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Großer Aufwand, schwaches Ergebnis. Beim an der Oper Halle uraufgeführten Biografie-Musical von Eric Woolfson begeistert allein die Ausstattung von Christoph Weyers. Weder das schlüssige Regie-Konzept (Frank Alva Buecheler) noch die engagierten Darsteller können die Show retten.
Eine monströse schwarze Silhouette mit blutrot leuchtenden Augen schiebt sich in wabernden Nebelschwaden bedrohlich aus dem Bühnenhintergrund auf die Zuschauer zu. Was auf den ersten Blick an Godzilla erinnert, entpuppt sich als Riesen-Rabe, der mit einem Krächzer seine Flügel über den am vorderen Bühnenrand liegenden toten Poe schwingt.
Bereits im Prolog trägt der Autor den Vogel im schwarzen Bauer herein, leitmotivisch taucht er dann in unterschiedlichen Farben und Größen im gesamten Musical auf. So zum Beispiel in der Traumsequenz, in der Poe seiner großen Liebe Elmira zum ersten Mal begegnet und sich seine tote Mutter vom Grabstein erhebt. Hier sind Käfig und Rabe strahlend weiß. In knalligem Rot wird er zwischen Fähnchen und T-Shirts im mobilen Fanartikel-Stand auf der Bühne verscherbelt und wenn der der Alkoholsucht verfallene Dichter den Korken vom Hochzeitsgeschenk seines Gegenspielers ploppen lässt, krächzt es unheilvoll aus dem Lautsprecher. Im Hintergrund erhebt sich drohend der Vogel, selbstverständlich in der schwarzen Schicksalsvariante.
Ein biografisches Stück über einen Autor, der vor allem mit Mystik und Gruselgeschichten bekannt geworden ist, braucht genau diese Umsetzung. Regisseur Frank Alva Buecheler verknüpft nicht nur das Gedicht vom Raben optisch mit Poes Schicksal, sondern lässt bedeutungsschwanger ein Pendel aus einer anderen Poe-Kurzgeschichte über dem Geschehen schaukeln oder den mordenden Orang-Utan auf der Bühne Angst und Schrecken verbreiten. Dies alles verpackt der Regisseur in eine opulente Bildsprache, für die Ausstatter Christoph Weyers einen ausgesprochen sehenswerten Rahmen geschaffen hat. Sein schnell wandelbares Bühnenbild besteht aus mit Handschriften verzierten mobilen Wänden, die sich wie Seiten aus einem Pop-Up-Bilderbuch aufklappen lassen. Gemeinsam mit einigen Versatzstücken und Anke Tornows Video-Projektionen entstehen immer neue, teilweise überraschend schöne Spielräume (Friedhofsszene). Auch bei den Kostümen schöpft Weyers aus dem Vollen und hat neben geschmackvoller Bekleidung des Amerikas der 19. Jahrhunderts auch sehr kleidsame, skurrile Roben für die Traumsequenzen entworfen.
Dennoch scheitert die Musical-Biografie des Edgar Allan Poe. Wer sich nicht eingehend mit der selbst im Programmheft recht verwirrend beschriebenen Handlung beschäftigt hat, der hat Probleme, sich im Stück zurecht zu finden. Zu viele Personen lassen Eric Woolfson (Buch) und John Havu (dramaturgische Mitarbeit) mit nur Kurzauftritten durch eine Handlung geistern, in der Realität, Poe-Werke und (Rauschmittel-)Träume ineinander greifen. Choreograf Jaroslav Staniek verpasst der in der besuchten Vorstellung nicht sehr synchronen Ballett-Truppe moderne Tanztheater-Choreografien mit schnellen Hebefiguren und einem insgesamt sehr eckigen Bewegungsrepertoire. In einigen Szenen bewegen die Tänzer wie zum Gesang die Lippen, während die textunverständlichen Choristen wie in Trance ihre Arme vor dem Körper verrenken. Am sichersten wirken diese Sänger, wenn sie wie in der sehr bieder inszenierten Hochzeitsszene das Geschehen dekorativ kommentieren dürfen. Um den riesigen personellen Aufwand überhaupt stemmen zu können, sind viele der kleinen Rollen mit Chormitgliedern besetzt. Allerdings haben nur Sebastian Byzdra (Poe, Anfang 20) und Susan Krecik (Elmira Royster) mit dem Duett “Geblendet vom Licht” auch die Chance, ihr stimmliches Können unter Beweis stellen zu dürfen.
Den Titelhelden gibt Björn Christian Kuhn als rastlosen Mann, der im Laufe des Stücks immer neue Seiten an sich entdeckt. Kuhn ist Jäger und Gejagter, Genie und Wahnsinniger. So zerrissen diese Figur ist, so uneinheitlich wirkt auch Kuhns Gesangsleistung. Die Hymne “Irgendwo im Publikum” gestaltet er als tragische Anklage an die Welt, im Duett mit Maryam El-Ghussein (Elmira Royster Shelton) führt er das schmachtend-schönes Liebeslied zum gesanglichen Höhepunkt der Aufführung. In anderen Songs klingt Kuhns Stimme eigenartig matt, im Falsett sogar quietschig. Evita Komp als Poes schwindsüchtige Ehefrau Virginia leidet sich durch ihre Auftritte, kann kurz vor ihrem Bühnentod jedoch mit dem schmissigen “Mein teuflischer Mann” stimmlich punkten.
