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Das Potsdamer “Hans-Otto-Theater” tritt den Beweis an, dass auch ein Haus ohne eigenes Orchester und Musiktheater-Ensemble einen Musical-Klassiker wie “My Fair Lady” auf die Bühne bringen kann. Dabei punktet es vor allem mit einer kurzweiligen Inszenierung (Nico Rabenald), einem tollen Higgins-Darsteller (Bernd Geiling) und einem überraschenden musikalischen Minimal-Arrangement.
“Stecken Sie sie in die Wanne und schrubben Sie sie ordentlich ab”, befiehlt Henry Higgins seiner Hausdame, nachdem er Eliza als Schülerin bei sich aufgenommen hat. Nur warum soll sich diese frisch frisierte und adrett gekleidete junge Frau in den blank gewienerten hellbraunen Schuhen überhaupt einer Reinigungsprozedur unterziehen? Auch ihr Vater, in der Potsdamer Aufführung ein langmähniger, eher gepflegt wirkender Alkoholiker mit Bierflaschen im Einkaufsbeutel, ist optisch kein wirtschaftlich Benachteiligter, auch wenn er es lautstark behauptet. Kostümbildnerin Sibylle Gädecke und die Maskenbildnerei hätten hier ruhig einen etwas gammligeren Look kreieren können. Gleiches gilt auch für Alexander Arnolds Projektionsdesign, das Alfred P. Doolittle und seine beiden Zechkumpanen aus einem viel zu schicken Pub torkeln lässt.
Sehr stimmungsvoll und ungemein zweckmäßig ist hingegen das von Katja Schröder auf die Drehbühne gestellte Studierzimmer des Professors in hellem Holz, das nach einer 90-Grad-Rotation auf seiner Rückseite aus einer einfachen Wellblech-Wand mit Fenstern und Türen besteht, die auch als Leinwand genutzt wird. Hier spielen alle Szenen außerhalb des Hauses. Eine Lösung, die reibungslose Szenenwechsel erlaubt.
Dennoch dauert der behutsam entstaubte Klassiker ohne Happyend in Nico Rabenalds Inszenierung knapp drei Stunden. Besonders geschickt ist Rabenalds Staging, das den Mangel an Personal (der Chor besteht lediglich aus sechs Personen) gut kaschiert und die breite Bühne nie zu leer aussehen lässt. Außerdem unterhält der Regisseur sein Publikum mit vielen witzigen Einfällen trefflich. So wird zum Beispiel bei “Wart’s nur ab, Henry Higgins” dieser, wie im Text formuliert, von Oberst Pickering erschossen und Elizas Verehrer Freddy campiert mit einer Thermoskanne Tee vor ihrer Haustür. Trotz aller Kurzweil hätte dem ein oder anderen Dialog eine Straffung gut getan und das Fehlen von Szenen ohne Mehrwert, wie dem walzerunterlegten Ball in Marita Erxlebens einfallsloser Choreografie mit den um Eliza kreisenden Frackträgern, wäre niemandem aufgefallen.
Klingt “My Fair Lady” in den meisten Aufführungen landauf, landab nach ihrer Urahnin, der Operette, so haucht die in Potsdam zu Gehör gebrachte Fassung für Salonorchester Frederick Loewes Evergreens frisches Leben ein. Ist die Ouvertüre noch etwas gewöhnungsbedürftig, begleiten die sechs Musiker und ihr musikalischer Leiter am Piano (Ludger Nowak) Songs wie “Es grünt so grün”, “Bringt mich zum Altar” oder “Kann denn eine Frau nicht sein wie ein Mann?” erfrischend und peppig. Gleichzeitig kommt die luftige Orchestrierung dem auf der Bühne stehenden, mikroportverstärkten Schauspielensemble zugute, das sich mit unterschiedlichem Erfolg im Musical-Terrain schlägt. Eine Wucht ist Bernd Geiling als arrogant-herrischer Wissenschaftler Henry Higgns, der mit geschmeidigem Chanson-Bariton auch den Songs des gelehrten Eigenbrötlers ohne Abstriche gerecht wird. Seinen Wettgegner im Eliza-Experiment, Oberst Pickering, gibt Jon-Kaare Koppe als eleganten Komiker mit viel Tanzbeweglichkeit, dem man wegen des leicht tuntigen Auftretens seinen Beruf als Soldat jedoch nicht ganz abnimmt. Peter Pagels Alfred P. Doolittle ist ein versoffenes Schlitzohr, der ebenso wie Philipp Mauritz als weinerliche Freddy stimmlich an seine Grenzen stößt. Beiden Darstellern sieht man zudem förmlich an, dass sie sich in der Produktion wenig wohl fühlen. Als dienstbares Faktotum der kleinen Gesten liefert Andrea Thelemann (Mrs. Pearce) hingegen ein wahres Kabinettstückchen ab und gefällt mit warmem Mezzo beim Auftritt mit den Hausangestellten. Durch ihre klassisch geschulten Stimmen fallen diese Choristen allerdings während der gesamten Vorstellung eigenartig auf.
Den schwierigsten Part muss Franziska Melzer in der Hauptrolle stemmen – und es gelingt ihr erstaunlich gut. Ihre zunächst berlinernde Eliza reift von der Gossengöre zur selbstbewussten, eleganten Dame, die schließlich ihren Kopf durchsetzt. Auch wenn Melzer mit Spitzentönen wie in “Ich hätt’ getanzt heut’ Nacht” hörbare Probleme hat oder diese geschickt umsingt, feiert sie das Publikum vor allem für ihre reizende Darstellung.
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KREATIVTEAM |
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nach Bernard Shaws »Pygmalion« und dem Film von Gabriel Pascal | ||||
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Buch | Alan Jay Lerner | |||
Musik | Frederick Loewe | |||
musikalische Fassung | Christoph Wohleben | |||
Deutscher Text | Robert Gilbert | |||
Musikalische Leitung | Ludger Nowak | |||
Inszenierung | Nico Rabenald | |||
Choreografie | Marita Erxleben | |||
Bühnenbild | Katja Schröder | |||
Kostüme | Sibylle Gädecke | |||
Projektionsdesign | Alexander Arnold |
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CAST (AKTUELL) |
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Eliza Doolittle | Franziska Melzer Melanie Starkl |
Prof. Henry Higgins | Bernd Geiling |
Oberst Hugh Pickering | Jon-Kaare Koppe |
Alfred P. Doolittle, Elizas Vater | Peter Pagel |
Mrs. Pearce, Higgins’ Hausdame | Andrea Thelemann |
Mrs. Higgins, Higgins’ Mutter | Sabine Scholze |
Freddy Eynsford-Hill | Philipp Mauritz |
Mrs. Eynsford-Hill, Freddys Mutter | Andrea Thelemann |
Harry | Nico Brazda |
Jamie | Philipp Neumann |
Chor | Klas Yngborn Philipp Neumann Nico Brazda Tom Heiß Viola Maitri Bornmann Katharina Thomas |
Ersatz | Franziska Endres Martin Netter Alexander Lust |
Tanz / Statisterie | Sophie Mandl Oda-Emilia Meyfarth Vanessa Schümmelfeder Kevin Schade Rufus Blauert Christoph Viol |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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