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Zum zweiten Mal nach 1998 steht 2014 Andrew Lloyd Webbers Musical über die argentinische Präsidentengattin Eva Duarte de Perón (1919 – 52) auf dem Spielplan der Domfestspiele.
Hure oder Heilige? Regisseur Craig Simmons inszeniert bei den Gandersheimer Domfestspielen eine rasante Fahrt durch das Leben der María Eva Duarte de Perón. Mit hohem Tempo weckt er Sympathien, um kurz darauf Verachtung für die junge Argentinierin zu provozieren. Eine gute Balance aus Ensemblenummern und intimen Momenten lassen so Geschichte vor dem Dom lebendig werden. Dabei greift Simmons auf ein motiviertes junges Schauspielensemble zurück. Ein kleines Manko ist lediglich die Einordnung der Zeitspanne des Geschehens. Ohne Vorkenntnisse ist es schwierig, Zeitsprünge und den eigentlichen Zyklus des Stücks von 18 Jahren zu erkennen. Das Einblenden von Jahreszahlen beim Wechsel einzelner Szenen (wie z.B. auch bei „Les Misérables” genutzt) hätte hier mit einfachen Mitteln Struktur bringen können.
Franziska Schuster ist mit 27 Jahren eine gute Wahl für die Rolle der Evita. Durch kräftige Stimme und starken Ausdruck liefert sie eine gute Interpretation ihrer Rolle. Lediglich die Verletzlichkeit der Evita zum Ende ihres kurzen Lebens will ihr nicht so recht gelingen. Treusorgend und authentisch steht Hardy Rudolz (Juan Perón) stets zu ihr. Immer dicht an ihrer Seite treibt Patrick Stamme (Che) die Handlung voran und sticht seine Nadeln in die Lebensgeschichte der Eva Perón.
Hardy Rudolz zeichnet zugleich auch für die soliden Choreographien verantwortlich. Dazu bedient er sich verschiedener Tanzstile und schafft gleich mehrere imposante Szenen-Finalbilder. Besonders beeindruckend: ein angedeuteter Walzer ohne Körperkontakt zwischen Evita und Che.
Das Bühnenbild von Kati Kolb nimmt sich elegant zurück und besticht dennoch durch Vielseitigkeit. Aus einer Reihe von Podien, Kisten, Kästen und Stühlen entstehen quasi nebenbei einfache, zweckmäßige und stimmige Einzelschauplätze – vom kleinen Schminktisch bis zum Stadion. Auch bei den Kostümen zeigt sich die Ausstattung zielgerichtet und dennoch unaufgeregt. Besonders beim Ensemble werden mit Grundkostüm und wenigen Accessoires sekundenschnelle Rollenwechsel möglich. Selbst die teils aufwändigen Kostümwechsel der Evita finden meist sichtbar Einzug in die Handlung.
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Die Musik liegt wie schon seit vielen Jahren in den bewährten Händen von Heiko Lippmann und ist präzise eingezählt. Leider verhindert in diesem Jahr der Einsatz von Synthesizern anstelle von Akkordeon und Streichern, dass lateinamerikanisches Flair aufkommt. Viel zu oft klingen sanfte Passagen abgehakt, fließende Übergänge fehlen. Wenn zum Finale hin wohltuend das einzige Gitarrensolo (in Zweitstimme begleitet von einem Synthesizer) erklingt, wird der Unterschied besonders deutlich.
Beklagt man in anderen Inszenierungen immer mal wieder, dass Gesang und Dialoge zu leise über die Rampe kommen, war es genau die überhöhte Aussteuerung des Tons, die ein besonderes Ärgernis bei der besuchten Vorstellung darstellte. Die Domfestspiele haben in diesem Jahr in eine neue Tonanlage investiert, doch die Tontechniker schienen damit noch überfordert. Mit vielen Höhen und viel zu wenig Tiefen frästen sich besonders die hohen Passagen der Partitur in die Gehörgänge des Publikums. Darunter litt vor allem Franziska Schusters Darstellung der Titelrolle, denn ihre Texte waren aufgrund der Lautstärke oft nicht zu verstehen. Einige Zuschauer hielten sich immer wieder die Ohren zu, andere beklagten während des Stücks, dass es unerträglich laut sei.
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Auch bei der Beleuchtung hatte sich die Routine noch nicht eingestellt. Messerscharfe Kanten der Verfolger schnitten allzu oft in die Gesichter der Darsteller und selbst in ruhigen Szenen wackelten die Lichtpunkte wie bei einem Erdbeben. Das übrige Lichtset besteht fast durchgängig aus Hell-Dunkel sowie wenigen blauen und roten Highlights und Akzenten. Sie treiben das Stück weder voran noch bremsen sie es aus.
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In Summe gelingt es der Regie, das Leben der Eva Perón spannend und rasant vor den Dom zu bringen – auch wenn Evas größter Widersacher an diesem Abend nicht Che, sondern viel mehr die Aussteuerung des Tons ist.
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KREATIVTEAM |
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Regie | Craig Simmons |
Musikalische Leitung | Heiko Lippmann |
Choreografie | Hardy Rudolz |
Ausstattung | Kati Kolb |
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CAST (AKTUELL) |
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GALERIE |
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