein Leben bestreiten muss.

Sven Scheele mimt einen hilflosen, liebenswerten, labilen und zuweilen irren, unter Drogeneinfluss stehenden F. Nicht nur sein schauspielerisches Talent, auch seine Art zu tanzen und sich zu bewegen sowie seine Gesangskünste sind beeindruckend. Mühelos gelingt es ihm, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Genial, wie er affenähnlich durch das Bühnenbild klettert und auf einem Drahtseil balanciert!

Seine Co-Stars Achan Malonda, Lea Isabel Schaaf, Armin Wahedi, Jochen Weichenthal und Rubini Zöllner stehen Sven Scheele in nichts nach. Sie haben deutlich sichtbar Spaß auf der Bühne und präsentieren dem Publikum die ganze Bandbreite ihres Könnens. So legen die drei Herren bei “Lok auf zwei Beinen” eine geniale Gesangs- und Tanzperformance hin. Achan Malonda und Rubini Zöllner heizen dem Publikum mit “Schüttel deinen Speck” gehörig ein. Das ist Sexappeal pur. Kopfüber am Drahtseil hängend singen? Kein Problem für die knapp bekleideten Damen!

Eine begeisternde Leistung liefern auch die sechs Musiker der Band an Violine, Viola, Violoncello, Bass, Keyboard und den Drums ab. Der Klang ist voll, der Sound fantastisch. Die mitreißenden, dynamischen Songs von Peter Fox und die starke Bühnenpräsenz der spielfreudigen Darsteller treiben die Handlung voran: beginnend bei “Schwarz zu blau”, über “Fieber”, “Stadtaffe” und den Klassiker “Haus am See” bis hin zum großen Finale “Neu beginnen”. Die Inszenierung ist kurzweilig und lässt keine Langeweile aufkommen. Ein Highlight des Abends ist “Das zweite Gesicht”, kraftvoll und eindringlich dargeboten von Achan Malonda und Jochen Weichenthal.

Da das Stück gänzlich auf F. fokussiert ist sowie auf seine Halluzinationen und die schrägen Typen, die ihm darin begegnen, benötigt es kein großes Bühnenbild. Allgegenwärtig sind das Krankenhausbett (bis auf wenige Ausnahmen), die Band im Hintergrund und die schrägen Wände, die mit Videoprojektionen bespielt werden und dadurch neue Räume eröffnen. Ein besonderer Clou ist das Drahtseil, das etwa zwei Meter über der Bühne gespannt ist und an dem sich alle Akteure mindestens einmal akrobatisch bis affenartig austoben dürfen.

“Affe” macht Spaß und regt dennoch zum Nachdenken an, was insbesondere der Dramatik von Peter Fox’ Texten geschuldet ist. Sie sind witzig, ernst und tiefsinnig zugleich, was ihre Stärke auszeichnet. So können wir mit und über F. lachen, wenn er sich mal wieder affig (!) benimmt, aber wir fühlen auch mit ihm nach seinem drogenbedingten Absturz, dem sprichwörtlichen Verlust seines Kopfes und der Suche nach seiner Identität – wenn er dem Biest in sich begegnet und seinem zweiten Gesicht ins Auge blickt. Somit ist “Affe” nicht nur ein musikalischer Trip in die Seele partysüchtiger Großstädter und ihrer Höhen und Tiefen, sondern auch eine kongeniale Symbiose aus Peter Fox’ Musik und der von John von Düffel und Fabian Gerhardt erdachten Handlung.

 
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KREATIVTEAM
Ein Trip mit den Songs von Peter Fox‘ „Stadtaffe"
BuchJohn von Düffel
Fabian Gerhardt in einer Bearbeitung von Fabian Gerhardt
InszenierungFabian Gerhardt
Arrangements und musikalische LeitungFred Sauer
AusstattungMichael Graessner
ChoreografieStella Caric
VideoVincent Stefan
Vocal CoachLeila Bostic
 
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CAST (AKTUELL)
*2018*
mitLea Isabel Schaaf
Achan Malonda
Sven Scheele
Jochen Weichenthal
Armin Wahedi Yeganeh
Rubini Zöllner
 
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CAST (HISTORY)
mitAmy Benkenstein
Sohel Altan Gol
Sergej Lubic
Achan Malonda
Anton Weil
Rubini Zöllner
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Mi, 23.11.2016 20:00Neuköllner Oper, BerlinPremiere
Fr, 25.11.2016 20:00Neuköllner Oper, Berlinausverkauft
Sa, 26.11.2016 20:00Neuköllner Oper, Berlinausverkauft
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