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Andrew Lloyd Webbers und Tim Rices “Jesus Christ Superstar” ist ein an Stadttheatern und unter freiem Himmel häufig gespielter Klassiker und dürfte mittlerweile jedem Theaterbesucher – auch wenig musicalbegeisterten – ein Begriff sein. Produktionen und Inszenierungen gibt es unzählige – von modern bis klassisch war und ist alles vertreten.
Um eine neue Inszenierung des Rock-Musicals von den vielen Vergleichsproduktionen hervorzuheben, braucht es allen voran eine abwechslungsreiche Regiearbeit, außerdem erstklassige Darsteller und ein rockig aufspielendes Orchester. All das hat die Zwingenberger Open-Air-Inszenierung leider nicht zu bieten.
Der Abend startet mit dem Ausfall von Mischa Mangs Mikrofon beim Song “Weil sie ach so heilig sind”. Rückblickend könnte man dies als Omen für den weiteren Verlauf des Abends ansehen: Leider läuft dieser in keiner Weise rund. Stimmung kommt immer nur dann auf, wenn Patrick Stanke, der für diese Produktion engagierte Gaststar des Abends, auf der Bühne steht. Er rettet über weite Teile die stark an ein Schultheater erinnernde Inszenierung.
Eine grundlegende Schwäche des gesamten Abends ist die Regiearbeit von Nicole Claudia Weber. Die Darsteller wirken zu beinahe jedem Zeitpunkt auf der Bühne alleine gelassen. Ob es nun die Massenszenen sind, bei denen eine ortsansässige Showtanzgruppe für Unterstützung sorgt, oder auch intime Momente wie das letzte Abendmahl – leider bekommt man den Eindruck, dass die größtenteils semiprofessionellen Schauspieler nie wirklich im Hinblick auf ihre Bühnenpräsenz gecoacht wurden. Somit kommt bei eigentlich starken Chorszenen wie “Was ist los?” oder “Hosanna” kein einheitliches Bild, geschweige denn eine einheitliche Choreografie (Amelie Sturm) zustande, und der Effekt der Szenen geht verloren. Hier wäre weniger mehr gewesen. Auch wenn eine große Menschenschar als Jesus’ Anhänger bewegend aussieht, hätte es auch eine komprimiertere Anzahl schauspielerisch stärkerer Darsteller getan.
Mischa Mang liefert eine saubere, wenn auch nicht außergewöhnlich abwechslungsreiche, Darstellung des Judas ab. Leider hat er am besuchten Abend des öfteren mit Tonproblemen zu kämpfen, so dass seine Liedtexte häufig unverständlich im Schlosshof verhallen. Den Titelsong “Jesus Christ Superstar” hat man schon rockiger erlebt – trotz Glitzerjacke will auch hier der Funke nicht recht überspringen.
Stark hingegen ist die Szene, in der er Selbstmord begeht. Diese wird im hinteren Teil des Schlosses inszeniert, wo Judas auf einen Turm hinaufsteigt, um sich im Gebälk zu erhängen. Diese Interpretation hat einen starken Schaueffekt und führt zum Köpfedrehen des gesamten Publikums.
Jana Marie Gropp gilt als Neuentdeckung des Abends. Dieser Rolle wird sie gerecht – ihre Maria Magdalena wirkt unangestrengt, natürlich und sehr solide. Auf außergewöhnliche Phrasierungen bei Songs wie “Wie soll ich ihn nur lieben?” oder “Lass uns neu beginnen” verzichtet sie, was den Liedern jedoch zupasskommt.
Julian Schier – im Gegensatz zu vielen Akteuren im Ensemble ausgebildeter Musicaldarsteller – spielt die Nebenrolle des Simon Zelotes. Er sticht mit angenehm rockiger Stimme und viel Bewegungstalent positiv heraus. Ebenso gefällt seine alternierende Besetzung David Lee Krohn. Dies gilt leider nicht für das Quartett der Hohepriester, die als Antihelden eigentlich richtig schön böse sein dürften. Während sie stimmlich recht solide daherkommen, wirken auch sie schauspielerisch verloren. Die Schärfe und der Zynismus dieser Rollen kommt zu keinem Zeitpunkt über die Rampe. Als Zuschauer erhält man bisweilen sogar den Eindruck, dass sich die Darsteller selbst bei ihrer Performance langweilen und zwischendurch am Geländer anlehnen, weil sie einfach nicht genau wissen, was sie tun sollen.
