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KURZBEWERTUNG |
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Auf der Bühne steht ein korpulenter Mann, weit jenseits der Sechzig. Nachdenklich zieht er die Perücke vom Kopf, die ihn Abend für Abend zum Mittelpunkt des Show-Programms im Travestie-Etablissement “La Cage aux Folles” werden lässt. Zögernd und mit leicht brüchiger Stimme stimmt er „Ich bin, was ich bin” an. Trotzig legt er seine ganze Verbitterung in den Song. Verständlich, denn soeben hat sein Lebensgefährte ihm eröffnet, dass er für eine Nacht aus der gemeinsamen Wohnung verbannt werden müsse. Eine Tunte passt nicht ins Weltbild, wenn ein erzkonservativer Sittlichkeitsverfechter anrückt, um die Eltern des Mannes kennenzulernen, der seine Tochter heiraten will.
“Ich bin, was ich bin” – ist das nicht die Meldodie dieses Disco-Knallers, der immer noch zu später Stunde Stimmung auf jede Tanzfläche zaubert? Dies scheint die Motivation dafür zu sein, dass Teile des Premieren-Publikums beginnen, in dieser emotional bewegenden Szene rhythmisch mitzuklatschen. Es ist Hannes Fischers großartiger Bühnenpräsenz zu verdanken, dass dieser unpassende Spuk schnell wieder verfliegt. Zu gebrochen, zu verzweifelt, zu wütend ist er in dieser Szene, die damit endet, dass er voller Stolz und erhobenen Hauptes die Bühne verlässt.
Der neue Berliner Narrenkäfig setzt ganz bewusst bei den beiden Hauptpartien auf Darsteller im Rentenalter. Ein Glücksfall! Hannes Fischer brilliert in seiner Doppelrolle als Albin/Zaza: Auf der einen Seite ein verletzbarer, aber kämpferischer, zielstrebiger Mann; gleichzeitig verwandelt er sich ohne zu übertreiben in die Travestie-Diva, die auch nach vielen Jahren im Programm immer noch den strahlenden Mittelpunkt im Nachtclub bildet. Fischer spielt alle Facetten dieser Figur aus, wirkt glaubwürdig und avanciert bereits mit dem alterskaschierenden “Mascara”-Song zum absoluten Sympathieträger der Show. Mit markiger Bassstimme, die nur in den Höhen etwas schwach ist, singt sich der Darsteller durch seine Songs, wobei ihm in dieser Aufführung auch die Soli in “La Cage aux Folles” und “Die schönste Zeit” gehören.
Im direkten Vergleich hat es schon rein vorlagenbedingt jeder Darsteller in der zweiten Hauptrolle als Albins Lebensgefährte schwer. Nicht so in dieser Aufführung! Peter Rühring balanciert seine Darstellung des Georges gekonnt zwischen Ehepartner, Vater und Geschäftsmann aus. Dabei stellt er schnell fest, dass er nach über dreißig gemeinsamen Jahren Albin nicht die Türen weisen darf. Berührend Rührings Solo “Schau mal dorthin”, urkomisch das Zusammenspiel mit Fischer in “Männliche Lektion”, dessen Text mit Putin und Merkel zeitgemäß aufpoliert wird. Peter Rühring ist ein angenehmer Ruhepol auf der Bühne, der auch dem letzten im Saal klarwerden lässt: „La Cage aux Folles” ist kein reines Spaß-Musical. Es hat auch eine Botschaft.
Diesem Aspekt trägt auch Bernd Mottls Inszenierung Rechnung. Da können die vier Cagelles (schrill, frech und obszön: Andreas Renee Swoboda, Christoph Jonas, Vanni Viscusi und Hakan T. Aslan) in den anspruchsvollen wie augenzwinkernden Revue-Choreografien (Otto Pichler) Puschel schwenkend die Stimmung aufheizen: Mottl schafft es spielend, im nächsten Moment das Tempo zu drosseln und die Verletzlichkeit der einzelnen Individuen sichtbar zu machen. So säuft sich Marie Dindon (Jacqueline Macaulay) für alle sichtbar das Leben an der Seite ihres herrschsüchtigen, homophoben Gatten (schmierig-fies: Romanus Fuhrmann) erträglich. Da giert Butler Jacob (Fausto Israel, eine Idealbesetzung) nach Anerkennung als Zofe Claudine mit Drang auf die Showbühne, während Georges Sohn Jean-Michel (Sebastian Stert), die in der Vergangenheit erduldeten Verletzungen Dritter über seine schwulen Zieheltern abschütteln will. Sie sind die Wurzel der vordergründigen Ablehnung Albins, durch den er sein persönliches Glück mit Anne (keck: Nell Pietrzyk) gefährdet sieht. Carry Sass’ Auftritte als geschäftstüchtig-geschwätzige Wirtin Jacqueline sind derart beschnitten, dass ihr nichts bleibt als eine Stichwortgeberin zu sein.
