Zwei namhafte Hauptdarsteller ragen aus einem insgesamt sehr positiv aufspielenden Ensemble in dieser sehenswerten Inszenierung des Sondheim-Klassikers um den Rachefeldzuges eines unschuldig Verurteilten hervor.
Das Stück erhielt folgende Laurence Olivier Awards 2013:
– Bestes Musical-Revival
– Bester männlicher Hauptdarsteller Michael Ball
– Beste weibliche Hauptdarstellerin Imelda Staunton
Düster und karg mutet das von Anthony Ward geschaffene Bühnenbild an, das zusammen mit agierenden Darstellern bereits vor Beginn für den Zuschauer sichtbar ist. Aus dem 19. Jahrhundert ins London der 40er Jahre transferiert lässt die von Stahl dominierte und wie eine Fabrikhalle anmutende Kulisse auch den Unkundigen erkennen, dass er sich hier kein einfaches Gute-Laune-Stück zu sehen bekommen wird. Diese Erkenntnis wird bestätigt, wenn das 15-köpfige Orchester unter der starken Leitung von Nicholas Skilbeck die ersten Klänge der „Ballad of Sweeney Todd” ertönen lässt und schließlich der Chor mit einstimmt, bevor die Titelfigur Sweeney Todd mit einer unheimlichen Präsenz die Bühne betritt.
Michael Ball, der zuletzt vor allem in der britischen Inszenierung von „Hairspray” die liebenswerte Mutter Edna Turnblad darstellte, macht hier eine 180°-Drehung und überzeugt dabei auf ganzer Linie als „The Demon Barber of Fleet Street”. Auf der einen Seite jagt er in der Rolle der Titelfigur einem Schauer über den Rücken, wenn er in seinem Durst nach Rache eiskalt einen Kunden nach dem anderen über die Rasierklinge springen lässt. Dann wiederum besingt er voller Gefühl in „My Friends” ebendiese Klingen.
Während seine Emotionen jedoch meist eher kühlerer Natur sind, zeigt sich die Pastetenbäckerin Mrs Lovett von einer wesentlich humorvolleren Seite. Imelda Staunton, dem deutschen Kinopublikum in erster Linie als sadistische Lehrerin Dolores Umbridge aus den Harry Potter-Filmen bekannt, kostet insbesondere die humorvolle Seite ihrer Rolle aus, wenn sie zum Beispiel selbstbewusst ihre „Worst Pies in London” besingt und dabei das herumschwirrende Ungeziefer verscheucht. Dabei gelingt es ihr auf beeindruckende Weise, die komplexen Songs zu interpretieren. Ein besonderes Highlight ist das von Stephen Sondheim leicht abgeänderte Duett „A little Priest” am Ende des ersten Aktes. Beide kosten höchst vergnügt jeden einzelnen Vers aus, in denen sie überlegen, welche Sorte Mensch sich am besten als Fleisch für Pasteten eignet.
Auch der Rest der Besetzung kann voll und ganz überzeugen. Allen voran John Bowe als korrupter und egoistischer Judge Turpin lässt einen erschaudern, wenn er nach dem Körper seines Mündels Johanna (liebreizend und mit glockenheller Stimme: Lucy May Barker) giert oder deren Verehrer Anthony (etwas blass: Luke Brady) bedroht. Ein paar amüsante Akzente setzt zudem Jason Manford in der Rolle des Konkurrenzbarbiers Adolfo Pirelli und als sein Assistent Tobias, der später in aufrichtiger Zuneigung Zuflucht bei Mrs Lovett findet, zieht James McConville die Sympathien des Publikums auf seine Seite. Außerdem machen Gillian Kirkpatrick als „Beggar Woman” und Peter Polycarpou als Turpins treuer Diener Bamford einen guten Eindruck.
Am Ende lässt sich sagen, dass diese Inszenierung, die im September 2011 auf dem Chichester Festival Premiere feierte, mehr als sehenswert ist. Vor allem Michael Ball und Imelda Staunton erzeugen ein Wechselbad der Gefühle und erhielten verdientermaßen am Ende stehende Ovationen.
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