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Nachtschwärmerin Katharine Mehrling trägt und prägt über weite Strecken diese Entertainment-Show mit hochklassigen Artistik-Einlagen.
„We are tourists from Russia” stellen sich die Sitznachbarn vor und ergänzen in holperigem Englisch, dass sie sich auf einen tollen Varieté-Abend freuen. Allerdings gerät „Am Rande der Nacht”, angekündigt als „Musique & Varieté”, für die russische Reisegruppe und alle anderen nicht der deutschen Sprache mächtigen Gäste zu einem nicht rundum beglückenden Erlebnis.
Da können grandiose Artisten in atemberaubenden Nummern noch so ihren wie Gummi flexiblen Körper winden („Fleeky”), zu zweit mit dem Minimal-Kontakt einer Zehe am Trapez hängen („Duo Artemiev”) oder mühelos wie eine Fliege an einem senkrechten Mast hinauf- und hinabgleiten (Ignasi Gil Baldero): sie und die anderen beiden Akrobatik-Nummern sind nicht mehr als Beiwerk in einer One-Woman-Personality-Show. Und deren Attraktion heißt Katharine Mehrling, ein singend-tanzend-moderierendes Energiebündel in elegant-raffinierten Kleidern eines nicht namentlich genannten Kostümbildners.
Mit einer enormen Bühnenpräsenz zieht die zierliche Sängerin das Publikum bei den Moderationen auch diesseits der Sprachbarriere in ihren Bann und fesselt es bis zum finalen Wimpernzucken in der allerletzten Zugabe. Während des manchmal in den Texten etwas langatmigen Abends (Buch: Katharine Mehrling und Stephan Prattes unter Mitarbeit von Nila Aalia) präsentiert Mehrling ihr breitgefächertes Können, das weit über das hinausgeht, was sie im Chanson „Castrop Rauxel” augenzwinkernd als Stationen ihrer Karriere Revue passieren lässt: Schützenfest in Brakel, VIP-Empfang in Stendal, Stern auf dem „Walk of Fame” von Minden und „det Evita” in Bielefeld. In ihren charmant-witzigen Moderationen berichtet Mehrling nicht nur über die Vorbereitungsphase ihres „Wintergarten”-Engagements in einem Artistik-Camp für Messerwerfer in Nowosibirsk, sondern lässt auch Kindheitserinnerungen in der Künstler-Kneipe „Tenne” Revue passieren oder interagiert mit einem männlichen Gast in der ersten Reihe, dem sie sogar ein Bier abluchst. Als wahres Multitalent parodiert sie Zaubershow und klassische Revue, jodelt, spielt Akkordeon und spricht in diversen Dialekten und fremdsprachigen Akzenten. Dazu singt und tanzt die Gastgeberin sich mühelos quer durch ein etwas zusammengewürfeltes Repertoire, das von 1950iger-Schlager („Spiel noch einmal für mich, Habanero”) über Chanson („Der Nowak”) und Swing („Lecker”) bis zur feschen Lola im Punk-Arrangement reicht.
Zwei Tänzer (in der besuchten Vorstellung Christopher Hemmans und Alen Vucko) sind in den gesanglichen Programmpunkten in den Dreh- und Schreit-Choreografien (Danny Costello), die den beengten räumlichen Verhältnissen geschuldet sind, optische Hingucker und bewegliche Gesangspartner. Harry Ermer (musikalischer Leiter) und seine sechs Musiker – geschickt in das zwischen Bar-Ambiente und Straßenszene wechselnde Bühnenbild von Stephan Prattes integriert – bilden den dazu passenden aufmerksamen wie präsenten Klangkörper. Musikalischer Solist ist Jazz-Klarinettist Rolf Kühn, der beweist, dass man auch mit 83 Jahren virtuos ein Instrument beherrschen kann und noch lange nicht zum alten Eisen gehören muss. Allerdings sind die Regler der Ton-Anlage während der gesamten Show auf Schwerhörigen-Niveau hochgedreht, so dass Musik, Gesang und Sprechanteile unangenehm laut in den Zuschauerraum dröhnen.
Dabei hat „Am Rande der Nacht” diese akustische Dominanz gar nicht nötig. Als Regisseur bringt Stephan Prattes genug Theatererfahrung mit, um einen in den Abläufen zügigen Abend auf die Bühne zu bringen. Dabei sind die Artistik-Nummern dicht in das Geschehen eingewoben und nicht bloß Unterbrechungen des Geschehens. Wenn Mehrling beispielsweise den melancholischen Song „Nantes im Regen” unter einer Mondprojektion abschließt, rollt ein liebestoller Rad-Artist herein, der die junge Sängerin aus ihrer Traurigkeit zu französischen Chanson-Klängen herausreißt. Dieses Konzept geht mit Ausnahme des finalen Bola-Bola-Duos auf, das seine waghalsige Nummer mit den an langen Schnüren in einem Affenzahn durch die Luft schwirrenden Plastikkügelchen nach einer Polonaise aller Mitwirkenden durch den Zuschauerraum präsentiert. Ein Überbleibsel aus einer (be-)rauschenden Berliner Party-Nacht?
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KREATIVTEAM |
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Regie & Bühnenbild | Stephan Prattes |
Buch und Konzept | Katharine Mehrling Stephan Prattes, (Nila Aalia) |
Choreographie | Danny Costello |
Musikalische Leitung | Harry Ermer |
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CAST (AKTUELL) |
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Mit | Katharine Mehrling |
Jazz-Klarinette | Rolf Kühn |
Tänzer | Christopher Hemmans Alen Vucko Maximilian Mann |
Artisten | Duo Artemiev Fleeky Ignasi Gil Baldero Serge Huercio Los Saly |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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