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Musikalisch mitreißender (was für ein Orchester!), jedoch furchtbar klamottiger Klassiker über eine Ozeanpassage von New York nach London. Durchweg tolle Musicaldarsteller begeistern in Nico Rabenalds fröhlich-flotter Inszenierung mit furios getanzten Choreografien von Andrea Danae Kingston.
Es knistert und rauscht während aus dem Lautsprecher eine männliche Stimme “Anything Goes” in einer alten Aufnahme singt. Im Scheinwerferkegel lächelt aus einem Bilderrahmen der Urheber der Noten. Dann setzt unvermittelt das Orchester zur Ouvertüre an.
Mit diesem starken Moment verneigt sich Regisseur Nico Rabenald nicht nur vor Cole Porter, sondern schafft auch einen überraschenden Einstieg in eine bis zum Finale stimmig-werkgetreuen, recht temporeichen Inszenierung mit liebevoll gezeichneten Charakteren. Allerdings vermag Rabenald damit nicht die größte Schwäche des Musicals zu kaschieren: das furchtbar alberne Buch! Auch wenn im Entstehungsjahr 1934 der Zeitgeschmack ein anderer war, und zwischenzeitlich mehrere Überarbeitungen am Stück erfolgt sind (auch Rabenald hat dies laut Programmheft für diese Inszenierung getan), rechtfertigen eigentlich nur die schmissigen Porter-Kompositionen eine Aufführung der Luxusliner-Klamotte.
Ido Arad am Pult des Philharmonischen Orchesters bringt diese Partitur mit recht schnellen Tempi im satten Bigband-Sound zum Strahlen. Die Musiker jazzen und swingen sich beherzt durch die Gute-Laune-Noten, sind rassig südamerikanisch (“The Gypsy in Me”) und bewahren auch den leicht operettenhaften Charme in stilleren Momenten (“All Through the Night”). Die zum großen Teil aus Blechbläsern bestehende Musiker-Crew im Graben ist ein aufmerksamer Begleiter, der die Solisten nie akustisch überdeckt und auch damit im erheblichen Maße zum großen Erfolg beiträgt.
Ein dickes Lob gebührt auch dem stimmschönen Opernchor, dem Rabenald das für dieses Gewerk oft übliche “Rumsteh-Theater” ausgetrieben hat. Die Sängerinnen und Sänger sind recht geschickt in die beiden Showstopper “Anything Goes” und “Blow, Gabriel, Blow” integriert. In beiden Fällen verfällt das auf dem Deck des Luxusdampfers versammelte Bühnenpersonal in einen wahren Tanzrausch, für den Choreografin Andrea Danae Kinston optisch sehr reizvolle, von den Gesangssolisten und dem hauseigenen Ballett ungemein synchron getanzte Schrittfolgen entworfen hat. Einfach bravourös!
Abseits der Massenszenen wirkt das Bühnenbild mit seinem sich drehenden, hellen Schiffsaufbau (Manfred Breitenfellner) allerdings etwas leer. Überragend und pfiffig sind hingegen die Kabinen, die durch Öffnen der Wände sichtbar werden. So singt Elisha Whitney (Oliver Weidinger) sein Solo in einer gusseisernen Badewanne voller Schaum. Das ebenfalls von Breitenfellner entworfene, ganz der Highsociety verpflichtete Kostümbild strahlt Glanz und Raffinesse aus und kleidet die Darsteller ungemein schick.
Ganz im Mittelpunkt der Aufführung steht Dorothea Maria Müller als rassig-glamouröse Reno Sweeney – der einzigen Person, die im schwankhaften Verwechslungsspiel um Kriminelle und Liebesbeziehungen den Überblick behält und die Strippen zieht. Ihre vielen Gesangsaufgaben wirken, als habe Cole Porter ihr die Rolle auf den Leib geschrieben. Müller singt nicht nur hinreißend, sie tanzt ebenso geschmeidig und gefällt auch als Komödiantin. Ungemein witzig ist die Szene, wenn der schwer verliebte Lord der angetrunkenen Sweeney seine Gefühle gesteht. Alexander Kerbst glänzt hier als Evelyn Oakleigh mit bewusst übertriebenem Balztanz und schönem, runden Bariton. Durch diese Wendung finden auch Regine Sturm und Michael Ernst zusammen, die als Hope Hancourt und Billy Crocker auf den Punkt genau besetzt sind. Auch dieses Paar lässt gesanglich und tänzerisch keine Wünsche offen. So sorgen sie mit ihrem schmachtend-romantischen “It’s De-lovely’ im Zuschauerraum für Gänsehaut.