Das Sahnehäubchen auf Mottls Inszenierung setzen ihre beiden Ausstatter: Friedrich Eggert verwandelt das „Bar jeder Vernunft”-Spiegelzelt, in dem die Zuschauer in Logen und an Tischen sitzen, in einen schwülstigen Revue-Tempel. Hier wachsen goldene Palmen mit zweideutigen Kokosnusslampen nach oben, da umrahmen zwei Holzknaben mit hochklappbaren Geschlechtsteilen die Showbühne. Nach der Pause verdecken Lendenschurze ihre auffällige Scham, während Pfeile die Brustkörbe der muskulösen Jünglinge durchbohren – die Lustknaben sind zu Märtyrern geworden, Zucht und Moral bestimmen die Szenerie. Die Butler-Zofe erscheint im Barockpagen-Outfit, während Albin zum biederen Hausmütterchen mit Handtasche mutiert. Kostümbildner Falk Bauer setzt hier bewusst einen Kontrapunkt zu seinen knappen Glitter-Flitter-Feder-Outfits für Jacob und den Cagelles aus dem ersten Akt. Fürs Finale steigert er seine Entwürfe dann allerdings mit bizzaren Roben und blanken Gummibrüsten bis ins Skurrile hinein.
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Danach gibt es für das Premierenpublikum kein Halten mehr. In den Jubel einbezogen wird auch die rechts vor die Bühne gequetschte Band unter der Leitung von Johannes Roloff. Die fünf Musiker interpretieren Jerry Herrmanns flotte Partitur im Keyboard-Sound und passen sie ungewohnt, aber angenehm der Clublocation an. Hier ist das Publikum dichter am Geschehen als in jedem Theater und verschmilzt quasi mit dem Bühnengeschehen. Neben den beiden Senior-Hauptdarstellern noch ein neues Detail, das “La Cage aux Folles” gut zu Gesicht steht.
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KREATIVTEAM |
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Musik und Liedtexte | Jerry Herman |
Buch | Harvey Fierstein |
Inszenierung | Bernd Mottl |
Choreografie | Otto Pichler |
Musikalische Leitung | Johannes Roloff |
Bühnenbild | Friedrich Eggert |
Kostüme | Falk Bauer |
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CAST (AKTUELL) |
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Georges | Peter Rühring | |||
Albin/Zaza | Hannes Fischer | |||
Jacob | Fausto Israel | |||
Jean-Michel | Sebastian Stert | |||
Anne Dindon | Nell Pietrzyk | |||
Edouard Dindon | Romanus Fuhrmann | |||
Marie Dindon | Jacqueline Macauley Kerstin Schweers | |||
Jacqueline | Anouschka Renzi | |||
Cagelles | Laurent N'Diaye Johannes Brüssau Ben Cox David Rodriguez-Yanez Frank Wöhrmann | |||
Die Musiker | ||||
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Bass | Jürgen Speedy Schäfer H. D. Lorenz | |||
Keyboard | Christopher Noodt Steffen Scholz | |||
Drums | Immo Hofmann Rudi Neuwirth | |||
Percussion | Christoph Grahl Brigitte Haas |
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CAST (HISTORY) |
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Georges | Peter Rühring Wolff von Lindenau Holger Hauer |
Albin/Zaza | Hannes Fischer |
Jacob | Fausto Israel |
Jean-Michel | Sebastian Stert Jörn Linnenbröker |
Anne Dindon | Nell Pietrzyk |
Edouard Dindon | Romanus Fuhrmann Rüdiger Rudolph |
Marie Dindon | Jacqueline Macauley Kerstin Schweers |
Jacqueline | Carry Sass Katy Karrenbauer Laura Leyh |
Chantal | Andreas Renee Swoboda |
Hanna | Christoph Jonas |
Mercedes | Vanni Viscusi |
Phaedra | Hakan T. Aslan |
Swings | Jurriaan Bles Johannes Brüssau |
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GALERIE |
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TERMINE |
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