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KURZBEWERTUNG |
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Wer derben, etwas lauteren Humor mag und nicht so viel Wert auf ein dramagurgisch ausgefeiltes Buch legt, der dürfte bei „Hammerfrauen” auf seine Kosten kommen. In Craig Simmons flotter Inszenierung brilliert eine tolle Darstellerriege. Daumen hoch auch für die Kompositionen von Benedikt Eichhorn.
Die Klobürste ist Schuld. Hätte Julia nicht im Baumarkt nach diesem Badezimmer-Accessoire gesucht, wäre sie dort nicht Mark begegnet. Nun stehen beide wieder an ihrem Kennenlern-Ort, wo der begeisterte Heimwerker seiner Ehefrau in spe ihren gemeinsamen Hochzeitstisch mit Werkzeug und Baustoffen präsentiert. Gleichzeitig hat er Julia zur „Ladys Night”, einer exklusiv fürs weibliche Geschlecht organisierten Baumarkt-Nachhilfestunde im Fliesenverlegen, angemeldet. Was Mark nicht ahnt: Seine Verlobte hasst seine Passion. Dieses die Beziehung belastende Geheimnis gesteht Julia zuerst ihren Kurs-Mitstreiterinnen: der nach dem Tod ihres Ehemanns verhärmten Yvonne, der in den Konventionen ihrer Ehe feststeckenden Cornelia und Kim, einem aufreizenden Vamp, der beim anderen Geschlecht so schnell nichts anbrennen lässt.
Mit der Grundidee, eine Gruppe Männer oder Frauen philosophiert über das andere Geschlecht und ihre eigenen Beziehungen, folgt „Hammerfrauen” einem bekannten, und zurzeit sehr erfolgreichen Musical-Strickmuster. Robert Löhrs Buch spielt dann auch genüsslich mit allen nur erdenklichen Klischees über Männer, Frauen, Heimwerker und Verkaufspersonal. Gleichzeitig strotzt es nur so vor platten Gags vom Schlage „Wollen Sie zum Fliesen nicht die Jacke ausziehen? – Nein, Danke. Das ist eine Fleece-Jacke”. So folgt Schenkelklopfer auf Schenkelklopfer, jagt ein anzügliches Witzchen das nächste. Alles Geschmackssache! In der besuchten Vorstellung amüsiert sich das Publikum jedenfalls darüber wie Bolle.
Gar nicht so lustig ist allerdings, dass Löhr seiner Textvorlage weder Logik noch eine dramaturgische Struktur gibt. So bleibt zum Beispiel völlig unklar, warum die Frauen ihre beiden Kursleiter Enno und Patrick kidnappen und den Baumarkt für eine Nacht besetzen. Die ohne sichtbare Anstrengung erfolgte Selbstbefreiung der Herren aus ihren Fesseln wirkt ebenso an den Haaren herbeigezogen, wie das überraschende, überflüssige Outing eines Homosexuellen oder das Hauruck-Hochzeits-Happy End.
Von ähnlichen Musicals unterscheidet sich „Hammerfrauen” allerdings dadurch, dass es keine reine Compilation-Show ist. Abgesehen von einem unnützen, zehnminütigen Prolog mit auf das Baumarkt-Ambiente umgetexteten deutschen Schlagern („Marmor, Stein und Eisen bricht, aber dieser Kleber nicht”) und einer Passage nach der Pause, in der sich die vier Frauen ihre Lieblingslieder vorsingen, erklingt eigens für das Stück geschriebene Musik. Benedikt Eichhorns Kompositionen sind sehr facettenreich, besitzen Ohrwurm-Potenzial („Cookooning”) und reißen einfach mit. Eigenartig ist jedoch, dass sie sowohl vom Band, zeitweise aber auch live vom Mark-Darsteller Christian Miebach gespielt werden, der dann auf der linken Bühnenseite am im Hochzeitstisch integrierten Keyboard sitzt. Auch haben Eichhorns Kompositionen nicht eine so jämmerliche Tonanlage verdient. Sie verbindet die Musik mit den blechern und hohl klingenden Gesangsstimmen zu einem ärgerlich dünnen Soundbrei, in dem die witzigen Songtexte (Michael Frowin, Benedikt Eichhorn) oft untergegen.
