Unter der Regie von Andreas Gergen kommt das 60er-Jahre-Musical in München und im saarländischen Merzig auf die Bühne. Die Aufführungsreihe ist eine Koproduktion der Musik & Theater Saar GmbH mit BB Promotion.
Im Leben des Teenagers Tracy Turnblad ist alles XXL: Ihre Taille, die Cornflakes-Packung, die sie zum Frühstück verzehrt, die Menge, die sie an “Ultraclutch”-Haarspray benötigt, um sich mit einer Jackie-Kennedy-Frisur zu rühmen, ihre ewig bügelnde und ewig nörgelnde Mama Edna, ihre Lebensfreude, die sie durch ein heruntergekommenes Viertel Baltimores tanzen läßt (an krabbelnden Mäusen, Flitzern und Säufern vorbei). Nicht zuletzt ihr Traum, eines Tages als Tänzerin in der populärsten Tanzshow im Fernsehen, der “Corny Collins Show”, zu brillieren. Das Happy-End: Es ist von vornherein abzusehen, in dieser bunten, übergroßen Bühnenshow.
Wer die Show in London oder in New York gesehen hat, wird in München vielleicht das aufwändige Bühnenbild vermissen. Man mag das den begrenzen Möglichkeiten einer Tourproduktion nachsehen. Immerhin macht Court Watson den Mangel an Requisiten mit einer Fülle an Farbe wett. Passend, wird “Hairspray” doch immer als quietschbunt angekündigt. Die Inszenierung durch Andreas Gergen wirkt brav, hat nichts von dem schrägen John-Waters-Film der 80er. Einzige Zugeständnisse an den Standort München: Mr. Pinky (Benjamin Eberling, der vielseitig auch als “Ultraclutch”-Chef Mr. Spritzer, als Polizist und als Schuldirektor und auftritt), der Modezar für Moppelige, sieht aus wie Rudolph Mooshammer, und in der “Zeitlos”-Nummer tauchen Worte wie “Hofbräuhaus” und “zuzeln” auf. Danny Costello hat die lässig-schmissigen Madison-, Jazz-Dance- und R&B-Nummern solide choreografiert.
Conny Braun klingt als Hauptdickerchen Tracy Turnblad fast zu erwachsen für einen Teenager, hat aber Rhythmus im Blut. An ihrer Seite gibt Jessica Kessler die dümmliche Freundin Penny Pingleton bravourös. Uwe Kröger hat als Übermutter Edna Turnblad gesanglich nicht viel zu tun, kann dafür sein komödiantisches Talent beweisen. Sein “Zeitlos” mit Andreas Zaron (ein feinfühliger Wilbur Turnbald) ist ein echter Brüller. Hier merkt man auch, dass sich sein Auftritt bei “Dancing Stars” offenbar bezahlt gemacht hat.
Der heimliche Star des Abends ist allerdings Deborah Woodson als Motormouth Maybelle. Ihr Soloauftritt zu “Ich weiß, wo ich war” mit rauchiger Soulpower sorgt für Jubelrufe noch während des Stücks und Standing Ovations im Anschluss. Betty Vermeulen ist eine Charakterdarstellerin mit Charakter: Ihre bitterbös-hysterische, in giftgrün verhüllte Velma van Tussle sorgt nach “Miss Baltimore Crabs” nicht nur dank ihrer Gesichtsmimik für Lacher. Tanja Schumann (“RTL Samstag Nacht”) bietet in drei Nebenrollen (Sportlehrerin, Gefängniswärterin und Pennys Mutter Prudy Pingleton) Overacting vom Feinsten. Eugene Boateng, vor sechs Jahren Gewinner der Casting-Show “VIVA Dancestar”, swingt als sympathisch-dreister Revoluzzer Seaweed J. Stubbs.
Die restliche Besetzung liefert eine ordentliche Leistung ab: Dominik Hees überzeugt als Elvis-Imitat Link Larkin, Marc Seitz mimt einen stumpfen, selbstverliebten Corny Collins, und Johanna Dost ist eine wahrlich tussenhafte Amber van Tussle. Getragen wird der Abend von einer zehn Mann starken Band unter der engagierten Leitung von Jeff Frohner.
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