© Rolf K. Wegst
© Rolf K. Wegst

Der Kuss der Spinnenfrau (2014 - 2016)
Stadttheater, Gießen

Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Ein schwarzer Bühnenraum, eine fahrbare kleine Gefängniszelle, bewegliche Gitterwände, ein paar Projektionen und geschickt eingesetzte Scheinwerfer – so einfach ist das Konzept von Bühnenbildner Lukas Noll und Regisseurin Cathérine Miville um bedrückende Gefangenschaft und Technicolor-Glamour darzustellen. Dazu noch ein hervorragendes Hauptdarsteller-Trio und alles fügt sich zu einer mitreißenden Aufführung eines nicht immer mitreißenden Musicals.

Wir befinden uns in einem schwarzen, metallisch-kalten Gefängnistrakt, aber sobald die bunten Scheinwerfer angehen, strahlen die Metallstreben warm und glitzernd (Licht: Kati Moritz). So entstehen fließende Übergänge vom Alltag in der Zelle zu Molinas Nacherzählungen alter Revuefilme.

Andrea M. Pagani spielt Molina nicht zu tuckig, mit Hingabe zu den Filmen und Besorgnis um seine kranke Mutter, der zuliebe er sich auf den Deal einlässt, seinen Zellengenossen Valentin auszuhorchen, dessen Informationen weiterzugeben und dann freigelassen zu werden. Eben dieser Valentin ist ein politischer Gefangener, ein wichtiger Verbindungsmann zu einer Gruppe Terroristen. Thomas Christ hat diese Rolle bereits mehrfach verkörpert, und auch in Gießen gelingt ihm das stimmlich stark und sehr überzeugend. Pagani und Christ harmonieren sehr gut. Auch die heiklen, intimen Szenen, wenn Molina Valentin nach einem Giftanschlag säubert oder deren homosexuelle Annäherung, sind sehr natürlich.

Aurora ist der große Star der von Molina so verehrten Filme, in denen sie leidende Liebende und glamouröse Sängerinnen spielt, aber auch die Spinnenfrau, deren Kuss den Tod bringt – düster, eisig und bedrohlich. Sophie Berner gibt diesen verschiedenen Rollen Ausstrahlung und große Stimme und darf sich in fantastischen Kostümen (José-Manuel Vázquez) präsentieren.

Spartenübergreifend werden Nebenrollen von Schauspielern (glücklicherweise mit wenig Gesangseinsatz), Chormitgliedern (mal mehr, mal weniger hölzern, immer im Kampf mit dem gesprochenen deutschen Text, aber gesanglich wirklich gut) und Mitgliedern der Tanzcompagnie übernommen.

Andreas Kowalewitz führt das Philharmonische Orchester leichtfüßig-routiniert durch Pathos und Rhythmus der Partitur. Und da sind wir beim Schwachpunkt des Abends: das Zusammenspiel von Kompositionen und Geschichte. Die Melodien klingen zu oft nach “Cabaret” mit südamerikanischen Rhythmen. Das stört in den Fantasie-Szenen nicht so sehr, aber sobald in der realen Welt jemand anfängt zu singen, wird das Stück unglaubhaft, beispielweise beim Diabetes-verursachend, kitschigen “Dear One / Liebes” oder den dreisten “Les Misérables”-Plagiaten “Over the Wall / Hinter der Wand” und “The Day After That / Der Morgen danach”. Letzteres als einziger Song übrigens im englischen Original – ohne ersichtlichen Grund – während ansonsten auf Deutsch gesungen wird.

Der gegenüber der Romanvorlage veränderte Schluss, der die beiden Hauptcharaktere zu einem dramatischen Finale wieder im Gefängnis zusammenführt, ist zwar viel bühnenwirksamer, aber auch viel pathetischer. Wer das in Kauf nimmt, erlebt dank Darstellern und szenischer Umsetzung einen großen Musical-Abend in einem kleinen Theater.

Musical von John Kander und Fred Ebb
in deutscher und englischer Sprache

 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
Musikalische LeitungAndreas Kowalewitz
InszenierungCathérine Miville
ChoreographieTarek Assam
Anthony Taylor
BühneLukas Noll
KostümeJosé-Manuel Vazquez
ChorJan Hoffmann
DramaturgieChristian Schröder
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
MolinaAndrea Matthias Pagani
ValentinThomas Christ
Aurora / SpinnenfrauSophie Berner
Molinas MutterSora Korkmaz
Michaela Wehrum
MartaEun-Mi Suk
Michaela Wehrum
GabrielJan Hoffmann
Yannick Bernsdorff
AurelioRobert Schmidt
GefängnisdirketorinPetra Soltau
EstebanMaximilian Schmidt
MarcosHarald Pfeiffer
ai-Beobachter / GefangenerPaul Przybylski
  
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
keine aktuellen Termine
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
So, 30.11.2014 11:00Stadttheater, GießenVorgestellt
Fr, 05.12.2014 19:00Stadttheater, GießenBenefizveranstaltung
So, 07.12.2014 19:30Stadttheater, GießenPremiere
▼ 20 weitere Termine einblenden (bis 18.06.2016) ▼
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.
Overlay