Björn Christian Kuhn (Peter Pan), Cusch Jung (Captain Hook) © © Uwe Köhn
Björn Christian Kuhn (Peter Pan), Cusch Jung (Captain Hook) © © Uwe Köhn

Peter Pan (2014 - 2016)
Bühnen, Halle (Saale)

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Die Oper Halle bringt erstmals in Deutschland die britische Musical-Adaption von “Peter Pan” auf die Bühne. Die Inszenierung von Cusch Jung wartet mit einem opulenten Bühnendesign und zwei gesanglich großartigen Hauptdarstellern auf, bleibt aber inhaltlich auf Niveau eines seichten Märchens ohne Tiefgang.

Die Geschichte vom Jungen, der nie erwachsen werden will, ist hinlänglich bekannt und wurde im Laufe der letzten 100 Jahre dutzende Male für Bühne und Leinwand adaptiert. Der “Peter Pan”-Stoff lässt dabei viel Raum für mannigfaltige Interpretationen. Die Musical-Version von George Stiles und Anthony Drewe (u.a. “Mary Poppins” und “Soho Cinders”), die hier ihre deutschsprachige Erstaufführung erfährt, bleibt allerdings recht nah am Original.

Prinzipiell ist das nicht negativ. Auch der Umstand, dass der Erzählton eher auf ein jüngeres Publikum abzuzielen scheint, ist grundsätzlich nicht schlimm, handelt es sich bei James Matthew Barries “Peter Pan” ja ursprünglich um eine Kindergeschichte. Doch nicht nur in Hinblick auf den abendfüllenden Charakter der Inszenierung und das dementsprechend größtenteils erwachsene Publikum, wünscht man sich im Laufe des Stückes häufig, dass inhaltlich mehr Tiefgang gezeigt würde. Stattdessen bleibt die Interpretation des Stoffes oberflächlich, die Witze flach und die Charaktere auffällig zweidimensional. Peter (Björn Christian Kuhn) ist kindlich-frech und abenteuerlustig, Wendy (Ines Lex) vernünftig und mütterlich, und Captain Hook (Cusch Jung) bitterböse und gemein – eine nuancierte Charakterzeichnung sucht man vergebens. Das ist vor allem deshalb schade, weil “Peter Pan” durchaus mehr hergibt, als hier auf der Bühne gezeigt wird. Das Dilemma um die menschlichen Ursehnsucht nach andauernder Sorglosigkeit der Kindheit sowie die Furcht vor Veränderung werden nur am Rande angesprochen. Die gealterte Wendy (Gabriele Bernsdorf) führt als Erzählerin durch das Musical und kommentiert ihre eigene Geschichte in einem Tonfall, als würde sie aus einem Buch vorlesen – das mag gewollt sein, geht aber auf Kosten jeglicher Emotionalität und bringt auch inhaltlich keinerlei Mehrwert.

Auch musikalisch ist “Peter Pan” nicht ohne Schwächen. Die Songs von George Stiles sind schön anzuhören und schnörkellos. Sie gehen schnell ins Ohr, bleiben aber – mit Ausnahme der starken Auftakt-Nummer “Es liegt was in der Luft heut’ Nacht” – nicht im Gedächtnis. Dennoch würde man gerne mehr davon hören, denn das Verhältnis aus langen Sprechszenen und relativ kurzen, kaum handlungstragenden Songs ist unausgewogen.

Die stimmlichen Leistungen der Darsteller sind insgesamt eher durchwachsen, doch die beiden Hauptdarsteller lassen in dieser Hinsicht absolut nichts zu wünschen übrig. Gesanglich zahlt es sich aus, dass man bei der Besetzung von Peter und der jungen Wendy auf erwachsene Darsteller zurückgegriffen hat. Der glasklare Sopran von Ines Lex macht ihr leider viel zu kurzes Solo “Hinter’m Sternenzelt” zum musikalischen Highlight des Abends, und Björn Christian Kuhn singt Peters Songs mit angenehmer, voller Stimme, die er auch dann wohltuend zu modulieren versteht, wenn er auf halber Raumhöhe über der Bühne ‘fliegt’. Dass Darsteller jenseits der Dreißig optisch nicht mehr als 12-Jährige durchgehen, versteht sich von selbst und fällt nicht wirklich unangenehm ins Gewicht. Doch während Kuhns Peter Pan zumindest in seinen Manierismen an einen kleinen Jungen erinnert, fehlt Lex in ihrer Darstellung die Jungendlichkeit. Allerdings ist das nur bedingt ihrer Interpretation anzulasten, denn ihre Texte klingen über weite Strecken kaum wie Äußerungen aus dem Mund eines Kindes.