Eine unterhaltsame Szene bei jeder JCS-Inszenierung ist zweifelsohne “Herodes’ Song”. Dieser wird hier vom lokalen Entertainer Michael Gaedt gespielt. Sicher einer der im Verhältnis besseren Momente der Inszenierung. Jedoch hätte man, wie an so vielen anderen Stellen, mehr aus dem Song machen können, wenn etwas weniger, dafür aber solide inszenierte Choreografie im Hintergrund für Stimmung gesorgt hätte.
Gaedt als solcher sieht mit seinen langen Haaren und dem lässigen Outfit (Kostüme: Friederike von Dewitz) wie der personifizierte Herodes aus, hat aber nicht das Gesangstalent, um den Song richtig zünden zu lassen.
Letztlich bleibt Patrick Stanke als eigentliches Highlight der Show. Sein Jesus ist stark – sowohl stimmlich als auch schauspielerisch. Bei den schwierigen Songs gelingt ihm der Wechsel zwischen Brust- und Kopfstimme problemlos – und das, obwohl er im Laufe des Abends gefühlte Kilometer an Laufweg quer durch das Schloss zurücklegen muss. Gesanglicher Höhepunkt ist “Gethsemane” – der Song, bei dem Jesus seine Aufgabe einsieht und sich den Qualen seiner Peiniger ausgibt.
Besonders eindrucksvoll gelingt Stanke – mithilfe der Regiearbeit – der Kreuzweg und der damit verbundene Aufstieg auf den im Hintergrund der Bühne befindlichen Schlossberg. Die Kreuzigung findet weit oben über den Köpfen der Zuschauer statt. Dies zeugt – genau wie die Inszenierung von Judas’ Tod – von Einfallsreichtum und macht deutlich, was die Show an starken, unter die Haut gehenden Szenen bieten kann, wenn die Inszenierung stimmt. Davon hätte man sich mehr gewünscht.
Leider bleibt auch die Band unter musikalischer Leitung von Rainer Roos hinter den Erwartungen zurück. Für eine durchkomponierte Rock-, Pop- und Opernpartitur wie diese braucht es einen bombastischeren Klang. Charakteristische Elemente des Scores, wie beispielsweise das mit Streichern unterlegte Thema des Titelsongs, fehlen völlig. Gekoppelt mit der bereits erwähnten oftmals schlechten Abmischung sind zudem die Instrumente durchweg zu laut ausgesteuert, während der Gesang – gerade im chorischen Bereich – fast gänzlich unverständlich bleibt.
Diese Open-Air-Inszenierung von “Jesus Christ Superstar” ist sicherlich kein Meilenstein. Dazu reißt die Produktion zu wenig mit und berührt nur in ganz wenigen Augenblicken. Genau das sind die Momente, in denen man erkennt, was alles möglich gewesen wäre.
Gleichwohl ist der Intendanz der Schlossfestspiele Zwingenberg hoch anzurechnen, dass sie ein solches Großprojekt stemmen und dass sie es geschafft haben, solch namhafte Darsteller wie Patrick Stanke und Mischa Mang in das Städtchen am Neckar zu locken.
Auf die Musicalproduktion im kommenden Jahr darf man gespannt sein. Die wunderschöne Kulisse des Schlosses hat durchaus das Potenzial, den Open-Air-Markt in den kommenden Jahren aufzumischen.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Rainer Roos |
Inszenierung | Nicole Claudia Weber |
Bühnenbild | Roland Bayer |
Kostüme | Friederike von Dewitz |
Maske | Birgit Müller-Johannes |
Chorleitung | Patrick Bach |
Choreografie | Amelie Sturm |
Dance Captain | Corinna Schwozer |
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CAST (AKTUELL) |
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Jesus Christus | Patrick Stanke |
Judas | Mischa Mang |
Maria Magdalena | Jana Marie Gropp |
Pontius Pilatus | Matias Tosi |
Kaiphas | Werner Pürling |
Annas | Holger Ries |
Herodes | Michael Gaedt |
Simon | David Lee Krohn Julian Schier |
Petrus | Sven Wagenhöfer |
Soul Girl | Bianca Spiegel |
Soul Girl | Francisca Castro |
Soul Girl | Katja Hentschel |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Do, 06.08.2015 20:00 | Schlossfestspiele, Zwingenberg/Neckar | Premiere | |||||||
Fr, 07.08.2015 20:00 | Schlossfestspiele, Zwingenberg/Neckar | ||||||||
Sa, 08.08.2015 20:00 | Schlossfestspiele, Zwingenberg/Neckar | ||||||||
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So, 09.08.2015 17:00 | Schlossfestspiele, Zwingenberg/Neckar | ||||||||
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