© Pamela Raith
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Nahezu komplett stimmige Inszenierung der letzten Tage im Leben Jesus im klassisch biblischen Gewand. Es überzeugen sowohl die Darsteller als auch die atmosphärische Licht- und Soundgestaltung.

Auch wenn “Jesus Christ Superstar” ein Klassiker auf den Bühnen der Welt ist, so wird doch oft versucht mit zwanghaften Modernisierungen das Stück in die Neuzeit zu holen: der Tempel als Rave-Club, Herodes Urteil als Televoting und Jesus in Blue Jeans. In der aktuellen Tournee-Produktion, die von BB Promotion durch Deutschland geschickt wird, hat man darauf zum Großteil verzichtet und hält sich optisch eher an den klassischen Bibel-Look irgendwo zwischen Monumentalfilm und Hippiemärchen. An den Stellen, wo dieses Konzept nicht zu 100% beibehalten wird, wirkt die Inszenierung etwas inkonsequent, was den Genuß des Abends aber insgesamt kaum schmälert.

Setzt man die Personenzeichnung Jesu und seiner Jünger in den Zeitkontext, in dem das Stück entstanden ist, so lassen sich Parallelen zu gewissen medial präsenten Sektenführern dieser Zeit nicht ganz verleugnen. An dem Punkt der Geschichte, an dem das Musical ansetzt sind natürlich alle Figuren schon an einem Punkt angekommen, an dem charakterliche Weiterentwicklung nur noch bedingt auf dem Plan steht, da die Weichen für die Geschehnisse bereits gestellt sind. Umso wichtiger ist die subtile Personenführung, um aus komplexen Charakteren nicht Stereotype werden zu lassen. Dies gelingt Regisseur Bob Tomson und den jeweiligen Darstellern sehr gut.

In der Titelrolle überzeugt Rollenveteran Glenn Carter. Charismatisch präsentiert er sich seinen Jüngern, lässt in vermeindlich privaten Momenten seinen Jesus aber auch mit seinem Schicksal hadern und fast daran zerbrechen. Besonders gelungen ist dies in der Szene, in der Jesus – selbst zum Umfallen müde und ausgelaugt – von den Kranken umlagert und um Heilung angebettelt wird. Der Mythos Jesus rafft sich auf, schaltet auf Automatik und liefert was von ihm erwartet wird. Der Mensch Jesus ist kurz vorm Zusammenbrechen und flüchtet sich in einem kurzen Moment der Schwäche in die Umarmung Judas’ . Auch gesanglich überzeugt Cater mit warmer Stimme in den ruhigeren Parts und sehr sauberer Stimmführung in den Rockparts. Erwartungsgemäß ist “Gethsemane” ein Highlight des Abends.

Tim Rogers als Judas Iscariot ist mehr als nur “sarkastischer Beobachter”, wie es so schön in der Stückbeschreibung heißt. Ja, er ist fast durchgehend als Beobachter auf der Bühne, aber sarkastisch? Nein, auch Judas weiß, was passieren muss und versucht damit klar zu kommen, wird dabei aber nicht zum außenstehenden Kommentator. Er leidet mit Jesus, sieht wie sein Freund auf mehrere Abgründe zeitgleich zuläuft und weiß, dass er doch nichts machen kann, außer ihm den Rücken freizuhalten und die an ihn gestellte Aufgabe zu erfüllen. Wenn sich Jesus und er streiten, hat man schon sehr den Eindruck, dass das Ganze nur eine Show für die anderen Jünger ist und genauestens durchgeplant. Wenn er rückblickend auf alles zurücksieht, erkennt er, dass jeder einzelne von ihnen von Jesus in Position gesetzt wurde.

