Jonathan Larsons Rockmusical über junge Künstler im New Yorker East Village der 1990er Jahre. Die Schüler-Inszenierung macht das Beste aus ihren Mitteln und liefert ein Musical über Toleranz mit einigen Abstrichen, die eine Amateur-Inszenierung mit sich bringt.
“Rent” ist kein Musical, das mit viel Tamtam und großer Ausstattung daherkommt. “Rent” ist auch kein Musical, das eine kunterbunte Geschichte liefert, die das Publikum bei Laune hält. “Rent” ist ein Musical mit Ecken und Kanten, ein Kammermusical, bei dem sich die Handlung auf einige wenige Charaktere konzentriert. Und auch wenn dieses Stück oft sehr “einfach” und beschwingt wirkt, ist es doch unendlich schwer, die teilweise sehr komplexen Charaktere rollendeckend darzustellen. Eben deshalb verdient es Respekt, dass sich die Goetheschule Wetzlar an diese Herausforderung heranwagt.
Die Darsteller sind mit großem Einsatz bei der Sache, ihre Spielfreude ist vom Anfang bis zum Ende der Aufführung spürbar. Auch stimmlich sind einige Talente dabei, die die anspruchsvollen rockigen Songs beeindruckend bewältigen. Dass die Rollenportraits nicht immer vielschichtig genug über die Rampe kommen, ist bei einem Amateur-Ensemble verständlich. “Rent” dreht sich um eine Gruppe verarmter, teilweise HIV-positiver Künstler, die trotz aller Widerstände ihre Lebensfreude zelebrieren. Es erfordert schon ausgeprägtes schauspielerisches Können, um innerlich zerrissene Figuren rundum stimmig darzustellen.
Das Bühnenbild der Produktion ist passend gewählt und orientiert sich am Broadway-Original: im Hintergrund ein Gerüst, im Vordergrund werden die Schauplätze mit Tischen, Stühlen etc. angedeutet. Auch die Beleuchtung stimmt. Etwas problematisch war hingegen in der besuchten Vorstellung die Soundabmischung. Widerhall von den Wänden ließ die Darsteller leicht verzerrt klingen und einige Mikrofonausfälle erschwerten es, Teile der Geschichte zu verstehen. Die Choreografie ist zweifelsohne schön anzusehen und wird gut getanzt, will aber nicht so recht in manche Szenen passen. Warum stehen zum Beispiel plötzlich Tänzerinnen in Marks und Rogers Wohnung, während diese in einem doch recht intimen Moment den Titelsong singen?
Letztlich ist dies vermutlich dem Umstand geschuldet, möglichst viele Schüler in der Produktion unterzubringen. Tatsächlich platzt die Bühne teilweise aus allen Nähten, beispielsweise am Ende vom ersten Akt im Life Café. Doch das entpuppt sich bei den Ensemblesongs als Glücksfall. Da der Chor seine Sache gut macht, klingen “La Vie Boheme” und der Opener des zweiten Akts (“Lass dein Maß die Liebe sein”) gewaltig.
“Rent” ist kein Musical, das für Amateure leicht zu stemmen ist. Aber das zentrale Plädoyer für Freundschaft und Toleranz ist in den Händen eines Schüler-Ensembles bestens aufgehoben. Alleine schon deshalb ist es erfreulich, das Stück nun in Wetzlar zu sehen.
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