So kann Cusch Jungs Inszenierung von “Peter Pan” weder inhaltlich noch musikalisch vollends überzeugen. Was jedoch optisch auf der relativ kleinen Bühne der Oper Halle geboten wird, ist Weltklasse und lässt so manche Schwäche des Stückes vergessen. Das Bühnenbild vom Karin Fritz ist opulent, atmosphärisch und erstaunlich wandelbar. Fritz lässt das nächtliche London zum Leben erwachen, sorgt für eine Mischung aus Geborgenheit und Unheimlichkeit in Wendys Kinderzimmer, kreiert fantasievolle, malerische Landschaften im fernen Nimmerland und nimmt die Zuschauer mit auf Captain Hooks riesiges Piratenschiff. Vor allem im ersten Akt dauern die hinter geschlossenem Vorhang stattfindenden Wechsel zwischen den Szenenbildern etwas länger, doch das nimmt man gern in Kauf, wenn das Ergebnis so ansprechend ist wie hier. Zudem überbrückt das tadellos spielende Orchester unter Führung von Kay Stromberg charmant die Wartezeit.

Passend zur Szenerie sind auch die Kostüme von Karin Fritz und Alevtina Enders überaus fantasievoll, mit viel Liebe zum Detail (z.B. Tinkerbells leuchtender Rock) gearbeitet und wunderschön anzusehen. Das Bühnendesign von “Peter Pan” übt genug Faszination aus, um klein und groß gleichermaßen zu begeistern – umso bedauernswerter ist es, dass die Geschichte hinter der Optik zurückbleibt.

 
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KREATIVTEAM
MusikGeorge Stiles
GesangstexteAnthony Drewe
BuchWillis Hall
Deutsche ÜbersetzungRoman Hinze
Musikalische LeitungKay Stromberg
RegieCusch Jung
Bühne und KostümeKarin Fritz
 
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CAST (AKTUELL)
Peter PanBjörn Christian Kuhn
Erzählerin / Die alte WendyGabriele Bernsdorf
Mrs. Mary DarlingAngela Mehling
Olivia Saragosa
Mr. George Darling / Captain HookCusch Jung
WendyInes Lex
Joanna Nora Lissai
SmeeOlaf Schöder
TinkerbellLara Bischof
Nele Welk
Tiger Lily / LizaTae-Eun Hyun
Laura Petereit
Nana, der Hund / Ein Krokodil / Tinkerbell als PuppeRafal Zeh
Slightly, verlorener JungeKilian Eschke
Robin Solf
Jesper Vöcks
Tootles, verlorener JungeKilian Eschke
Robert Griese
Pascal Kemmer
Nibs, verlorener JungeVincent Seidel
Jonathan Rath
Curly, verlorener JungeMartin Breitkopf
Lorenz Fröhlich
Erster Zwilling, verlorener JungeFabian Krystossek
Hannes Ullmann
Zweiter Zwilling, verlorener JungeJohannes Hartleb
Anton Huschka
3 NixenPaula Engel
Rebekka Scheufler
Marie Gedicke
Maja Schülert
Victoria Schwenzfeier
Marianne Werge
Ein ZeitungsjungeJesper Vöcks
Robin Solf
IndianerinnenRebecca Giesel
Julia Hänsel
Deslin Ami Kaba
Marlene Pawlak
Lia Weiß
Theresa Fritzsch
Luisa Heeger
Antonia Piller
Rahel Scheufler
Leoline Wätzold,
(Laura Weiske
Linda Wiegeleben
Paula Lorek
Pauline Riethmüller)

Gentleman Starkey, PiratAndreas Guhlmann
Gentleman Starkey, PiratKristian Giesecke
Cecco, PiratPeter Winger
Cecco, PiratMichael Mehnert
Mullins, PiratHwa Young Chun
Mullins, PiratShin Heon Hyun
Bill Jukes, PiratSebastian Byzdra
Bill Jukes, PiratRobert Bily
Noodler, PiratTill Voß
Noodler, PiratJörg Decker
Cookson, PiratTimothy Alois Cruickshank
Cookson, PiratJörg Decker
Skylights, PiratFrank Kaufmann
Skylights, PiratShin Heon Hyun
Erster Zwilling, PiratMichael Mehnert
Erster Zwilling, PiratShin Heon Hyun
Erster Zwilling, PiratJörg Decker
Zweiter Zwilling, PiratKristian Giesecke
Zweiter Zwilling, PiratRobert Bily
  
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 21.03.2014 19:30Oper, Halle (Saale)Premiere
Mi, 26.03.2014 19:30Oper, Halle (Saale)
Do, 27.03.2014 10:00Oper, Halle (Saale)
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