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Spektakel unter freiem Himmel: Die Freilichtspiele Tecklenburg bringen mit den “3 Musketieren” eine farbenprächtige und actionreiche Inszenierung auf die Bühne, die die Schwächen des Buches deutlich zu Tage treten lässt, aber trotzdem keine Minute langweilt.
Dabei ist die Ausgangslage nicht rosig für die Darsteller. Sie können nichts für die holzschnittartige Charakterzeichnung ihrer Rollen und müssen tapfer gegen die eindimensionale Figuranlage ansingen und -spielen. Da ist der böse Kardinal nur böse, die gute Constance nur gut, eine Entwicklung ihrer Figuren gönnt das Buch den Darstellern nicht. So wird unverdrossen intrigiert, geknurrt und geliebt, ohne dass auch nur ansatzweise ein Subtext vorhanden wäre, der die Motivation der Figuren über die von ihnen gesprochenen Dialoge hinaus erklären würde. Die Personenregie von Marc Clear leistet dabei den Darstellern keine große Hilfe, gerade die emotionalen Momente wirken selten überzeugend. Darüber hinaus sind die Sprech- und Songtexte immer noch von erschreckender Schlichtheit und Vorhersehbarkeit, etwa wenn sich “Constance” gnadenlos auf “Nuance” reimt. Hier hat sich gegenüber der Berliner und Stuttgarter Version leider gar nichts verbessert.
Dass der Abend dennoch gelingt, ist vor allem der hervorragenden Sängerriege zu danken, die in Tecklenburg auf der Bühne steht. Thomas Hohler ist ein mitreißender D’Artagnan, der seinen Part phantastisch singt und so den Übermut und den Überschwang von Kraft und Gefühlen transportiert, der seiner Rolle zugeschrieben wird. Dass er auch seine Verzweiflung über den Tod von Constance vor allem stimmlich überzeugend transportiert und so für einen der raren “echten” Momente im konstruierten Buch sorgt, macht ihn zu einem der Gewinner des Abends. Lisa Antoni als Constance ist blond-liebreizend, beweist aber im Terzett mit Milady und Königin, dass sie sich gesanglich vor den beiden anderen Damen nicht verstecken muss. Femke Soetenga als Milady de Winter singt kraftvoll und solide, die Bedrohlichkeit und Faszination einer Pia Douwes kann sie trotz großer optischer Ähnlichkeit dennoch nicht ganz erreichen. Wietske van Tongeren als Königin Anna trägt leider eine mehr als unvorteilhafte Perücke, die ihre musikalische Leistung fast ein wenig in den Hintergrund treten lässt. Yngve Gasoy-Romdal ist als Kardinal rollendeckend fies, er grummelt, gurgelt, schreitet gravitätisch über die Bühne und singt seinen Part überzeugend in seinem unverkennbaren gutturalen Gesangsstil. Und schließlich ist da noch Marc Clear. Er zeichnet nicht nur als Regisseur für den Abend verantwortlich, sondern spielt als Athos in einer ganz eigenen Klasse. Ihm gelingen berührende Momente in der Erinnerung und in der Konfrontation mit Milady de Winter, und sein “Engel aus Kristall” ist der zu recht bejubelte musikalische Höhepunkt des Abends.
Seine Mit-Musketiere Jens Janke und Enrico di Pieri bleiben dagegen blass und nicht wirklich in Erinnerung.
Ein traditionelles Merkmal der Tecklenburger Inszenierungen sind die Massenszenen. Das Volk von Paris im ersten Akt wirkt überzeugend und eindrucksvoll, doch im zweiten Akt, als die Dunkelheit hereinbricht, verschenkt die Inszenierung einen der großen Momente. In der Szene des Kardinal Richelieu ziehen links und rechts vom Publikum Mönche mit Fackeln auf, was durchaus eindrucksvoll wirkt. Doch gerade auf der Bühne entfaltet sich keine rechte Bedrohung im Zusammenspiel von vermummten Mönchsstatisten und surreal-rot gekleidetem Tanzensemble. Dessen Auftritt als Albtraumgestalten verliert viel an Wirkung, wenn sich die Darsteller erst umständlich aus ihren über dem Kostüm getragenen Kutten schälen müssen. Auch das Bühnenbild mit seinen mit blauem Stoff bezogenen Fenstern und dem eher an die Arche Noah gemahnenden aufklappbaren Schiff am linken Bühnenrand erreicht nicht den Standard der restlichen Show.
Begeistern können dagegen die hervorragend einstudierten Fechtszenen (Einstudierung: Malcolm Ranson) und das opulente Kostümbild (Karin Alberti), vor allem aber das druckvoll aufspielende Orchester (Leitung: Klaus Hillebrecht). In Tecklenburg kommt die Musik deutlich druckvoller und E-Gitarren-lastiger aus den Lautsprechern, als im deutschen Original. Das befreit die Musik zumindest teilweise von ihrer originalen Schlager-Anmutung und lässt sie frischer und moderner erscheinen. Auch die Textverständlichkeit der Chöre und der für Freiluftverhältnisse hervorragende Sound verdienen ein großes Lob.
So vergehen die vollen drei Stunden auf den harten Tecklenburger Holzbänken dann auch wie im Fluge, denn die Show spielt so gekonnt ihre Stärken aus, dass die Schwächen verblassen.
“3 Musketiere” in Tecklenburg ist Popcorn-Kino auf der Musicalbühne, ein großes buntes Action-Spektakel mit vorhersehbaren Höhepunkten – und zu vernachlässigender Handlung. Vor allem aber mit Herz und Können über die Rampe gebracht.
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KREATIVTEAM |
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Regie | Marc Clear |
Choreographie | Doris Marlis |
Musikalische Leitung | Klaus Hillebrecht |
Kostüme | Karin Alberti |
Bühnenbild | Susanna Buller |
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CAST (AKTUELL) |
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D'Artagnan | Thomas Hohler | |||
Milady de Winter | Femke Soetenga | |||
Kardinal Richelieu | Yngve Gasoy Romdal | |||
Athos | Marc Clear | |||
Porthos | Enrico de Pieri | |||
Aramis | Jens Janke | |||
Constance | Lisa Antoni | |||
Königin Anna | Wietske van Tongeren | |||
König Ludwig XIII. | Lars Kemter | |||
Rochefort | Paul Stampehl | |||
Herzog von Buckingham | Harald Tauber | |||
James / Conférencier | Stefan Poslovski | |||
Cabaret-Sängerin / Mutter | Anne Welte | |||
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Ensemble | Kevin Foster Nils Haberstroh Till Schubert Harald Tauber Andrew Hill Lars Kemter Kristian Lukas Phillipp Georgopoulos Marius Hatt Julian Sylva Jan Altenbockum Hakan T. Aslan Daniela Römer Jessica Krüger Sophie Blümel Angela Hunkeler Juliane Bischoff Silja Schenk Esther Lach |
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