Wie ticken Mann und Frau? Sebastiano Melis Inszenierung zeigt am Beispiel von Adam und Eva, dass Beziehungen nicht immer paradiesisch sind. Gerd Achilles und Maike Katrin Merkel brillieren an diesem sehr vergnüglichen Musicalabend.
Es grünt so grün im Coupé Theater. Doch weder das Musical mit dem berlinernden Blumenmädchen, noch die Show um den blutrünstigen Sprössling im Blumentopf kommen auf die Bühne. Der von Silvio Belmondo mit üppigen Kunstpflanzen dekorierte Raum ist der Paradiesgarten, in dem Adam und Eva im ersten Akt aufeinandertreffen. Nach ihrem verhängnisvollen Apfelbiss und der Pause sind drei unbelaubte Bäume der Dschungel-Vegetation gewichen. Wenn Eva Adam im Finale das Scheitern ihrer Beziehung vor Augen führt, erleuchtet das Gestrüpp mit kaltem Licht die abgedunkelte Bühne. Ein stimmungsvoller Effekt, der durch die kitschigen, blauen LEDs im Bühnenzentrum allerdings verliert.
Abgesehen von diesem optischen Fehlgriff liefert Sebstiano Meli mit viel Gespür für Timing und Witz eine gute Inszenierung ab, die das Publikum prächtig unterhält, Durch geschicktes Einbeziehen des Zuschauerraumes findet er für turbulentere Szenen und Tanz (Choreografie auch von Meli) Lösungen, für die auf der ohnehin sehr kleinen Bühne nicht ausreichend Platz wäre. Optisch sind Adam und Eva in die Gegenwart gerückt: Mit Handwerkerlatzhose und im hellen Batik-Sommerkleid (Kostüme: Silke Schneider) gleichen sie einem deutschen Durchschnittspaar. Ein kluger Schachzug, denn so kann sich das Publikum mit der einen oder anderen eigenen Marotte in dem bereits vor über dreihundert Jahren von Mark Twain erdachten Geschlechterkonflikt wiederfinden. Der mit Klischee-Rollenbildern spielende Abend macht rundum viel Spaß, hat ganz viel Charme und wirkt nie überzeichnet oder klamaukig.
Mit Gerd Achilles und Maike Katrin Merkel steht allerdings auch ein hinreißend singendes und spielendes Paar auf der Bühne. Beide sind brillante Streithähne und tolle Komödianten, die in den Schlussszenen auch die leiseren, bitteren Töne beherrschen. Das Duo ist gut aufeinander eingespielt, keiner dominiert die Szenerie. Auch gesanglich harmonieren beide gut in den vielen Duetten. Achilles groovt mit seinem klaren, hellen Bariton problemlos durch die Songs und setzt mit dem Showstopper „Sei ein Mann” ein musikalisches Highlight. Überraschend, dass Merkel in der Premiere bei einigen Spitzentönen ihres Solos „Sterne im Regen” patzt, da sie ansonsten ihren satten Sopran makellos präsentiert.
Maßgeblich beteiligt am Erfolg ist Steven Desroches. Mit dem Rücken zum Publikum sitzend, begleitet er im Engelskostüm aus einem rechts von der Bühne abgeteilten Raum den Abend musikalisch am Klavier. Doch es scheint, als habe er mehr als nur zwei Hände. Der Pianist spielt wie nebenbei auch Xylofon und allerlei weiteres Schlagwerk, teilweise sogar mit dem Fuß.
Mit seiner zweiten Berliner Inszenierung empfiehlt sich das im März 2012 uraufgeführte Musical von Marc Seitz (Musik) und Kevin Schroeder (Buch und Liedtexte) für kleinere Bühnen. Um dem Publikum allerdings auch paradiesische Freude bereiten zu können, braucht der vermusicalte Ausflug in den Garten Eden Protagonisten wie hier.
Nach dem Buch von Mark Twain, Musik von Marc Seitz
Buch und Liedtexte von Kevin Schroeder
Creative Development: Christian Struppeck & Andreas Gergen
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