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Zwei Männer – der skrupellose Filmregisseur Carl (Marc Schlapp) und der raubeinige Seebär Jack (Wolfgang Höltzel/Daniel Chrétien) – buhlen um die Gunst der Off-Off-Off-Broadwayschauspielerin Ann (Katharina Koch), die auf die große Karriere hofft. Auch in der Musical-Version liegen ihre Sympathien jedoch bei dem aus seiner Südseeheimat nach New York verschleppten Riesenaffen. Dank toller Darsteller in einer ganz auf Story und Charaktere konzentrierten Inszenierung (James Edward Lyons) gelingt Titelheld Kong erfolgreich der Sprung von der Kinoleinwand auf die Musicalbühne.
“Die meisten Männer, die ich kennen gelernt habe, waren ganz gewöhnliche Affen”, resümiert Ann und streichelt liebevoll über den wollenen Pelz der Titelfigur. Doch wie bringt man diesen Riesenaffen auf die kleine Bühne eines 99-Plätze-Hauses, in dem es so beengt ist, dass sich der musikalische Leiter (Paul Graham Brown) an den Zuschauern vorbei zu seinen Keyboards in der ersten Reihe schlängeln muss? Ganz einfach: Ein die volle Bühnenbreite einnehmender Fellvorhang, der von hinten bewegt wird, schafft die Illusion, dass Ann vor dem riesigen Tier steht und zu ihm emporblickt. Durch aggressives Fauchen oder liebevolles Brummen aus dem Lautsprecher artikuliert Kong dazu seine Gefühle und ist somit als Figur präsent.
Regisseur James Edward Lyons überrascht das Publikum immer wieder mit kleinen Theatertricks, mit denen er eindrucksvoll beweist, dass sich monumentale Vorlagen auch als Kammermusical auf kleinstem Raum ohne Verlust von Atmosphäre und Spannung bestens realisieren lassen. Wenn auf Skull Island, der Heimat des Kong, Eingeborene auftreten, dann schnallt er diese seinen drei Darstellern als skurrile Masken mit Kostümfetzen (Olga Lunow) auf den Rücken. So können die auf der Insel gelandeten Amerikaner (Vorderseite) durch schnelle Drehung um 90 Grad gleichzeitig die wild tanzenden Ureinwohner (Choreografie: Tim Zimmermann) geben. Lyons pfiffiges Minimalkonzept, in das auch der Zuschauerraum als Spielfläche integriert wird, unterstützt Norman Zechowski mit seinem einfachen wie wirkungsvollen Bühnenbild. Im dunkel ausgekleideten Raum steht ein drehbarer schwarzer Container, der mit wechselnden Details (zum Beispiel Bullaugen für das Schiff zur Überfahrt) in den jeweiligen Handlungsort verwandelt wird. Zum Finale, wenn der Riesenaffe in New York durch die Hochhausschluchten flieht, wird dieses Element einfach umgestoßen und verwandelt sich in eine Dachterrasse.
Auf diesem luftigen Aussichtspunkt realisiert die bisher auf ihre Karriere fixierte Schauspielerin Ann verbittert, dass der zu einer Zirkusattraktion verkommene Kong keine Chance hat, in das Paradies zurückzukehren, aus dem er entführt worden ist. Als das Riesentier dahingemetzelt wird und seine Silhouette auf der rückwärtigen Projektionsfläche einfach ausgeblendet wird, greift sie im sich verdunkelnden Licht hilflos nach der Hand des neben ihr hockenden Seemanns Jack. Ein kitschiges Happyend, in dem beide als Paar mit einem schmachtenden Liebeslied die Show beenden, verweigert der regieführende Autor bewusst und führt so das mit gleichbleibend dramaturgischer Spannung erzählte Buch in ein glaubwürdig wirkendes Ende.
Paul Graham Browns Musik – eine Mischung aus flotten Musicalsongs und großen Balladen – klingt in den aufgrund der Enge gar nicht anders möglichen Synthie-Arrangements wenig abwechslungsreich. Nicht nur die Ohrwürmer der Show (“Jetzt bin ich ‚mal dran” oder “Doch, es geht mir gut”) dürften in größerer Besetzung ihre wahre Qualität besser entfalten können.
Dieser Wehrmutstropfen trübt den insgesamt positiven Eindruck der Show nur wenig, da neben Inszenierung und Ausstattung auch das Darsteller-Trio besser nicht sein könnte. Marc Schlapp (Carl Denham) scheint der von Geschäftssinn und Ehrgeiz zerfressene Filmregisseur geradezu auf den Leib geschrieben worden zu sein. Skrupellos verfolgt er sein Ziel, eine filmische Sensation auf Zelluloid zu bannen. Selbst als die Präsentation der Bestie vor Publikum aus dem Ruder läuft, ist er sich keiner Schuld bewusst. Anders die Entwicklung von Ann, die Katharina Koch von der gescheiterten Schauspielern zum Karriere-um-jeden-Preis-Weibchen und schließlich zu einer zweifelnden Frau formt. Als Dritter im Bunde gibt Wolfgang Höltzel den Seemann Jack als zupackenden Naturburschen, der auf seinem Schiff das Herz an die zunächst zickige Passagierin verliert. Egal ob als Terzett, Duo in wechselnden Besetzungen oder im Solo: Mit in allen Lagen sicher geführten, vollen Stimmen beweisen alle drei, dass typgenau besetzte Darsteller auch richtig gut singen können. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die allerdings nicht jede Show erfüllt.
Musical nach dem Roman von Delos W. Lovelace von James Edward Lyons (Buch und deutsche Fassung) und Paul Graham Brown (Musik und Originalliedtexte)
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | James Edward Lyons |
Musikalische Leitung | Paul Graham Brown |
Bühnenbild | Norman Zechowski |
Kostüme | Olga Lunow |
Choreografie | Tim Zimmermann |
Tangoberatung | Ilka Metzner |
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CAST (AKTUELL) |
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Carl Denham, Filmregisseur | Marc Schlapp |
Jack Driscoll, Seemann | Wolfgang Höltzel/Daniel Chrétien (16., 17.04.) |
Ann Darrow, Schauspielerin | Katharina Koch |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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