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Nach über 10-jähriger Abwesenheit kommt Andrew Lloyd Webbers Adaption des Billy-Wilder-Films in einer überaus gelungenen Neuinszenierung wieder nach Deutschland.
Andrew Lloyd Webbers “Sunset Boulevard”, anlässlich der Uraufführung ob seiner Reprisenlastigkeit mehr getadelt als gefeiert und wirtschaftlich nie der ganz große Erfolg, galt bislang für die Stadttheaterbühne als schlichtweg unspielbar – zu sehr schien das Stück auf die immens aufwendige Ausstattung John Napiers fixiert und von der Präsenz eines großen weiblichen Stars in der Hauptrolle abhängig zu sein. Nach dem Aufführungsende der deutschen Originalproduktion dauerte es schließlich ganze zwölf Jahre bis das Theater Magdeburg die erste freie Inszenierung des Werkes auf einer deutschsprachigen Bühne präsentieren konnte – und mit einem überaus erfreulichen Ergebnis überraschte.
So stellt Bühnenbildner Michael S. Kraus unter Beweis, dass dieses Musical nicht unabdingbar notwendig nach einer opulent-überladenen Ausstattung verlangt, sondern dass man dem Stück auch durchaus mit den bordeigenen Mitteln eines Repertoirehauses erfolgreich Rechnung tragen kann. Gleichwohl bietet auch er dem Publikum pfiffiges und durchdachtes Augenfutter – seinem Bühnenbild liegt die Idee zugrunde, dass Norma eine Gefangene ihrer eigenen Filmwelt geworden ist.
Die prächtige Villa ist in Magdeburg eine überdimensionale Filmrolle, die durch ein Aufleuchten ihre einnehmende Macht entfaltet und Normas Lebensraum darstellt. Verortet auf einer Drehbühne, bietet sie genügend Spielflächen für die obligatorische Treppe, den großen Salon oder etwa Joes kleines Zimmer über der Garage. Die heutige Welt von Joes Freunden und Filmkollegen wie Schwab’s Drugstore oder die Silvesterfeier findet wiederum vor der Kulisse eines Filmstreifens statt, wobei jedes einzelne Filmbild einen Guckkasten und somit eine weitere Spielfläche darstellt. Einzig für Normas Rückkehr in die Paramount-Studios entwirft Kraus ein zusätzliches eigenständiges Bild, um der dramatischen Besonderheit dieser Szene Ausdruck zu verleihen.
Dort wähnt sich Norma am Ziel ihrer Träume – der triumphalen Rückkehr in die reale Welt des Filmemachens. Im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen präsentiert Marianne Larsen – soweit überregional bislang noch nicht als tatsächlicher Bühnenstar wahrgenommen, so darf man sie spätestens nach dieser glänzenden Darbietung als solchen bezeichnen – diesen Moment sehr zurückgenommen. Mit fast kindlicher Beschämung erlebt sie die Rückkehr in „ihr Reich”, es ist eine sehr nach innen gerichtete und selbstreflektierende Version des Songs “Als hätten wir uns nie Goodbye gesagt”, die nicht wie üblich die hierüber empfundene Freude in den Vordergrund stellt. Mit ihrer Interpretation der anspruchsvollen Hauptpartie ist Larsen viel mehr gelungen als man erwarten durfte: nämlich der Entwurf und die Entdeckung einer aufregend neuen Norma.
Sie ist keine ätherische Diva, die der Welt entrückt ist, sondern eine Norma aus Fleisch und Blut, die von Anfang an gebrochen ist und angesichts ihres verblassten Ruhms schlimmste psychische Qualen durchleidet. Dies ist der Schlüssel dafür, dass die in dieser Fassung weitaus sympathischer als bisher angelegte Filmdiva überhaupt zu der Wahnsinnstat am Ende des Stückes in der Lage ist. Bei ihr löst nicht die schmerzhaft erlangte Erkenntnis des Machtverlusts über Joe den Mord aus, sondern schlichtweg das Abhandenkommen des letzten Strohhalms, der sie noch in einer Welt gehalten hat, die nicht mehr die ihre ist.
Über welch reiche Ausdrucksmöglichkeiten Larsen verfügt, zeigt sie nicht nur in der Schlussszene, in der sie die vom Wahn befallene Norma mit beklemmender Intensität spielt – für nahezu jede Szene hält sie eine Idee parat, so lässt sie Norma auch mal das kleine Mädchen spielen, um von Joe das zu bekommen, was sie will. Das ist im allerbesten Sinne Old School und ganz großes Theater, was die Dänin hier bietet, ganz abgesehen von der gesanglich mühelos gemeisterten Partie. Das Publikum dankt es ihr mit großem und langem Applaus nach jeder Solonummer – und das bereits am Premierenabend!
Den erhält auch Nikolaj Alexander Brucker für seine gelungene Interpretation des Titelsongs, den er mit sicherer Stimme und der nötigen Portion Zynismus präsentiert. Das Zusammenspiel mit Larsen funktioniert bestens – dass sein Joe Gillis nicht von Norma angewidert ist, resultiert aus dem Ansatz der Kollegin, ihr viele liebenswerte Seiten abzugewinnen. Zunächst ist er angesichts der wunderlichen wie jedoch gleichsam amüsanten alten Dame nur belustigt. Dies ändert sich jedoch in dem Moment, in dem er zusehends deren Fesseln spürt und sich in Betty Schaefer verliebt, die von Milica Jovanovic mit sehr schöner Gesangsstimme präsentiert wird. Sie ist eine lebenslustige und bezaubernde Betty Schaefer und spielt das Scheitern ihrer Liebe zu Joe sehr eindringlich.
