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Während die meisten Festspiele landauf landab bei der Stückauswahl auf Nummer sicher gehen, nimmt man sich in Ettlingen Sondheims Ingmar-Bergman-Adaption an. Mit leichter Hand inszeniert, bunt ausgestattet und sehr gut gespielt, trifft die Aufführung den wehmütigen Ton der Vorlage ohne die Komödie zu vernachlässigen.
Das Stück macht es dem Zuschauer anfangs nicht leicht. Es bietet zunächst keine einschmeichelnden Melodien, sondern stattdessen Dissonanzen und viele Personen, die fast unverständlich durcheinander singen. Da wird im Publikum schon nach wenigen Minuten auf die Uhr geschielt und auf dem Sitz herumgerutscht. Doch spätestens als die titelgebende Sommernacht passend zur Handlung hereinbricht und das Ettlinger Schloss in buntem Licht erstrahlt, zieht es in den Bann und Sondheims Klassiker entfaltet seinen ganzen Zauber.
Zur Ouvertüre kriechen seltsame Gestalten aus dem Bühnenboden: Ein Satyr und vier phantasievoll kostümierte Fabelwesen, die schon andeuten, dass wir es heute Abend vor allem mit Trieben zu tun haben werden. Regisseur Udo Schürmer fügt mit dieser mystischen Variante der sogenannten “Liebeslieders” der Handlung einen Hauch von Shakespeares “Sommernachtstraum” hinzu. Sie leiten uns durch die Geschichte, beeinflussen die Figuren des Stücks, von denen sie nicht wahrgenommen werden, kommentieren das Geschehen oder drehen Bühnenbildelemente um. Das tun sie mit ausdrucksstarker Mimik, eleganten Bewegungen und viel Präsenz.
Überhaupt verläuft die ganze Aufführung in lässiger Eleganz, aber sie hat auch das Tempo, das eine Komödie braucht. Eine Verbindung, die schwer hinzubekommen ist. Die Szenen sind hervorragend choreographiert. Hier sitzt jede Bewegung, ob bei einem der wenigen Tänze oder in den gespielten Szenen. Die sehr breite Bühne im Schlosshof wird spielerisch genutzt. Das praktische Bühnenbild besteht aus hohen grünen Stellwänden in Gebüsch-Form, die umgedreht mit wenigen Requisiten jeweils einen Raum darstellen. Das ermöglicht die vom Stück geforderten, blitzschnellen Wechsel oder auch parallel verlaufende Szenen. Und dann ist da natürlich die Schlossfassade, deren Türen und Balkon in die Handlung integriert werden, und die nach der Pause bei Einbruch der Dunkelheit bunt beleuchtet wird. Das Gebäude trägt wesentlich zur Atmosphäre des Abends bei.
Das Ensemble agiert sehr harmonisch und sowohl gesanglich als auch darstellerisch auf hohem Niveau. Doris Gallart gibt eine elegant-wehmütige und schlitzohrig-weise Madame Armfeldt, von der man sich gern Zitate gerahmt an die Wand hängen möchte. Katja Brauneis’ Desirée ist eine erstaunlich bodenständige und pragmatische Diva, während Claudia Funke als ihre Tochter Fredrika unbekümmert-kindlich daherkommt.
Guido Webers Fredrik Egermann zeigt mit klangschönem Bariton bei aller Jovialität seine Ängste und Zweifel, die vor allem seine Ehe mit der viel zu jungen Ann betreffen. Sybille Lambrich spielt diese mädchenhaft naiv und dabei so sympathisch, dass man sie einfach mögen muss. Kein Wunder, dass ihr Stiefsohn Henrik (Philipp Dürnberger mit glaubhafter innerer Zerrissenheit) ihr erliegt.
Markus M. Düllmann geht in der Rolle Desirées zackigen, eitlen, aber ziemlich dummen Liebhaber Carl-Magnus Malcolm auf. Saskia Dreyer als seine zupackende, aber wegen seiner Untreue zutiefst verletzte Frau Charlotte berührt besonders in “Jeden Tag ein kleiner Tod”. Cornelia Uttingers Dienstmädchen Petra ist erst frivol und aufgedreht und überrascht dann mit dem melancholischen “Ich heirate des Müllers Sohn”.
Auffällig ist, dass es bei den ruhigen Liedern fast keine Bewegung auf der Bühne gibt – und es wirkt dennoch nicht langweilig oder uninspiriert, denn die Darsteller ziehen durch Ausstrahlung und Ausdruck in den Bann.
Das Orchester sitzt im Inneren des Schlosses. Den Dirigenten Jürgen Voigt kann man an der Balkontür von hinten sehen. Leider schafft es die diffizile und filigrane Musik nur sehr blechern und wenig differenziert durch die Tonanlage nach draußen. Sehr schade! Der Klang insgesamt ist der einzige Wermutstropfen dieses Abends.
“Das Lächeln einer Sommernacht” schafft den Spagat zwischen anspruchsvollem Musiktheater und unterhaltsamem Musical. Es gibt die Sondheim-typischen rhythmischen Verschiebungen, schrägen Harmonien und Kanon-artigen Chöre, aber auch Ohrwürmer. Den “Nachtwalzer”, “Ein Weekend auf dem Lande” und “Wo sind die Clowns” trägt man noch eine Weile mit sich herum. Die Geschichte über unausgesprochene Leidenschaften und verpasste Chancen paart sich mit der Bäumchen-wechsel-dich-Komödienhandlung mit geschliffenen Dialogen und auch ein großer Teil des Wortwitzes konnte in die deutsche Übersetzung herübergerettet werden.
Udo Schürmer (Regisseur des Stücks und Intendant der Schlossfestspiele) ist mit der Auswahl des Stückes ein Wagnis eingegangen, aber der Erfolg gibt ihm Recht. In Ettlingen lächelt die Sommernacht nicht, sie strahlt!
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Jürgen Voigt |
Regie | Udo Schürmer |
Choreografie | Christine Rothacker |
Bühne | Steven Koop |
Kostüme | Anne Weiler |
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CAST (AKTUELL) |
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Désirée Armfeldt | Katja Brauneis, (Carolin Isabelle Ruthig) |
Fredrik Egerman | Guido Weber, (Thomas Schirano) |
Carl-Magnus Malcolm | Markus Maria Düllmann |
Henrik Egerman | Philipp Dürnberger, (Oliver Heim) |
Charlotte Malcolm | Saskia Dreyer, (Agneta Hanappi) |
Anne Egerman | Sybille Lambrich |
Madame Armfeldt | Doris Gallart, (Christine Rothacker) |
Fredrika Armfeldt | Claudia Funke, (Agneta Hanappi) |
Petra | Cornelia Uttinger, (Teresa Scherhag) |
Butler Frid | Tim Reichwein |
Gene Erlanson | Oliver Heim |
Teri Nordstrom | Teresa Scherhag |
Barbara Anderssen | Carolin Isabelle Ruthig |
Beth Segstrom | Christine Rothacker |
Ben Linquist | Thomas Schirano |
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GALERIE |
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