Craig Simmons fantasievolle Inszenierung setzt ganz auf Tempo und eine exakte Zeichnung der einzelnen Charaktere. Sehr gelungen ist auch die Einbeziehung der Baumarkt-Artikel als Requisiten. So werden zum Beispiel die gekidnappten Baumarktverkäufer mit Tackern in Schach gehalten, oder in der revuehaft ausgetanzten Präsentation der Braut Rasenrechen statt Federfächer geschwenkt (Choreografie: Betty Dir). Allerdings verschenkt Regisseur Simmons Potenziale, indem er seine Darsteller fast ausschließlich im vorderen Bühnen-Drittel zwischen den auf einer Drehbühne stehenden Baumarktregalen agieren lässt. Ausstatterin Esther Bätschmann lässt so einen sehr authentisch wirkenden, räumlich variablen Verkaufsraum entstehen, der auch Einblicke aus Toilettenbrillen heraus gewährt. Das ebenfalls von Bätschmann entworfene Alltags-Kostümbild passt perfekt zu den einzelnen Charakteren. Für die Hochzeitsszene hat sie zudem ein wirklich witziges Brautkleid mit Leuchtdioden und Klobürsten-Applikationen entworfen.
Dem Stücktitel alle Ehre machen die auf den Punkt besetzten weiblichen Rollen. Mit schönem Sopran und sicherem Belten führt Julia Klotz das Quartett stimmlich an. Als nymphomane, leicht überdrehte Kim ist sie zudem herrlich komisch. Die vermeintlich unter „Obi-Phobie” leidende Julia wird von Julia Meier zunächst als von Selbstzweifeln getriebenes Mauerblümchen gespielt, das sich zur selbstbewussten Frau wandelt. Ähnliche Veränderungen machen auch Cornelia (Caroline Beil) und Yvonne (Isabel Varel) durch: Wenn Beil zum Samba-Showstopper „Cornelia” aus ihrem biederen Businessfrau-Kostüm steigt und ihr langes Haar schmeißt, dann herrscht auf der Bühne und im Zuschauerraum Partystimmung. Eher stiller vollzieht sich mit „Ich bin wieder da” Varells Ausbruch aus dem selbstgewählten Los, keinen Mann mehr an sich heranzulassen – einer der wenigen besinnlichen Gänsehaut-Momente der Show.
Aus dem Vollen schöpfen Michael Frowin und Marco A. Billep, die als cooles, mit Fachwissen glänzendes Verkäufer-Duo so authentisch agieren, als seien sie extra für die Produktion aus einem echten Baumarkt ausgeliehen worden. Einen komischen Höhepunkt setzen sie mit ihrem Duett „Kunde und Igel”, in dem sie erläutern, wie sie es schaffen, für die Kundschaft unsichtbar zu bleiben. Billep kann zudem als tumber Macho-Sprücheklopfer mit markigem Bass und Dackelblick im Song „Ich bin anders als das ich bin” beweisen, dass in ihm auch ein weicher Kern steckt. Vorlagenbedingt etwas blasser bleibt hingegen Christian Miebach in seinen wenigen Szenen als braver Heimwerker-Bubi Mark, der im Baumarkt zwischen Dübeln, Hollywoodschaukeln und Klobürsten sein privates Glück findet. Vielleicht auch ein Tipp für alle Partnersuchenden?
Spielzeiten:
16.07.-23.08.15 – Theater “Die Wühlmäuse” Berlin
12.07.-14.08.16 – Theater “Die Wühlmäuse” Berlin
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KREATIVTEAM |
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Buch | Robert Löhr |
Musik | Benedikt Eichhorn |
Songtexte | Michael Frowin Benedikt Eichhorn |
Inszenierung | Craig Simmons |
Musikalische Leitung | Jochen Kilian |
Kostüme / Bühne | Die Wühlmäuse Berlin |
Choreografie | Betty Dir |
Leitung der Umbesetzungsproben | Marco A. Billep Nini Stadlmann |
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CAST (AKTUELL) |
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=2018= | ||||
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Cornelia | Caroline Beil | |||
Yvonne | Isabel Varell | |||
Patrick | Marco A. Billep | |||
und | Dirk Kilian Karen Müller Christian Miebach Anastasia Troika |
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CAST (HISTORY) |
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=2016= | ||||
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Julia | Katharina Beatrice Hierl | |||
Mark | Christian Miebach | |||
Cornelia | Caroline Beil | |||
Yvonne | Isabel Varell | |||
Kim | Julia Klotz | |||
Enno | Michael Frowin | |||
Patrick | Marco A. Billep | |||
=2015= | ||||
Julia | Julia Meier | |||
Mark | Christian Miebach | |||
Cornelia | Caroline Beil | |||
Yvonne | Isabel Varell | |||
Kim | Julia Klotz | |||
Enno | Michael Frowin | |||
Patrick | Marco A. Billep |
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GALERIE |
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