An ihrer Seite befindet sich mit Pawel Stanislawow ein Artie Green, der in seiner Biederkeit lediglich als Witzfigur gezeichnet ist und für Betty keine ernsthafte Option darstellt. Souverän wie eh und je präsentiert Norbert Lamla auch in Magdeburg den Max – mit großer Bühnenpräsenz gibt er den Stoiker, der den Vulkan in sich trägt, wenn es darum geht, die Scheinwelt Normas zu erhalten.
Regisseur Stefan Huber gelingt ein neuer Blick auf das Werk – in seinem Drama steht die menschliche Tragödie im Vordergrund und nicht der analytische Blick auf das perfide Kalkül des Filmbusiness. Er zeichnet das Porträt einer psychisch kranken Frau, deren Schicksal – und auch das ist neu – einem zu Herzen geht. So gelungen seine Personenregie ist, die dem Stück neue Türen öffnet, so limitiert zeigt sich jedoch sein szenischer Einfallsreichtum, der sich in einer nur langweilig gestalteten Szenerie in Schwab’s Drugstore oder vor allem in der Eröffnungsszene offenbart, in der der soeben erschossene Joe Gillis dem Swimming Pool entsteigt. Der hierfür angewandte Spiegel-Effekt, der sich unmittelbar auf den zugrundeliegenden Film bezieht, ist leider sehr mickrig geraten und funktioniert nicht als Einstieg in die Geschichte.
Defizite dieser Art mögen unter Umständen den nur begrenzten Produktionskapazitäten eines Stadttheaters geschuldet sein. So kommen sich etwa der Chor und die Solisten des Öfteren in die Quere, und auch dem Ton (Clemens von Witte) hört man an, dass es sich um keine Aufführung mit mehreren vorgelagerten Previews handelt. Leider hält auch die Magdeburgische Philharmonie nicht das, was sie aufgrund der im Vergleich zur kommerziellen Produktion weitaus opulenteren Orchesterstärke verspricht – hinzu kommt, dass Rainer Roos’ Dirigat während des ersten Aktes oft viel zu langsam ist.
Dem Stück angemessen, jedoch nicht besonders originell und manchmal zu sehr nach Operette aussehend, präsentiert sich die Choreografie von Danny Costello. Weitaus gelungener die Kostüme, für die Susanne Hubrich das Schwarz/Weiß-Thema des Stummfilmsujets aufgreift: So spiegeln Normas Kostüme ihre jeweilige Gemütsverfassung angesichts der vermeintlich kurz bevorstehenden Rückkehr ins Filmgeschäft wieder – von Schwarz über etliche Graustufen bis zu einem strahlenden Weiß.
Aufgrund des positiven Gesamteindrucks fallen die vorhandenen Defizite dieser Produktion jedoch kaum ins Gewicht. Unterm Strich hat das Theater Magdeburg eine überaus gelungene Neuinszenierung von ‚Sunset Boulevard’ zur Aufführung gebracht, die genau das auszeichnet, worum es sich bei diesem Musical im Kern handelt: um ein großes und berührendes musikalisches Drama.
Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||||
KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Rainer Roos |
Regie | Stefan Huber |
Bühne | Michael Kraus |
Kostüme | Susanne Hubrich |
Choreografie | Danny Costello |
Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||||
CAST (AKTUELL) |
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Norma Desmond | Marianne Larsen |
Joe Gillis | Nikolaj Alexander Brucker |
Max von Mayerling | Norbert Lamla Wolfgang Klose |
Betty Schaefer | Milica Jovanovic Sigrid Brandstetter |
Artie Green / Victor Mature | Pawel Stanislawow |
Cecil B. DeMille | Roland Fenes |
Morino / Mr. Manfred | Manfred Wulfert |
Myron | Paul Sketris |
Sheldrake | Wolfgang Klose Markus Liske |
Christina / Kosmetikerin | Ira Jung Maria Strom |
Lisa / Masseurin | Uta Zierenberg |
Heather / Masseurin | Katrin Haase |
Jean / Lana Turner / Hedy Lamarr / Psychoanalytikerin | Ilka Hesse |
Katharine / Astrologin | Ulrike Baumbach |
Maryann / Kosmetikerin | Anna Warnecke |
Mary / Kosmetikerin | Jenny Stark |
Joanna / Ärztin | Gabriele Stoppel-Bachmann |
Cliff / Verkäufer | Michael Mohr |
Kurt / Verkäufer | Jürgen Jakobs |
Schuldeneintreiber / Richard / Verkäufer | Bartek Bukowski |
Uli / Verkäufer | Frank Heinrich |
Schuldeneintreiber / Drew / Hog-Eye / Verkäufer | Jörg Benecke |
Jonesy / Steve / Verkäufer | Lothar Heise |
Sammy / Pförtner / Verkäufer | Thomas Matz |
Newcomer / Orlando / Verkäufer | Yong Hoon Cho |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||||
TERMINE (HISTORY) |
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Sa, 13.11.2010 19:30 | Opernhaus, Magdeburg | Premiere | |||||||
So, 21.11.2010 18:00 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
Do, 25.11.2010 19:30 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
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Fr, 03.12.2010 19:30 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
Sa, 18.12.2010 19:30 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
Mi, 29.12.2010 19:30 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
So, 23.01.2011 19:30 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
So, 06.02.2011 16:00 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
Sa, 05.03.2011 19:30 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
Mo, 25.04.2011 16:00 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
Fr, 16.12.2011 19:30 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
Mi, 28.12.2011 19:30 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
Fr, 13.01.2012 19:30 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
So, 05.02.2012 16:00 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
Sa, 03.03.2012 19:30 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
So, 08.04.2012 18:00 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
Sa, 21.04.2012 19:30 | Opernhaus, Magdeburg | ||||||||
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