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Das Landestheater Linz zaubert mit seiner Inszenierung von “Ghost” etwas Magisches auf die Bühne. Die Aufführung muss den Vergleich mit der Londoner Originalinszenierung aus dem Jahr 2011 nicht scheuen, weiß aber auch mit eigenen kreativen Regieeinfällen zu überzeugen. Darstellerisch funktioniert die emotionale Show hervorragend, und auch die deutsche Übersetzung von Ruth Deny und Roman Hinze fügt sich reibungslos mit der rockig-poppigen Musik von Dave Stewart zusammen.
Wer die Originalinszenierung von “Ghost” in London gesehen hat, weiß, dass die Show nicht nur auf emotionaler Ebene, sondern auch technisch einiges zu bieten hat. Es wird getrickst, und es gibt unzählige Projektionen und multimediale Einspieler, die das Bühnendesign unverwechselbar, neu und außergewöhnlich machen.
Das Landestheater Linz hatte die schwierige Aufgabe, keinen Klon aus London zu produzieren, sondern eine eigene Inszenierung zu liefern, die sich jedoch nicht hinter der bekannten verstecken muss. Gleichzeitig sollte sie tourneetauglich sein und sich am deutschen Markt behaupten können. Dieses Kunststück ist gelungen. Von Anfang bis Ende wohnt der Show unter der Regie von Matthias Davids ein Zauber inne.
Davids hat dabei größtenteils das Londoner Original bzw. kleinere Neuerungen aus der Broadway-Inszenierung übernommen, teilweise aber auch Szenen gestrafft. Das kommt der Show gut zu pass. So fällt beispielsweise das Intro zum zweiten Akt in Linz ein wenig anders aus: Der Song “Rain / Hold On” wurde gestrichen, dafür startet die Show nach der Pause mit einer Reprise von “Die Zweifel sind nun fort / Ich hab gelebt” (“Suspend My Disbelief / I Had A Life”), was ein logischer Anschluss zum ersten Akt ist.
Das Bühnenbild ist nicht ganz so technisch wie in London und arbeitet ohne multimediale LED-Wände – doch auch hier wurde nicht an Projektionen und Tricks gespart. Der Bühnenaufbau ist loftartig, was Sams und Mollys Wohnung wie ein ausgebautes Dachgeschoss erscheinen lässt. Es wird mit Stelen gearbeitet, die je nach Beleuchtung als U-Bahn-Pfeiler, Brückenpfosten oder eben als hölzerne Säulen in Sams und Mollys Loft fungieren. Sie sind teilweise beweglich und werden von Bühnenwagen unterstützt – besonders effektiv beispielsweise in der U-Bahn-Szene, in der ein kompletter Waggon auf die Bühne gefahren und in verschiedene Richtungen gedreht wird. Alles funktioniert flüssig und sieht magisch aus. Gepaart mit den Illusionen von Nils Bennett – von der Tür, durch die Sam “wandert” bis zu Gegenständen, die für den Geist nicht “greifbar” sind – ergibt sich so ein atmosphärisch dichter Handlungsverlauf.
Die Darsteller sind durchwegs sehr überzeugend besetzt und spielen mit Enthusiasmus. Riccardo Greco und Anaïs Lueken geben als Sam und Molly ein glaubhaftes Paar ab. Sie agieren mit Herzblut, und ihr Gesang ist kraftvoll und intensiv. Besonders die intime Szene “Drei Worte von dir” (“Three Little Words”), in der das berühmte “Dito” zur Sprache kommt, oder auch die finale Abschiedsszene gelingen anrührend.
Ana Milva Gomes in der Rolle der Oda Mae Brown ist in vielerlei Hinsicht eine Idealbesetzung – insbesondere gesanglich. Ihr “Nur weg von hier” (“I’m Outta Here”) reißt das Publikum von den Sitzen und sorgt für einen Showstopper. Auch viele Sprechszenen gelingen ihr ausgesprochen amüsant, beispielsweise wenn sie in der Bank erfährt, dass sie gerade 10 Millionen Dollar vom Konto abhebt, ohne davon geahnt zu haben und sie herrlich überdreht “ausflippt”. Teilweise stünde der Rolle allerdings noch ein wenig mehr “Deftigkeit” zu Gesicht – zum Beispiel in der Szene, in der sie mit Sam (ohne ihn zu sehen) eine Diskussion über seine Zickigkeit führt. Im englischen Original eine ungemein komische Szene, die hier leider etwas verpufft.