Groß abräumen kann auch Carolin Löffler als in dieser Inszenierung nicht so ganz blondes, dafür aber raffiniertes Gängsterliebchen Erma. Ihr rassiges “Buddie, Beware” wird in der besuchten Vorstellung vom Publikum zurecht gefeiert. Als schlitzohriger Moonface Martin ist Thomas Burger neben dem witzigen “Friendship” auch ein Garant für leisere, feinere Töne. Mit schönem Tenor singt er in der Knastszene das coupletartige “Be Like the Bluebird”, kommt damit beim Publikum allerdings wegen des wie bei allen Songs verwendeten englischen Textes nicht recht an. Komplettiert wird das tolle Solisten-Ensemble durch Isabel Zeumer als schrullige Evangeline Harcourt, sowie Christoph Finger (Kapitän) und Gerrit Hericks (Purser).
Es zeichnet sich immer wieder aus, wenn ein kleines, kommunal finanziertes Theater für ein Musical auf gastverpflichtete Fachkräfte zurückgreift und nicht irgendwen aus dem Haus-Ensemble die Rollen mehr recht als schlecht singen, spielen und tanzen lässt. In Bremerhaven unterstreicht diese “Anything Goes”-Produktion das nachhaltig.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Ido Arad |
Inszenierung | Nico Rabenald |
Choreografie | Andrea Danae Kingston |
Ausstattung | Manfred Breitenfellner |
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CAST (AKTUELL) |
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Reno Sweeney | Dorothea Maria Müller | |||
Hope Harcourt | Regine Sturm | |||
Evangeline Harcourt | Isabel Zeumer | |||
Lord Evelyn Oakleigh | Alexander Kerbst | |||
Elisha Whitney | Oliver Weidinger | |||
Billy Crocker | Michael Ernst | |||
Moonface Martin | Thomas Burger | |||
Erma | Carolin Löffler | |||
Kapitän | Christoph Finger | |||
Purser | Gerrit Hericks | |||
Luke | Michael Streuber | |||
John | Martin Streuber | |||
Showgirls | Cristina Commisso Jessica De Fanti Teoli Maria Hoshi Lidia Melnikova | |||
Matrosen | Giorgi Darbaidze Daniel Dimitrov Kiyong Lee Vladimir Marinov | |||
Matrosenliebe | Yvonne Blunk | |||
Henry J. Dobson | Robert Tóth | |||
1. Reporter | Iris Wemme | |||
2. Reporter | René Maréchal | |||
FBI-Agent | Daniel Dimitrov | |||
Fred | Oktay Bagci | |||
Fotograf | Michael Pils | |||
Opernchor des Stadttheaters Bremerhaven | ||||
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Ballett des Stadttheaters Bremerhaven | ||||
Philharmonisches Orchester Bremerhaven | ||||
Statisterie |
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GALERIE |
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TERMINE |
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TERMINE (HISTORY) |
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Sa, 19.09.2015 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | Premiere | |||||||
Mi, 23.09.2015 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | ||||||||
So, 27.09.2015 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | ||||||||
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Sa, 10.10.2015 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | ||||||||
Sa, 17.10.2015 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | ||||||||
Fr, 23.10.2015 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | ||||||||
Do, 29.10.2015 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | ||||||||
Fr, 30.10.2015 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | ||||||||
Fr, 04.12.2015 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | ||||||||
Fr, 11.12.2015 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | ||||||||
Mi, 30.12.2015 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | ||||||||
Do, 31.12.2015 19:00 | Stadttheater, Bremerhaven | ausverkauft | |||||||
Sa, 16.01.2016 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | ||||||||
Fr, 22.01.2016 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | ||||||||
Fr, 26.02.2016 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | ausverkauft | |||||||
So, 28.02.2016 15:00 | Stadttheater, Bremerhaven | ausverkauft | |||||||
Sa, 26.03.2016 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | ||||||||
Fr, 29.04.2016 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | ||||||||
Fr, 17.06.2016 19:30 | Großes Haus, Bremerhaven | Dernière | |||||||
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