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Casting-Show auf der Musicalbühne? Eine ebenso überfällige, sowie äußerst gelungen umgesetzte Idee – zu erleben bei “I can’t sing”, dem “X-Factor-Musical” im Londoner Palladium. Obwohl der Casting-Hype langsam aber sicher seinen Zenit überschritten hat, wird dieses Format im Musical geschickt genutzt, um mit Stereotypen zu spielen und sich über die Machart einer solchen Show zu amüsieren. Gepaart mit einer Liebesgeschichte, extrem amüsanten Figuren, die allesamt von talentierten Darstellern gespielt werden, einem abwechslungsreichen Score inklusive pointierter Texte und einem multifunktionalen Bühnenbild kommt dabei eine wunderbar unterhaltsame Show heraus.
Während “Deutschland sucht den Superstar” hierzulande die wohl bekannteste und beliebteste TV-Casting-Show darstellt, steht in Großbritannien “X-Factor” ganz hoch im Kurs. Seit 10 Jahren läuft die Sendung von Produzent Simon Cowell erfolgreich im britischen Fernsehen. Pünktlich zum Jubiläum entschloss man sich – gemeinsam mit Cowell – eine Musicalversion ins Londoner West End zu bringen, welche seit März 2014 im größten Londoner Theater, dem Palladium, zu sehen ist.
Das Musical nimmt sich selbst und das Sujet der TV-Show zu keiner Sekunde ernst, und so erlebt man herrlich verrückte Rollen, allen voran das Alter Ego von Simon Cowell, im Musical schlicht Simon genannt. Simon, gespielt von Nigel Harman (dem deutschen Publikum unter anderem bekannt aus “Downton Abbey”), präsentiert sich als gefeierter, selbstverliebter Macho. Er schwebt wortwörtlich auf einer Wolke ein und setzt sein breitestes Lächeln nur auf, wenn die Kamera läuft. Ansonsten erlebt man ihn als Intrigenspinner, der alles für eine gute Quote machen würde. Dennoch beten die Fans ihn an. Gleich zu Beginn wird das im Song “Please Simon” mehr als deutlich, denn die Kandidaten der Show werfen sich ihm praktisch zu Füßen. Harman gibt den unnahbaren Produzenten sehr detailgetreu und man fragt sich, inwiefern Cowell tatsächlich Mitspracherecht bei “seiner” Rolle hatte, denn diese ist schon ziemlich bitterböse angelegt.
Die beiden anderen Mitglieder der Jury werden ebenso amüsant durch den Kakao gezogen. Ashley Knight spielt Louis, der seine irische Herkunft nicht verleugnen kann, und Victoria Elliott ist Jordy, eine männermordende Draufgängerin, die ständig versucht, ihre Affären mit diversen hochkarätigen Fußballspielern zu vertuschen, aber ebenso wie Simon einiges für die gute Quote tun würde.
Hauptfigur des “Reality-Musicals” ist Chenice (Cynthia Erivo), die per Zufall in die Show schlittert, um Geld für die Beerdigung ihres Großvaters zu verdienen. Dieser stirbt zu Beginn des Stückes an einem Kurzschluss, der seine eiserne Lunge lahmlegt. Chenice wandelt sich im Laufe der Vorstellung vom unscheinbaren Mädchen zur Favoritin der Zuschauer. Erivo liefert eine Meisterleistung in Sachen Comedy und Stimme ab. Sie spielt diese Rolle wahnsinnig sympathisch, so dass der Zuschauer sie praktisch ins Herz schließen muss. Besonders im Zusammenspiel mit Alan Morrissey als Max überzeugt sie von Beginn an durch Witz und Timing. Der Showstopper “I can’t sing” ist ihr musikalischer Höhepunkt. Dieser fängt sachte an, jedoch wandelt sich im Laufe des Songs der Chorus “I can’t sing” zu “I CAN sing”, was man ihr in jedem Fall in besonderem Maße attestieren kann.
Obwohl eigentlich als Nebenrolle angelegt, ist unbedingt noch Simon Lipkin als Chenices Hund Barlow zu erwähnen. Lipkin steuert – ähnlich wie bei “Avenue Q” – eine Hundepuppe und rollt auf Rollschuhen über die Bühne. Er kommentiert das Bühnengeschehen immer wieder mit bissigen Kommentaren, die beim Publikum Begeisterungsstürme auslösen. Für das deutsche Publikum sei allerdings angemerkt, dass viele der Anspielungen Insider-Gags sind, für die man die britische “X-Factor”-Variante schon ein wenig besser kennen muss. Auch ohne Vorkenntnisse kommt Lipkins sympathische und komische Darstellung des Hundes jedoch gut an.
