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Mit Erwartungshaltungen ist das so eine Sache: Man ist zufrieden, wenn sie erfüllt werden, enttäuscht, wenn sie nicht bedient werden und verblüfft, wenn sie gesprengt werden. Fans von Kevin Tartes Soloprogramm “Reflection Unplugged” in den Kellergewölben des Essener Katakombentheaters erleben einen Konzertabend, der ganz und gar nicht unterirdisch ist und Erwartungen übertrifft. Vor allem, weil sich das Programm in erfrischender Weise von den sonstigen Formaten aus der “Musicalstars in Concert”-Reihe abhebt und die Band Kevin Tarte und Gaststar Maya Hakvoort nicht nur begleitet, sondern als dritter eigenständiger Star auftritt.
Der fast dreistündige Abend gleicht einer musikalischen Reise, auf der die immer mal wieder eingestreuten Titel aus Tartes Ende 2014 erschienenem Solo-Album “Reflection” als Wegmarkierungen und roter Faden dienen. Genau wie die Songauswahl des Albums liest sich die Programm-Setlist abwechslungsreich: Sie umfasst 26 Lieder unterschiedlichster musikalischer Stilrichtungen, die gleichermaßen das breite Repertoire des Künstlers illustrieren und dessen musikalische Entwicklung spiegeln.
Kevin Tarte kann Oper, Operette und Musical. Klar. Aber darauf lässt er sich nicht mehr reduzieren. In der Tat sucht man die Hits großer Bühnenerfolge, die eigentlich als Pflicht und “sichere Bank” in Programmen alteingesessener Musicalstars gelten, vergeblich. Statt “Die unstillbare Gier” gibt es ein jazziges Arrangement des “South Pacific”-Klassikers “Bali Ha’i”, anstelle von “Wie kann ich sie lieben” stellt der Künstler seine Version von Rodgers und Hammersteins “If I Loved You” (aus “Carousel”) vor. Das war’s dann aber auch schon mit dem Ausflug ins Musical-Genre. Enttäuschung darüber ist allerdings nirgendwo im Publikum zu spüren – im Gegenteil.
Neben Auszügen aus “Reflection” (wie etwa “Dein Lied”, “How Do You Keep the Music Playing” und “Into the West”) liegt der Fokus klar auf Pop, Swing und Country. Dabei bereitet es Tarte sichtlich Freude, Erwartungshaltungen zu sprengen und Songs zu bringen, mit denen man von ihm nicht unbedingt gerechnet hätte. So kann er etwa durch eigenständige Interpretationen der James Blunt-Hits “You’re Beautiful” (teilweise im Falsett gesungen) und “Bonfire Heart” ebenso punkten wie durch Jessie Js “Price Tag”, welches das Publikum zum ausgelassenen Mitsingen anregt und Gitarrist James Geier darüber hinaus die Möglichkeit bietet, sein Rap-Potential zu zeigen.
Besonders gut stehen Tarte die bekannten Swing-Nummern “Moondance” und “Mr. Bojangles” sowie die Country-Titel “Long Way Home” und “Country Life” zu Gesicht, die er seinem Publikum zusätzlich durch die Genre-typische Gestik und Mimik schmackhaft macht. Doch ganz gleich, welche Stilrichtung Tarte gerade vorstellt: Der gebürtige Amerikaner zeigt sich ton- und textsicher. Die kurzen Interaktionen mit den Publikum – etwa, wenn er Hintergrundinformationen zu verschiedenen Songs gibt oder einen kurzen Urlaubsschwank erzählt – sind ungezwungen und authentisch. Kein Wunder, dass der Funke überspringt und die Stimmung auch im Publikum die gesamte Zeit über gelöst ist.
Mit Gaststar Maya Hakvoort hat sich Tarte genau die richtige Frau an seine Seite geholt. Mit Natürlichkeit und jeder Menge positiver Ausstrahlung wickelt die Holländerin die Zuschauer gleich bei ihrem ersten Auftritt, einer charmant-spritzigen Darbietung von “I Say a Little Prayer” um den Finger. Lange in Gedächtnis bleiben wird wohl auch ihr mit viel Feingefühl interpretiertes “Papa Can You Hear Me” (aus dem Streisand-Klassiker “Yentl”) und “Desperado”, mit dem sie Tartes Abstecher zum Country bereichert. Dass die Chemie zwischen den beiden Darstellern stimmt, zeigt sich nicht nur in ihren unterhaltsamen, lockeren Wortwechseln, sondern auch bei den gemeinsamen Duetten. Besonders schön gelingt “Up Where We Belong”.
Aber der Abend wartet noch mit einem dritten Star auf: der Band. Sie besteht aus Professor Harald Lierhammer am Flügel, Alex Uhl am Bass, Eckhard Stromer am Schlagzeug und James Geier an der Gitarre/Backing Vocals. Die vier Männer begleiten die beiden Künstler nicht nur – sie spielen mit den Arrangements, variieren und haben vor allem bei den jazzigen Swing-Nummern zahlreiche Soli, die vor allem eins verdeutlichen: Es handelt sich um Vollblut-Musiker, die ihre Musik leben und jeden Moment auf der Bühne voll auskosten. Einzig der streckenweise zu laute Ton und die Abmischung hätten besser sein können. Ein kleiner Wehrmutstropfen, der dem großen gelungenen Ganzen aber keinen Abbruch tut.
Insgesamt ist zu spüren, dass das Programm mit viel Herz, Hirnschmalz und Aufwand produziert wurde. Das große Orchester-Klangbild, was kennzeichnend für Tartes Erstlingswerk ist, wurde auf die vierköpfige Band zurechtgeschnitten, ohne dass die “Reflection”-Titel ihren Charakter verlieren. Die meisten Songs (besonders erwähnenswert: “True Colours” mit einem langen rhythmischen Intro) wurden passgenau für dieses Programm neu arrangiert.
Charmante Einfälle – wie etwa B.B. Kings “Better Not Look Down” mit deutschem Text zu singen – tragen ebenfalls dazu bei, das Programm aus der Masse hervorzuheben. Die begeisterte Reaktion des Publikums macht deutlich: Manchmal lohnt es sich, Risiken einzugehen, alte Trampelpfade zu verlassen und neue Wege zu beschreiten.
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CAST (AKTUELL) |
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Solist | Kevin Tarte |
Gaststar | Maya Hakvoort |
Flügel | Harald Lierhammer |
Bass | Alex Uhl |
Schlagzeug | Eckhard Stromer |
Gitarre/Backing Vocals | James Geier |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Fr, 18.09.2015 19:30 | Rosenau, Stuttgart | Premiere | |||||||
Sa, 19.09.2015 19:30 | Rosenau, Stuttgart | ausverk. | |||||||
Fr, 16.10.2015 19:30 | Katakomben-Theater im Girardet Haus, Essen | abgesagt | |||||||
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Fr, 29.01.2016 19:30 | Katakomben-Theater im Girardet Haus, Essen | Ersatztermin | |||||||
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