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Wiedersehen macht Freude – im Fall von „Mamma Mia!” in Berlin allerdings nicht nur mit einem lachenden Auge. Die mit technischen Tricksereien aufgemotzte Rumpf-Musikertruppe hinterlässt bei stolzen Eintrittspreisen einen schalen Beigeschmack. Einfach eine Wucht hingegen sind die Darsteller – mit Sabine Mayer (Donna), Betty Vermeulen (Tanja) und Barbara Raunegger (Rosie) an der Spitze.
„Du hast ja ganz schön abgespeckt!”. Wer seine Figur optimieren will, und nach über fünf Jahren Pause beim Wiedersehen dieses Feedback erhält, der dürfte sich freuen. Im Fall von „Mamma Mia!”, das nach dem letzten Vorhang im Januar 2009 nun wieder in Berlin zu sehen ist, bezieht sich der angedeutete Substanzverlust allerdings auf den das Musical begleiteten Klangkörper. Der ist jetzt um ein Drittel reduziert, sodass sich jetzt noch sechs Personen im Orchestergraben des Theaters des Westens verlieren. Jörg Hilger, Kopf der Combo, steht leicht erhöht an einem Keyboard, groovt im Takt, drückt Knöpfe und haut in die Tasten: Das ist musikalische Leitung im 21. Jahrhundert!
Auch wenn Elektronik handgemachte Musik immer besser imitieren kann, ihr Einsatz ist bei stolzen Eintrittspreisen von 39 bis knapp 135 Euro bedenklich. Wer die im Theater vertriebene, deutsche Erstaufführungs-CD abspielt, hört musikalisch bedenkliche Qualitätsunterschiede. Um die getrickst-getunte Begleitung in der Aufführung aufzuwerten, wird die Tonanlage im Theater des Westens einige Male bis zur Schmerzgrenze aufgedreht, wobei Lautstärke auf keinen Fall Klasse ersetzen kann.
Federn lassen musste auch das Bühnenbild von Mark Thompson: Die Taverne besteht in der aktuellen Bühnenfassung aus weißen Schiebewänden, die recht kompakt und kastig wirken. Im Vergleich zur deutschen Originalinszenierung ist alles etwas puristischer, Szenenwechsel werden per Hand durch das flinke Ensemble vorgenommen. Ein Umstand, mit dem es sich jedoch leben lässt.
Wenn in Berlin bei der Wiederaufnahme-Premiere das Haus vor Begeisterung Kopf steht, dann liegt das neben den eingedeutschen Abba-Hits und dem bewährten Regie-Klon mit Lokalkolorit-Einsprengseln (Phylida Lloyd) vor allem an der exzellenten Besetzung. Das gesamte Bühnenpersonal agiert absolut mitreißend und glänzt mit knackigen, sehr synchron ausgeführten Choreografien (Anthony van Laast).
Vorlagenbedingt haben die Darsteller der drei Vaterkandidaten wenig Chancen, sich zu profilieren. Doch Jerry Marwig (als smarter Architekt Sam), Cush Jung (als in Hippie-Erinnerungen schwelgender Banker Harry) und Jörg Zuch (als kumpelhafter Abenteurer Bill) geben ihren Parts Authentizität und holen so aus den streckenweise recht blassen Charakteren das Maximum heraus. Auch Marc Früh als Schwiegersohn-in-Spe versucht als Sky mehr zu sein als bloß ein Stichwort-gebender Waschbrettbauch-Jüngling. Stimmlich trumpfen alle vier Herren mächtig auf und harmonieren prächtig in Duetten und Szenen mit ihren Partnerinnen.
Eine angenehme Überraschung ist Lara Grünfeld, deren Sophie selbstbewusst wie trotzig ihr Ziel verfolgt, als Braut vom leiblichen Vater zum Altar geführt zu werden. Sobald ihre Sophie erkennt, welches Durcheinander sie anrichtet, lässt Grünfeld den Charakter glaubwürdig in eine zarte, zerbrechlichere Nuance kippen. Dazu singt die Darstellerin mit einem herrlich klaren Sopran. Eine schöne Charakterstudie.
Zugpferde jeder „Mamma Mia!”-Produktion sind die drei Damen, die vor zwanzig Jahren als „Donna and the Dynamos” auftraten, und jetzt wieder in ihren alten Siebziger-Jahre-Glitzer-Outfits über die Bühne fegen. Sabine Mayer ist eine einfach großartige Leading-Lady, die die Donna zwischen Dickkopf und liebender Mutter spielt und mit ihrer Powerstimme die vielen Gesangsaufgaben mit Bravour meistert. In stillen Momenten („Einer von uns”, „Und durch meine Finger rinnt die Zeit”) berührt Mayers Sopran, den sie locker von tiefen in hohe Lagen führt.
Betty Vermeulen, die bereits in der letzten Berliner Spielserie auf der griechischen Insel verweilte, ist als Luxuslady einfach eine Idealbesetzung. Sie begeistert mit umwerfendem Humor und räumt mit ihrem schnippischen Solo „Wenn das Mami wüsst” richtig ab. Vermeulen in nichts nach steht Barbara Raunegger, die als robust-emanzipierte Rosie einen hervorragenden Gegenpol darstellt und gekonnt ihre Pointen setzt. Auch stimmlich gibt es bei Raunegger nichts zu bemängeln, im Gegenteil.
Auf dem Nachhauseweg schwirren die vielen Abba-Hits weiter durch den Gehörgang. „Danke für die Lieder”, gilt noch immer. Bei der nächsten Spielserie aber bitte wieder mit einem gewichtigeren Klangkörper und mehr menschlichen Musikern im Graben!
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KREATIVTEAM |
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Musik und Texte | Björn Ulvaeus Benny Andersson |
Buch | Catherine Johnson |
Texte | Stig Anderson |
Deutsche Übersetzung Texte | Michael Kunze |
Deutsche Übersetzung Buch | Ruth Deny |
Inszenierung | Phyllida Lloyd |
Musikalische Leitung | Jörg Hilger |
Choreografie | Anthony van Laast |
Ausstattung | Mark Thompson |
Licht | Howard Harrison |
Sound | Andrew Bruce Bobby Aitken |
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CAST (AKTUELL) |
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GALERIE |
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