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West Side Story (2010)
Freilichtspiele, Tecklenburg

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Helga Wolf verlegt in Tecklenburg die Handlung der “West Side Story” von den 1950er Jahren in die Gegenwart und beweist damit, wie topaktuell die dramatische Geschichte um Liebe, Hass und Menschen mit Migrationshintergrund auch heute noch ist.

Auch wenn das Bühnenbild geschichtsträchtiger Musicals sicher leichter in die Naturkulisse der Tecklenburger Freilichtbühne einzubinden ist, so hat Bühnenbildnerin Susanna Buller auch für “West Side Story” eine Glanzleistung abgeliefert. In der Burgruine hat sie mit viel Wellblech die New Yorker Upper West Side geschaffen. Der obligatorische Balkon für Tony und Maria fehlt dabei genauso wenig wie Docs Drugstore und das Brautmodengeschäft, in dem Maria arbeitet.

Die Kostüme von Karin Alberti sind zeitgemäß, dadurch aber auch wenig aufwändig. Dennoch erfüllen sie ihren Zweck, und gerade Marias weißes Tanzkleid oder Anitas rotes Outfit bieten auch etwas fürs Auge. Großartig auch, wie Leah Delos Santos als Maria und Sigrid Brandstetter als Anita bei der Premiere improvisieren und den streikenden Reißverschluss von Marias Kleid in die Show einbauen (“Oh, das habe ich nicht gut genäht. Hast du zugenommen, Maria?” / “Ich habe wohl zu viel Schokolade gegessen.”). Doch in der darauffolgenden Szene ist das Kleid wieder in Ordnung und das große Loch, das der Reißverschluss freigab, nicht mehr zu sehen.

Für Leah Delos Santos ist die Rolle der Maria eine alte Bekannte, denn sie verkörperte das Auswanderermädchen aus Puerto Rico bereits im vergangenen Jahr in Bad Hersfeld. In dieser Rolle überzeugt sie auch in Tecklenburg mit jugendlicher Leichtigkeit und gibt zum Ende des Stücks eine gebrochene Frau, die am Tod ihrer großen Liebe fast verzweifelt. Ihre Darstellung ist dabei von solch einer Intensität, dass sie zu Tränen rührt. Auch gesanglich lässt sie mit ihrer klaren Stimme keinerlei Wünsche offen.

An ihrer Seite steht mit Lucius Wolter ein Darsteller, der ebenfalls schon in einer anderen Inszenierung der “West Side Story” Erfahrungen sammeln konnte, was ihm in Tecklenburg zugute kommt. Optisch passt er hervorragend in die Rolle des Tony, und auch schauspielerisch ist er absolut glaubwürdig. Egal ob als netter Junge, der in Docs Drugstore arbeitet, oder als mutiger Junge, der den Kampf zwischen den rivalisierenden Jets und Sharks verhindern will, oder als verliebter Junge, der seiner Maria den Himmel auf Erden bereiten möchte – Wolter ist in all den Facetten, die seine Rolle bietet, perfekt. Seine Songs interpretiert er solide, lässt aber Emotion und Kraft in der Stimme vermissen.

Sigrid Brandstetter als Anita beeindruckt mit angenehmer Stimme und einem sehenswerten Hüftschwung. Ihre schauspielerischen Qualitäten zeigt sie vor allem in der beklemmenden Szene, in der sie von den Jets vergewaltigt wird und anschließend aus Wut den Tod Marias verkündet. Gianni Meurer ist in der Rolle des Bernardo ein herrlicher puertoricanischer Macho und Anführer der Sharks, während Lars Kemter als Riff genauso überzeugend den Anführer der Jets spielt. Beide Darsteller spielen einen starken ersten Akt, der mit einem Kampf endet, in dem Bernardo und Riff den Tod finden.

Ein richtiger Wirbelwind ist Jana Stelley in der Rolle der Anybodys, die aus dieser recht kleinen Rolle alles herausholt, wenn sie versucht, als einziges Mädchen zu den Jets zu gehören – was ihr mit Baseballschläger und großer Klappe letztendlich auch gelingt. Weiter positiv auffallen können in dieser Inszenierung Michael Micheiloff als Leutnant Schrank und Stefan Poslovski als Officer Krupke, die ein gelungenes Duo abgeben.

Ein wahrer Augenschmaus ist auch die ausgeklügelte Choreografie von Doris Marlis. Schon die Eröffnungsnummer mit den Jets und den Sharks wird vom Ensemble mit vollem Körpereinsatz umgesetzt, genauso wie der Tanzabend, bei dem sich Tony und Maria das erste Mal begegnen. Für die musikalische Unterstützung aus dem Graben sorgt Tjaard Kirsch mit seinem Orchester, das sich gelungen durch die anspruchsvolle Partitur Leonard Bernsteins spielt. Dabei wird auch wieder einmal erkennbar, wie komplex und teilweise sogar disharmonisch – keinesfalls aber langweilig – die Musik der “West Side Story” mit ihren Elementen aus Swing und Jazz doch ist.

Regisseurin Helga Wolf, die bereits 2008 die “West Side Story” auf der Seebühne im schweizerischen Thun inszenierte und von dort auch einige der Künstler wie Lucius Wolter, Sigrid Brandstetter, Gianni Meurer und Fight-Captain Kevin Foster mitbrachte, hat in Tecklenburg eine moderne, aber nicht krampfhaft modernisierte “West Side Story” auf die Bühne gebracht. Behutsam hat sie die Romeo-und-Julia-Story entstaubt und sie dem aktuellen Zeitgeist angepasst. Dabei herausgekommen ist eine glanzvolle Produktion mit einem so ergreifend inszenierten Ende, dass es am Premierenabend sogar etwas dauert, bis der Schlussapplaus losbrandet, obwohl der letzte Ton von Bernsteins Musik längst verklungen ist. Ganz große Gefühle in Tecklenburg.

 
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KREATIVTEAM
RegieHelga Wolf
Musikalische LeitungTjaard Kirsch
ChoreografieDoria Marlis
KostümeKarin Alberti
BühnenbildSusanna Buller
 
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CAST (AKTUELL)
TonyLucius Wolter
MariaLeah Delos Santos
AnitaSigrid Brandstetter
BernardoGianni Meurer
RiffLars Kemter
Anybody'sJana Stelley
DocHannes Demming
SchrankMichael Micheiloff
KrupkeStefan Poslovski
GladhandMichael Schüler
ActionMartin Kiuntke
DieselHarald Tauber
Baby JohnStephan Luethy
SnowboyNils Haberstroh
ProfessorKristian Lucas
ChinoSilvano Marraffa
JetsTom Schimon
Jörn Ortmann
Andrew Hill
Philipp Georgopoulus
Nils Haberstroh
Kristian Lucas
Anke Merz
Juliane Bischoff
Silja Schenk
Marthe Römer
Sophie Blümel
Esther Lach
Jessica Krüger
SharksDaniel Ruiz
Kevin Foster
Julian Sylva
Marius Hatt
Jan Altenbockum
Hakan T. Aslan
Raphaela Groß-Fengels
Angela Hunkeler
Michelle Escano
Janina Keppel
Rachel Colley
Rebecca Stahlhut
Laura Fernandez
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 23.07.2010 20:00Freilichtspiele, TecklenburgPremiere
Fr, 30.07.2010 20:00Freilichtspiele, Tecklenburg
Sa, 31.07.2010 20:00Freilichtspiele, Tecklenburg
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