Maria Magdalena, gespielt von Rebekah Lowings, ist hier nicht so sehr von Wichtigkeit wie in anderen Inszenierungen. Der romantische Aspekt zwischen ihr und Jesus wird hier nicht fokusiert. Sie ist zwar verliebt in ihn und er genießt ihre Pflege, aber ob die Beziehung mehr ist als zwischen Führer und Anhängerin wird nicht geklärt. Erst später mit Peter (Edward Handoll) wird ihre Rolle klarer. Gesanglich überzeugt sie durchgehend und berührt sehr bei “Could We Start Again Please?” im Duett mit Handoll. Bei den Aposteln ist noch Simon (Kristofer Harding) zu erwähnen, der ein mitreißendes Solo abliefert, das er beim Schlußapplaus auch unter tosendem Beifall noch einmal wiederholt.

Auch die übrigen Darsteller überzeugen in ihren Rollen und liefern durchgehend den Beweis, dass es keine zu kleinen Rollen gibt um zu begeistern. Besonderen Eindruck hinterlässt Cavin Cornwall als Caiaphas – sowohl durch seine hochgewachsene imposante Erscheinung, als auch durch einen Bass, der einem schon in Sprechpassagen durch Mark und Bein geht. Für Gänsehautmomente sorgt Jonathan Tweedie als Pontius Pilate durch sein intensives Spiel während des Verhörs und der Auspeitschung Jesu – eine der erschütternsten Szenen des Abends. Diese wurde nur noch durch die regelrecht zelebrierte Kreuzigung getoppt. Hier haben Sound und Licht eine Atmosphäre geschaffen, die einen im Theater die Luft anhalten lässt und regelrecht körperlich mitleiden lässt. Ganz großes Theater der Emotionen sowohl auf der Bühne als auch im Zuschauerraum.

Glücklicherweise wird der Zuschauer nicht mit Jesu Tod entlassen, sondern die dunklen Mauern der Bühne öffnen sich ein letztes Mal in güldenem Glorienschein, weißes Licht durchflutet den Zuschauerraum und Jesus tritt weißgewandet wieder auf die Bühne. Sofort steht auch wieder Judas freundschaftlich vereint neben ihm. Alle anderen gesellen sich zu ihnen und die Himmelfahrt scheint nahezu für alle perfekt.

 
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KREATIVTEAM
MusikAndrew Llloyd Webber
SongtexteTim Rice
InszenierungBob Tomson
AusstattungPaul Farnsworth
ChoreografieCarole Todd
Musikalische LeitungBob Broad
 
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CAST (AKTUELL)
JesusGlenn Carter
Mary MagdalenaRebekah Lowings
JudasTim Oxbrow
CaiaphasSteve Fortune
AnnasAlistair Lee
PeterCarl Lindquist
Pontius PilateChristopher Jacobsen
King HerodTom Gilling
Simon ZealotesAndy Barke
AndrewCraig Golding
JohnAshely Luke Lloyd
ThaddeusMarc Akinfolarin
ThomasRichard Hunt
MatthewSam Halion
JamesMatt Blaker
NathanielCallum Fitzgerald
James the JustMike Wardn
Apostle WomenDani Acors
Lizzie Ottley
Molly McGuire
 
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CAST (HISTORY)
=28.07.-23.08.15=
Jesus ChristGlenn Carter
Kristofer Harding
Judas IscariotTim Rogers
Tim Oxbrow
Maria MagdaleneRachel Adedeji
Rebekah Lowings [04.08.-09.08.15]
Pontius PilateJohnathan Tweedie
Cellen Chugg Jones
CaiaphasCavin Cornwall
Marc Akinfolarin
AnnasAlistair Lee
David Burilin
King HerodTom Gilling
Richard J. Hunt
PeterEdward Handoll
Cellen Chugg Jones
Simon ZealotesKristofer Harding
Andy Barke
AndrewAndy Barke
JohnTim Oxbrow
ThomasRichard J. Hunt
MatthewDavid Burilin
JamesPeter McPherson
ThaddeusMarc Akinfolarin
NathanielCellen Chugg Jones
James the JustMichael Ward
Apostle Woman, Maid by the RiverOlive Robinson
Apostle WomanLizzie Ottley
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Di, 28.07.2015 20:00Deutsche Oper, BerlinPremiere
Mi, 29.07.2015 20:00Deutsche Oper, Berlin
Do, 30.07.2015 20:00Deutsche Oper, Berlin
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