In der Riege der weiteren Kandidaten wird alles aufgefahren, was eine gute Casting-Show zu bieten haben sollte: Es gibt die durchgeknallten “Alterboyz” (eine Boyband, deren Ähnlichkeit mit dem durch “X-Factor” bekannt gewordenen irischen Musikduo “Jedward” sicherlich durchaus gewollt ist), die Supermarktkassiererin Brenda, die ihr Einkommen mithilfe der Show aufbessern möchte, und viele andere verrückte Figuren. Lediglich Charlie Baker als “Hunchback” fällt ein wenig aus dem Rahmen. Er spielt die Rolle zweifelsohne gut, jedoch wird nicht ganz klar, warum sich der “Glöckner” bei “X-Factor” bewirbt bzw. warum diese Rolle überhaupt in das Musical hineingeschrieben wurde.
Präsentator der Fernsehsendung ist Liam (gespielt von Simon Bailey), der ein herrliches Solo sein Eigen nennen darf, in dem er darüber sinniert, dass es sein größtes Glück ist, Kandidaten zu umarmen (“The Hugging Song”). Ein köstlicher Einfall, der die Einsamkeit von Medienschaffenden aufs Korn nimmt.
Nicht nur die Darsteller liefern allesamt sehr gute Leistungen ab, auch die Songs und die Liedtexte von Steve Brown und Harry Hill heben sich sozusagen als ein weiterer “Hauptdarsteller” hervor. Von Techno über irische Folklore bis zu Pop ist alles vertreten und passt jeweils wie die Faust aufs Auge zur Situation. Alle Songs strotzen vor Ironie und spitzfindigen Texten, so dass selbst bei Balladen gelacht wird, was der Intention der Songs keinen Abbruch tut, im Gegenteil – die Texte machen die Figuren nur noch sympathischer.
Ebenfalls Erwähnung finden sollte das innovative Bühnenbild von Es Devlin und Beleuchter Jon Clark. Im ersten Akt wird größtenteils mit aufklappbaren Vorhängen gearbeitet, die durch Projektionen unterstützt werden. So entsteht beispielsweise der Wohnwagen, in dem Chenice mit ihrem Großvater und Hund Barlow lebt. Im zweiten Akt fahren halbrunde Wagen über die Bühne, die eine Art Arena für die Fernsehauftritte freigeben, wenn sie nach hinten gesteuert werden und einzelne Garderoben darstellen, wenn sie nach vorne fahren. Unterstützt wird die Bühnentechnik durch kleine aber feine Einfälle, wie die Projektion von “What’s App”-Nachrichten an die Seitenbühnen, so dass das ganze Setting sehr modern und zeitgemäß wirkt.
“I can’t sing” ist ein Gute-Laune-Musical. Die Geschichte ist amüsant, liebevoll, voller Klischees und herrlich überdreht. Leider fällt das Ende des Stückes ein wenig ab. Ohne zu viel verraten zu wollen: Es sind Außerirdische im Spiel. Ansonsten überzeugt das Musical auf ganzer Linie. Zugegebenermaßen sitzt man als deutscher Zuschauer im Theater und stellt sich die Umsetzung für den deutschen Markt bereits während der Show vor. Ob es ein deutsches Pendant mit Dieter Bohlen und Co. geben wird, bleibt abzuwarten. Da die Show von Stage-Entertainment mitproduziert wird, stehen die Chancen nicht schlecht.
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KREATIVTEAM |
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Musik / Text | Steve Brown | |||
Buch / Text | Harry Hill | |||
Regie | Sean Foley | |||
Choreographie | Kate Prince | |||
Bï¿ühnenbild | Es Devlin | |||
Produziert von Stage Entertainment UK und Syco Entertainment |
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CAST (AKTUELL) |
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GALERIE |
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TERMINE |
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TERMINE (HISTORY) |
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Sa, 01.03.2014 19:30 | Palladium, London | Preview | |||||||
Mi, 05.03.2014 19:30 | Palladium, London | Preview | |||||||
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Sa, 15.03.2014 15:00 | Palladium, London | Preview | |||||||
Sa, 15.03.2014 19:30 | Palladium, London | Preview | |||||||
Mo, 17.03.2014 19:30 | Palladium, London | Preview | |||||||
Di, 18.03.2014 19:30 | Palladium, London | Preview | |||||||
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Sa, 22.03.2014 15:00 | Palladium, London | Preview | |||||||
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Mo, 31.03.2014 19:30 | Palladium, London | ||||||||
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Mi, 02.04.2014 19:30 | Palladium, London | ||||||||
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