Aus den Nebenrollen seien noch Peter Lewys Preston als Carl und Gernot Romic als U-Bahn-Geist erwähnt, die beide einen glänzenden Eindruck hinterlassen. Peter Lewys Preston hat die schwierige Aufgabe, den hintergründig bösen Charakter zumindest anfangs positiv und sympathisch wirken zu lassen, was ihm – auch dank seines Gesangstalents – hervorragend gelingt. Gernot Romic indes hat mit seiner Rap-Einlage einen der außergewöhnlichsten Songs der Show inne, den er – gerade mit nicht englischsprachigen Texten – ohne aufgesetzt zu wirken unterhaltsam über die Bühne bringt.
Spannend bei dieser deutschsprachigen Erstaufführung ist neben der Inszenierung selbst auch die Übersetzung, die Ruth Deny (Dialoge) und Roman Hinze (Gesangstexte) hervorragend gelungen ist. Die Dialoge wurden nahezu 1:1 aus dem Englischen übernommen und auch die Gesangstexte spiegeln das Original wieder, gefallen aber mit eigenen Ideen und Ansätzen. Aus “Suspend My Disbelief” wurde beispielsweise das bereits erwähnte “Die Zweifel sind nun fort”, was den Inhalt des Songs ausgesprochen genau wiedergibt. Und wenn aus dem amerikanischen Folksong “99 Bottles Of Beer” das deutsche “Drei Chinesen mit dem Kontrabass” wird, passt das wie die Faust aufs Auge und fügt sich glänzend in die Szenerie ein. Es ist ein Ohrenschmaus, dem Gesungenen zuzuhören – und macht neugierig auf die Mitte Mai erscheinende Live-Aufnahme.
Gerade nach der aktuell noch laufenden, mit schlechten Kritiken überhäuften UK-Tour, ist es eine Freude, das Stück in einer derart gelungenen Fassung zu erleben. Im Hinblick auf den Transfer nach Berlin zum Ende des Jahres ist es dem Theater zu wünschen, dass die Show erfolgreich läuft. Um es mit den Worten von Molly zu sagen: “Die Zweifel sind nun fort”.
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KREATIVTEAM |
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Musik | Dave Stewart Glen Ballard |
Liedtexte | Dave Stewart Glen Ballard Bruce Joel Rubin |
Buch | Bruce Joel Rubin |
Übersetzung Dialoge | Ruth Deny |
Übersetzung Liedtexte | Roman Hinze |
Musikalische Leitung | Stefan Diederich |
Inszenierung | Matthias Davids |
Choreografie | Lee Proud |
Bühne | Hans Kudlich |
Kostüme | Leo Kulaš |
Dramaturgie | Arne Beeker |
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CAST (AKTUELL) |
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Sam Wheat | Riccardo Greco Gernot Romic |
Molly Jensen | Anaïs Lueken Ruth Fuchs |
Oda Mae Brown | Ana Milva Gomes Zodwa Selele |
Carl Brunner | Peter Lewys Preston Gernot Romic |
Willie Lopez / Ensemble | Mischa Kiek |
Krankenhaus-Geist / Ensemble | Rob Pelzer |
U-Bahn-Geist / Ensemble | Gernot Romic Nicolas Boris Christahl |
Clara / Ensemble | Ariana Schirasi-Fard |
Louise / Ensemble | Gina Marie Hudson |
Ensemble | David Eisinger Nicolas Boris Christahl Jan-W. Schäfer André Naujoks Thomas Karl Poms Ruth Fuchs Rita Sereinig Raphaela Pekovsek Anna-Julia Rogers Nina Weiß Rachel Colley |
Swings | Wei-Ken Liao Lynsey Thurgar |
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GALERIE |
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