Vorlagenbedingt erhält Gerd Vogel wenig Raum, Poes Gegenspieler Reverend Rufus Griswold als eigenständigen Charakter zu gestalten. Seine Auftritte sind meist kurz, seine Songs wie das aus scheinbar einer Barockoper stammende “Dafür braucht es kein Genie” sind es auch. Im sinfonisch untermalten “Der Mensch ist ein Narr” kann Vogel seinen satten Bass schön zur Geltung bringen und erfreulicherweise erklingt dieser Song im zweiten Akt als Reprise. Auch Joana-Maria Rueffer (Elizabeth Poe) darf ihr Wiegenlied-Solo zwei Mal mit klassisch geschultem Opernsopran vortragen. Ein Ärgernis ist Andreas Mannkopff, der egal in welcher seiner vielen Rollen er gerade auf der Bühne steht, jedes Mal schablonenhaft den leicht trotteligen Opa gibt. Wenn Mannkopff in “Wenn der Zug nicht rollt” mit sonorer Stimme versucht, zu rappen, dann legt er den mit Abstand peinlichsten Auftritt der Show hin. In der besuchten Vorstellung versagt in diesem Moment auch Dirigent Michael Stolle, der Bühne und Orchester rhythmisch nicht in Einklang bringen kann.
Warum ist das “Edgar Allan Poe”-Musical kein großer Wurf? Es liegt ganz eindeutig an einem dramaturgisch wirren Buch, aber auch an Eric Woolfsons Musik-Mix, in dem vieles wahllos zusammengerührt ist: Melodiöser Pop, Gitarren-Rock, Oper und klassisches Musical, wobei einige Songs an Passagen von Wildhorn, Webber oder Bernstein erinnern. Wenn Poe im Finale an einer weißen Scheibe hängend ausruft “Ich bin unsterblich”, dann gilt das leider auf keinen Fall für dieses Musical.
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KREATIVTEAM |
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Buch, Musik und Songtexte | Eric Woolfson |
Deutsche Übersetzung | Daniel Call |
Dramaturgische Mitarbeit | John Havu |
Inszenierung | Frank Alva Buecheler |
Musikalische Leitung | Volker M. Plangg/ Michael Stolle |
Choreografie | Jaroslav Staniek |
Bühne und Kostüme | Christoph Weyers |
Videoprojektionen | Anke Tornow |
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CAST (AKTUELL) |
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Edgar Allan Poe (30 | 40 Jahre alt) – Björn Christian Kuhn | |||
Edgar Allan Poe (Anfang 20) | Sebastian Byzdra | |||
Edgar Allan Poe (8 Jahre alt) | Leopold Krannich/ Leo Rosenhauer/ Ole Sievers | |||
Reverend Rufus Griswold – Gerd Vogel | ||||
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Reynolds, Assistent Griswolds | Emanuele Peters Hansjörg Zäther | |||
Virginia Clemm, Poes erste Ehefrau – Evita Komp / Katharina Eirich | ||||
Caroline Griswold, geb. Searles, Griswolds erste Ehefrau | Angela Götze | |||
Charlotte Griswold, geb. Myers, Griswolds zweite Ehefrau | Sylvain Guillot | |||
Mr. White, Verleger | Andreas Mannkopff Stanisláw Brankatschk | |||
Augustin Dupin | Andreas Guhlmann | |||
Orang Utan | Vicor-Florin Pop | |||
John Allan, Ziehvater Poes | Andreas Mannkopff Stanisláw Brankatschk | |||
Frances Allan, dessen Frau | Sabine Grimm | |||
Elizabeth Poe, Mutter von Adgar Allan | Joana-Maria Rueffer Gabriele Bernsdorf | |||
Elmira Royster, Jugendliebe Poes | Susan Krecik | |||
Elmira Royster Shelton, Witwe | Maryam E-Ghussein | |||
Mr. Royster, der Vater Elmiras | Anton Kostov | |||
Mr. Graham, Zeitschriften-Herausgeber | Andreas Mannkopff Stanisláw Brankatschk | |||
Frances S. Osgood, Schriftstellerin | Renate Reichel | |||
Sarah H. Whitman, Schriftstellerin | Heike Bartsch | |||
Annie Richmond, Freundin Poes | Katrin Göltz | |||
Doktor | Peter Zenner | |||
Zimmermann | Andreas Mannkopff Stansiláw Brannkatschk | |||
Gesellse des Zimmermanns | Sebastian Byzdra | |||
Kandidat im Wahlkampf 1849 | Andreas Mannkopff Asgeir Páll Agustsson | |||
1. Cooper, ein Wahlhelfer | Jörg Decker | |||
1. Redakteur | Robert Bily | |||
2. Redakteur | Anton Kostov | |||
Schreiber | Jörg Decker | |||
Setzer | Yuri Svatenko | |||
1. Zeitungsjunge | Benjamin Zettl | |||
2. Zeitungsjunge | Anneli Chasemore | |||
Pfarrer | Andreas Guhlmann | |||
Ein Arzt | Timothy Alois Cruickshank |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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