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Ohne irritierende Regie- und Ausstattungs-Experimente, dafür aber mit einer flotten Darstellerriege in Szene gesetzt: So will das treue Stammpublikum einen Musiktheater-Klassiker sehen. Will es aber auch eine inakzeptable Leistung aus dem Orchestergraben hören?
Manfred Ohnoutka muss viel aushalten. Maja Müller schlägt zu und nutzt seinen Rücken als Podest, auf dem sie ihre Verachtung gegenüber dem angeblich so starken Geschlecht kundtut. Ihre Attacken richten sich allerdings nicht gegen Ohnoutka als Person und Regisseur des Abends. In ihrer Rolle als kratzbürstige Titelheldin des Cole Porter-Musicals malträtiert sich vielmehr die um sie freiende Bühnenfigur Gremio, die er darstellt.
Wut auf Ohnoutka wäre allerdings auch unangebracht. Der Regisseur gewährt allen Beteiligten mit seiner werkgetreuen Inszenierung des Musical-Oldtimers um eine Theatergruppe, die Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung” in einem amerikanischen Provinztheater auf die Bühne bringt, viel Raum für Spiel und liebevolle Charakterzeichnungen. Da ist zwar nicht alles schlüssig (welche Funktion hat beispielsweise die unentwegt lasziv in ihren Haaren herumspielende, stumme Krankenschwester im Gefolge von General Howell?). Einiges wirkt – ob gewollt oder nicht, bleibt unklar – wie eine Parodie (Führung des sehr frauenlastigen, aus Laien bestehenden Theaterchors des Theaters der Altmark als winkenden Schunkelblock). Doch unterm Strich unterhält der Regisseur sein Publikum vortrefflich. Das gelingt ihm besonders in den Szenen hinter den Theater-Kulissen, die Ohnoutka mit einigen gut zündenden Gags ins Baltimore der Gegenwart transferiert. Wenn zum Beispiel Lilli, die Kate-Darstellerin des Stücks im Stück, einen Anruf erhält, dann erklingt als Erinnerung an ihr letztes, angeblich erfolgreicheres Engagement, der Handy-Klingelton „Don’t Cry for Me Argentina”.
Im Gegensatz dazu wird das Geschehen auf der fiktiven Theaterbühne historisierend im Stile der Comedia del’Arte mit plumpen und betont albern gezeichneten Figuren gezeigt. Ausstatter Christopher Melching illustriert dieses Komödien-Italien mit stilisierten Fassaden-Dekorationsschiebewänden und einem „The Taming of The Shrew” ankündigenden Hänge-Prospekt. Im Backstage-Bereich dominiert hingegen dunkle Tristesse mit zwei kleinen Garderoben-Boxen. Alles einfach, aber stimmungsvoll und schnell wandelbar. Auch Melchings Kostümbild spielt gekonnt mit den beiden Zeit- und Stilebenen: Schlabberlook und Trainingsklamotten in Baltimore, prachtvoll-historisierende Kostüme bei Shakespeare. Warum der Kostümbildner den Damen unter ihre knappen Outfits sehr künstlich wirkende Apricot-Hauttrikots mit auffällig störenden Nähten geschneidert hat, bleibt allerdings sein Geheimnis.
Fragwürdig auch die Leistung aus dem Graben. Als gälte es einen „Wer kann lauter?”-Wettbewerb zu gewinnen, überdröhnen die Brandenburger Symphoniker – und hier ganz besonders ein penetrantes Forte-Blech – ihre auf der Bühne singenden Kollegen, die sich trotz ihrer Microports manchmal nicht gegen das Getöse durchsetzen können. Dirigent Gero Wiest, auf dessen Konto auch die streicherjuchzenden Arrangements gehen, hat den Klangkörper in der besuchten Vorstellung ohnehin nicht richtig im Griff. Bei fast allen Songs muss er die Instrumentalisten drosseln, damit sie dem Gesang nicht davon galoppieren. Zudem harmoniert die Begleitung nicht so richtig mit Porters Musik: Zwar klingt der Dreivierteltakter „Wunderbar” klassich-operettig, Showstopper wie „Es ist viel zu heiß” geraten allerdings wenig swingend und hölzern.
Auf der Bühne singt diesen Song statt eines großen Ensembles Jan Kittmann, dessen undankbare Rolle (Bill Calhoun) dadurch ungemein aufgewertet wird. Mit seinem kernig-runden Bariton führt Kittmann markig die zum Quintett geschrumpfte Sängerschar an. In der quirligen Choreografie von Thorsten Krafft zeigen in dieser Szene Mandy-Marie Mahrenholz (Lois Lane), Claudia Lüftenberger (Garderobiere Hattie), Oliver Polenz (Inspizient Paul) und Maja Müller (Lilli Vanessi), dass sie nicht nur als Solisten glänzen. Müller gibt ihre Lilli eher als selbstbewusste Frau, denn als hysterische Furie und hat in Alexander Leistritz (Fred Graham) als sehr von sich selbst eingenommenen Ex-Ehemann einen guten Gegenpart und Partner. Mit seinem gallig-zweifelnden „Wo ist mein altes Leben geblieben?” sorgt Leistritz für einen der gesanglichen Höhepunkte des Abends.
Auch Mathias Kusche und Sören Ergang kosten als tumb-zwielichtige Halbwelt-Geldeintreiber die Möglichkeiten ihres „Schlag nach bei Shakespeare”-Gassenhauer voll aus und komplettieren zumindest auf der Bühne den guten Eindruck eines soliden Musicalabends, der die Erwartungen des Publikums erfüllt und deshalb begeistert beklatscht wird.
Buch von Samuel und Bella Spewack
Musik und Gesangstexte von Cole Porter
Deutsch von Susanne Felicitas Wolf
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung, Arrangements | Gero Wiest |
Inszenierung | Manfred Ohnoutka |
Choreografie | Thorsten Krafft |
Bühnenbild und Kostüme | Christopher Meichning |
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CAST (AKTUELL) |
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Lilli Vanessi (Kate, die Widerspenstige) | Maja Müller |
Fred Graham (Petruchio, Edelmann aus Mantua) | Alexander Leistritz |
Lois Lane (Bianca, Schwester Kate) | Mandy-Marie Mahrenholz |
Bill Calhoun (Lucentio, Liebhaber Biancas) | Jan Kittmann |
Harry Trevor (Baptista, Kates Vater) | Bernd Marquardt |
Hattie, Garderobiere | Claudia Lüftenegger |
Harrison Howel, General | Manfred Ohnoutka |
Gremio (Freier Biancas) | Manfred Ohnoutka |
1. Ganove | Mathias Kusche |
2. Ganove | Sören Ergang |
Pulcinella | Frederike Duggen |
Paul, Inspizient (Hortensio, Freier Biancas) | Oliver Polenz |
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TERMINE |
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