Von dieser Produktion haben wir leider keine Fotos
Von dieser Produktion haben wir leider keine Fotos

Into the Woods (2013 - 2014)
Grenzlandtheater, Aachen

Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Stephen Sondheims “Into the Woods” gehört sicherlich zu den zugänglichsten Werken des Komponisten und bietet mit der durchaus witzigen Märchenthematik genügend Anknüpfungspunkte, um einen vergnüglichen Abend mit Tiefgang zu erleben. Die Inszenierung von Ulrich Wiggers scheint an einem zu kurzen Probenzeitraum gescheitert zu sein, anders lässt sich dieses oberflächliche Resultat nicht erklären.

Schaut man sich die Biografien der überwiegend jungen Darsteller und Darstellerinnen an, so lässt sich darauf schließen, dass viel Potential und Talent vorhanden ist. Leider sieht man in Wiggers Inszenierung kaum etwas davon. Die Personenführung ist selten zu erkennen, die DarstellerInnen wirken auf sich allein gestellt und überfordert, die Rollen scheinen unausgearbeitet und Intentionen und Motivationen der einzelnen Figuren sind kaum ausmachbar.

Hinzu kommt die eigentliche Komplexität der Figuren, denn Sondheim übernimmt nicht einfach die bekannten Märchenfiguren und unterscheidet zwischen Gut und Böse, sondern legt diese vielschichtiger und menschlicher an. Um wirklich alle Aspekte auszuloten, bedarf es starker schauspielerischer Leistungen. Während erfahrene Schauspieler vielleicht auch ohne starke Personenführung des Regisseurs die Komplexität solcher Rollen für sich erarbeiten können, fehlt jungen Nachwuchstalenten oft noch die Erfahrung. Hier hätte Wiggers intensiver mit den einzelnen Darstellern arbeiten müssen. Fraglich bleibt, ob man überhaupt solch ein herausforderndes Stück mit so jungen Darstellern besetzen sollte, wenn es nicht von den Rollenprofilen vorgegeben wird, wie bei Rotkäppchen und Hans.

Eklatantestes Beispiel für das schauspielerische Scheitern ist die Interpretation der doch sehr dankbaren Rolle der Hexe von Sybille Lambrich. Ursprünglich von Bernadette Peters am Broadway kreiert, bietet die Rolle viel Interpretationspotential und kann mit Witz, Zynismus, Verzweiflung, Sarkasmus bis hin zu großen Emotionen gewürzt werden. All das lässt sich in Aachen nicht ausmachen! Fast emotionslos sagt die Darstellerin den Text auf, geht ihre Wege auf der Bühne ab und nie weiß der Zuschauer, was die Figur eigentlich will bzw. welche Emotionen sie gerade transportiert. Ganz zu schweigen von der fehlenden Bühnenpräsenz und Anziehungskraft von Frau Lambrich.

Auch die älteren Ensemblemitglieder, wie Ilka Sehnert als Aschenputtels Stiefmutter, können nicht verbergen, dass sie nicht wirklich wissen, was sie wie spielen sollen. Eindruck hinterlassen nur Christina Patten als Rotkäppchen und Thomas Hohler als Hans, die für sich stimmige Rolleninterpretationen gefunden haben, doch auch hier wäre mit einer ordentlichen Personenführung mehr drin gewesen.

Das Resultat ist eine fast emotionslose Aneinanderreihung von Szenen und Liedern, bei denen kaum Akzente gesetzt und Pointen einfach überspielt werden. Der Zuschauer kann die ganzen Verwicklungen bzw. Entwicklungen der Figuren kaum nachvollziehen. Hintergründe wie die psychische Störung von Rapunzel (unauffällig: Ismeria Urban) durch die lange Isolation im Turm, bekommt der Zuschauer nicht mit, da sie nicht deutlich ausgespielt werden. Kürzungen im ersten Akt erschweren das Folgen der Handlung für Unwissende zusätzlich und durch die fehlende emotionale Bindung berühren die Schicksale der Figuren nicht. Die Fallhöhe zwischen humorvolleren ersten Akt und moralischeren zweiten Akt ist nicht vorhanden, ethische Fragen verlieren dadurch ihre Bedeutung.

Schade um das clevere Bühnenbild von Matthias Winkler, das effektiv die sehr kleine Bühne des Theaters ausnutzt und eine gelungenere Produktion verdient hätte. Fahrbare bemalte Bäume, die durch kurzes Aufklappen zu Häusern werden sowie eine zweite erhöhte Ebene im Hintergrund werden effektiv genutzt und kreieren immer wieder neue Räumlichkeiten. Einige Ideen, wie das Bett der Großmutter inklusive Wolf, hat man schon in anderen Inszenierungen gesehen. Für die Rettungsszene von Rotkäppchen und der Großmutter aus dem Bauch des Wolfes gibt es sogar Szenenapplaus. Das Kostümdesign von Noelie Verdier präsentiert sich dagegen äußerst uninspiriert, sieht billig aus und erinnert an Amateurtheater.

Auch wenn das ein oder andere Ensemblemitglied zumindest stimmlich auf sich aufmerksam machen kann (u.a. Christian Fröhlich als Wolf/Prinz und Samuel Schürmann als Bäcker) und das sechsköpfige Orchester die Partitur in einer gelungenen Kammerversion gibt, kann das die fehlende schauspielerische Führung nicht kaschieren. Letztendlich führen all die erwähnten Eindrücke zu dem Gefühl, dass man einer semiprofessionellen Vorstellung beiwohnt. Das Premierenpublikum spendierte trotzdem Standing Ovations.

Musik und Liedertexte: Stephen Sondheim
Buch: James Lapine
Deutsche Fassung: Michael Kunze

 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
RegieUlrich Wiggers
Musikalische LeitungDamian Omansen
BühneMatthias Winkler
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
BäckerSamuel Schürmann
BäckerinNatalya Bogdanis
AschenputtelKaroline Goebel
Aschenputtels StiefmutterIlka Sehnert
Aschenputtels Prinz / WolfChristian Fröhlich
LucindaClaudia Funke
FlorindaMarthe Römer
HansThomas Hohler
Hans' Mutter / OmaHeike Schmitz
RotkäppchenChristina Patten
HexeSybille Lambrich
RapunzelIsmeria Urban
Rapunzels PrinzDennis Henschel
ErzählerErnst Wilhelm Lenik
RiesinMadeleine Niesche
MilchweißLaura Lennartz
Joelle Dürrwächter
Edwina Möllhoff
Greta Brandt
Kathrin Meisen
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
keine aktuellen Termine
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
Mi, 18.12.2013 20:00Grenzlandtheater, AachenPremiere
Do, 19.12.2013 20:00Grenzlandtheater, Aachen
Fr, 20.12.2013 20:00Grenzlandtheater, Aachen
▼ 49 weitere Termine einblenden (bis 17.02.2014) ▼
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.
Overlay