Helden sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. In der gelungenen Umsetzung am Stadttheater Bremerhaven (Inszenierung: Thorsten Krafft; Ausstattung: Christa Beland) überlässt Hauptdarsteller Hans Neblung stimmlich seinem Widersacher Chauvelin (Ralph Ertel) das Feld.
Er ist DAS Gesprächsthema auf dem Ball des blasierten Prinzen von Wales (Günter Pirow). “Wer ist der Scarlet Pimpernel?” fragt aufgeregt die hochnäsige Adelsgesellschaft (Opernchor), während sie sich in eleganten Roben steif zu höfischen Tänzen dreht. Niemand vermutet, dass Sir Percy Blakeney (Hans Neblung) und der tollkühne Held, der in den Wirren der Französischen Revolution als Kopf eines Geheimbundes französische Adelige vor dem tödlichen Fallbeil rettet, ein und dieselbe Person sind. Warum auch? In Perfektion rauscht Neblung als Tücher wedelnder, eitler Gockel so grazil über die Bühne, dass man ihm ohne Wimpernzucken abnimmt, er könne keiner Fliege Leid antun. In dieser Facette seiner Rolle geht der Darsteller voll auf und hat als alberne Männer-Karikatur zu Recht Publikum und Lacher auf seiner Seite.
Erhebliche Defizite sind von ihm jedoch in den Songs zu hören. Zwar schiebt der Tontechniker die Regler hoch und unterfüttert Neblungs matten, hohl klingenden Bariton mit einer ordentlichen Portion Hall, dennoch fehlen der Stimme kämpferische Emotion (“Mitten ins Feuer”) und zartfühlender Schmelz (“Sie war immer da”). Im Show-Stopper “Die Erschaffung des Mannes” mit dem agilen Freundes-Quintett (Marc Schlapp, Bernd Lanzke, Vladimir Marinov, Tomasz Dziecielski und José Martinez Grau) fällt Neblung stimmlich gar nicht auf. Echte Helden und glühende Liebhaber singen anders.
Auf den Punkt genau besetzt sind die beiden anderen Hauptpartien. Maike Switzer ist eine verletzliche wie selbstbewusste Marguerite mit sicher geführtem Musicalsopran, der bis in die Höhen fein und sicher perlt. In ihrer Darstellung als von Gefühlen geplagte Frau, die die Ablehnung ihres Mannes nicht versteht und sich gleichzeitig gegen die Avancen des Ex-Liebhabers wehrt, ist Switzer in “Spiel mit mir” erschütternd gut. Das liegt auch an Ralph Ertel, der den Chauvelin nicht als schmierigen Oberschurken gibt, sondern als diabolischer Polizeichef bedrohlich wie ein Raubvogel lauert, um Beute zu schlagen. Im Gesang ist Ertel mit satter Tiefe und sicherem Falsett bis in hohe Lagen ein wahrer Genuss, der dem Publikum nicht nur in “Falke auf der Jagd” wohlige Schauer über den Rücken laufen lässt. Dazu schwelgt das Städtische Orchester in der balladesk-bombastischen Partitur von Frank Wildhorn, wobei Dirigent Peter Stolle wie in der Ouvertüre gern einmal das Tempo schleifen lässt.
Einen maßgeblichen Beitrag zum positiven Eindruck der Show leistet Ausstatterin Christa Beland. Wenige Versatzstücke (wie das überdimensionale stählerne Fallbeil im Song “Madame Guillotine”) zaubern in dem mit vier drehbaren Lack-Säulen ausgestatteten Raum vor blutrotem, weißen oder schwarzem Hintergrund wuchtige Bilder. Belands Roben des 18. Jahrhunderts entfalten in diesem schlichten Bühnenbild ihre volle Pracht und charakterisieren je nach Farbgebung Engländer (rot und weiß bzw. silber) und Franzosen (schwarz). Grelle Tupfer setzen die parodierenden Outfits der Verschwörer.
Thorsten Krafft (Regie und Choreografie) pendelt seine stimmige, ganz auf stringente Erzählung und zügigen Ablauf setzende Inszenierung geschickt zwischen Kostümschinken und Klamotte aus. Dabei sind die Personen sauber und facettenreich charakterisiert. Nach der Pause geht der Show allerdings vorlagenbedingt mit zunehmender Dauer die Puste aus und schleicht die letzte Viertelstunde zum konstruiert wirkenden Happyend. Dank eines Tricks rettet der Scarlet Pimpernel seinen Kopf vor der herab sausenden Klinge der Todesmaschine und kann so ein finales Duett mit Marguerite anstimmen. Trotz Schwächen ein schneidiger Theaterabend.
Sa, 07.11.2009 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | Premiere |
So, 08.11.2009 15:00 | Stadttheater, Bremerhaven | |
Fr, 20.11.2009 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | Premiere |
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Fr, 27.11.2009 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | |
Mi, 02.12.2009 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | |
So, 06.12.2009 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | |
Do, 10.12.2009 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | |
Sa, 12.12.2009 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | |
So, 27.12.2009 15:00 | Stadttheater, Bremerhaven | ausverkauft |
Do, 31.12.2009 19:00 | Stadttheater, Bremerhaven | ausverkauft |
Sa, 09.01.2010 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | |
Fr, 15.01.2010 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | |
Sa, 23.01.2010 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | |
Fr, 29.01.2010 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | |
Fr, 26.02.2010 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | |
Do, 25.03.2010 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | |
Fr, 02.04.2010 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | |
Mi, 05.05.2010 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | |
So, 16.05.2010 19:30 | Stadttheater, Bremerhaven | zum letzten Mal |
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