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That rocks! Mozart einmal anders präsentiert die Kammeroper Köln mit ihrer poppig-erfrischenden Hommage an einen zeitlosen Künstler und wagt dabei musikalisch den Tanz auf dem Drahtseil. Eine Pionier-Tat, die sich wirklich lohnt.
Er war die Skandalnudel der Wiener Klassik: Wunderkind Mozart trank, spielte und liebte die Frauen. Dass er trotzdem zu einem der größten Komponisten der Musikgeschichte wurde, verdankt der Revoluzzer seinen damals avantgardistischen Melodien. Wie gesagt: damals. Dass der Geist von Mozarts Musik aber auch heute noch wegweisend sein kann, bezweifelt nach diesem Abend in Köln niemand mehr. Als musikalische Wundertüte präsentiert uns Regisseur Patrick Stanke die schräg-skurrile Biografie des “reloadeten” Wolfgang Amadeus: Hier treffen Originalkompositionen auf poppig aufpolierte, teils mit Techno-Beats unterlegte Stücke, Live-Gesang auf Halbplayback. Und was zu Beginn vielleicht noch etwas befremdlich anmutet, entfaltet sich im Laufe des Abends zum genialen Soundmix, zur kompositorischen Synthese zwischen Klassik und Moderne.
Ein weiterer Knalleffekt in Stankes Inszenierung: der famose Einfall, einige der Originalmelodien des Virtuosen neu zu betexten und zu Spottliedern zu ironisieren. Dieser Kunstgriff dient nicht nur der reinen Unterhaltung, sondern dem Portrait Mozarts, so wie er wirklich gewesen sein soll: vulgär, unvernünftig, infantil – einer, der nie so recht erwachsen werden wollte, ein Peter Pan der Musikwelt.
Der wird von Florian Hinxlage mit einer derartigen Hingabe gespielt, dass Vergleiche zum legendären Tom Hulce aus Miloš Formans Monumentalwerk “Amadeus” gewagt werden dürfen. Kichernd, überdreht und bockig gibt er das beinebaumelnde, dauerpubertäre Ausnahmetalent am Klavier, singt vom “Salzburger Suppenhuhn” und “Leck mir den Arsch recht schön” – und brilliert dabei vor allem stimmlich. Zwischen dunkel legiertem Bariton und kieksig übersteigertem Alt illustriert er einen Mozart zwischen Übermut und Wahnsinn, zwischen Naivität und Koketterie, der sich am Ende (so sagt es die Legende) seine eigene Totenmesse schreibt.
Dramaturgischer Kleister des Abends ist deshalb das berühmt-berüchtigte Requiem (wunderbar performt und gesungen von Mozarts Fleisch und Blut gewordenen, in gothic-barocken Kostümen gewandeten Wahngestalten), das auch hier ähnlich wie in Foremans Film von einer unbekannten Schattengestallt in Auftrag gegeben und mystisch mit dem dramatischen Ableben des Musikers verbunden wird. Einzig die in Mythen viel zitierte, im Hollywood-Streifen so präsente Verstrickung von Mozarts ärgstem Widersacher, dem Hofkomponisten Antonio Salieri, findet sich im Stück nicht wieder – auf eben jenen verzichtet das Buch von Ulrich Gerhards komplett.
Umso präsenter ist dagegen – quietschfidel und scheinbar ebenso kokett wie ihr Mann – die von Steffi Regner gegebene Constanze, die bei Songs wie “Welche Wonne, welche Lust” Schlagerqualität erreicht. Der wahre Star des Abends ist jedoch Anna Gössi alias der Mozart-Sopranistin Josepha, die als Königin der Nacht in der “Zauberflöte” mit diamantener Opernstimme eine Arie hinlegt, die ihresgleichen sucht.
Ein wenig farblos gerät dagegen Kevin Dickmanns Leopold, der zwar überzeugend den aristokratischen Spießer mimt, gesanglich jedoch beim Duett “Diesen Weg muss er alleine gehen” etwas zaghaft hinter Co-Akteur Benedikt Schak alias dem martialischen Graf Arco zurückbleibt.
Sehr passend fügt sich das relativ minimalistische Bühnenbild ein, das im Grunde von den Leinwand-Projektionen im Hintergrund lebt. Sie lassen uns immer wieder in die tiefen Abgründe und surrealistischen Traumwelten Mozarts stürzen – ein Rokoko-Rockstar, der das moderne Hollywood-Drama in sich trägt: genial in der Kunst, unfähig im Leben. Viel Beifall und stehende Ovationen für ein gelungenes Experiment.
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Patrick Stanke |
Musik-Arrangements | Stefan Zeiten |
Choreografin & Dance Captain | Rachele Pedrocchi |
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CAST (AKTUELL) |
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Mozart | Florian Hinxlage |
Constanze | Steffi Regner |
Schikaneder | Klaus Kranabetter |
Leopold | Kevin Dickmann Thorben Sohn |
Fridolin / Gottlieb / da Ponte | Markus Lürick |
Josepha | Anna Gössi |
Aloisia | Barbara Britsch |
Anna Gottlieb | Rachele Pedrocchi |
Nannerl | Wiebke Wittig |
Gräfin Thun / Cäcilia | Judith Urban |
Benedikt Schalk / Arco | Dominic Kron |
Ensemble | Johanna Wypich Laura Trompetter Dimitri Vassiliadis Mirko Costa Sascha Theis |
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GALERIE |
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TERMINE |
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