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Neue Version von Hans Christian Andersens Nixen-Märchen, in dem hauptsächlich Alan Menkens Songs aus dem Disney-Zeichentrickfilm von 1989 erklingen. Wer am Broadway “The Little Mermaid” gesehen hat, entdeckt weitere Parallelen. Die temperamentvolle Open-Air-Inszenierung (Marten Sand) mit einer überragenden Darstellerriege am Ruppiner See kommt nach der Pause wegen eines zusammengestückelt wirkenden Buches (Marten Sand, Gesine Ringel) nicht mehr auf Touren.
Auch mit Fischschwanz sind Teenager dickköpfig. Statt mit ihren flotten Schwestern Aquata (Heidelinde Helene Schuster), Adella (Navina Heyne), Andrina (Stefanie Derner) und Arista (Selvi Martina Rothe) brav beim Seefest Menuett zu tanzen, schwimmt Arielle (Anne-Catrin Märzke) an die Oberfläche des Sees, um die Welt jenseits des nassen Elements zu betrachten. Auch wenn es von ihrer standesbewussten Großmutter (Christiane Ziehl) ein Donnerwetter gibt (“So lange du mit deinen Flossen in unserem See schwimmst”), zieht es Arielle immer wieder dort hin. Der als Aufpasser engagierte Edelkrebs (Oliver Frischknecht) kann nicht verhindern, dass sich die kleine Seejungfrau in den durch den See kraulenden Prinzen (Philipp von Schön-Angerer) verguckt und deshalb nach dem “Er liebt mich, er liebt mich nicht”-Prinzip Seifenblasen zersticht. Die rachsüchtige Seehexe (Anastasia Bain) nutzt dieses Gefühlschaos, um die Macht im Gewässer an sich zu reißen, indem sie Arielle zum Menschwerden mit tragischem Ausgang verhilft.
Ein dickes Pfund, mit dem dieses als “Seebühnenshow” angekündigte Nixen-Spektakel wuchern kann, ist das exzellente Ensemble, das voller Elan auf der schwimmenden Bühne zur Orchesterbegleitung aus der Konserve singt, tanzt und spielt. Mit ihrem klaren, frischen Sopran steht Anne-Catrin Märzke verdient im Zentrum der Handlung. Anastasia Bain verleiht mit souliger Gospelstimme Arielles Gegenpart genau die richtige Dosierung an Boshaftigkeit. Das quirlige Schwesternquartett ist ebenso beweglich wie stimmschön. In “Sie ist verliebt, sie ist verknallt” werden die vier unterstützt von der wie ein Vollprofi agierenden Kinderdarstellerin Kim Beese, die als Fischfreundin Fabienne gesanglich aufhorchen lässt.
Ein komisches Kabinettstückchen liefert Rudi Lenk als kugeliger Koch, der mit dem Edelkrebs seinen Krabbenauflauf im Krebsmantel krönen möchte. Als knallrotes Schalentier mit sechs Armen und Augen hat Oliver Frischknecht die Lacher auf seiner Seite und setzt seinen satten, runden Bariton nicht nur im Show-Stopper “Unter dem See” gekonnt ein. Für schöne Bilder sorgt ein kleiner Kinder-Fischschwarm, der sich harmonisch in die temperamentvollen Choreografien für die Großen (Gesine Ringel) einfügt.
Wenn die zwischen Zuschauern und schwimmender Bühne aufgestellten Netze mit Vorstellungsbeginn ins Wasser gekippt werden, wird der Blick frei auf den Grund des Sees. Theresa Tettenborn hat hierfür eine wie wogende Wellen wirkende blaue Kulisse mit Korallen und Wasserpflanzen aufs Schwimmponton gestellt. Auch der See vor der Bühne wird als feuchter Spielort genutzt, durch den Arielle wie durch ein Wunder laufen kann. Für Überraschungen sorgt auch das prächtige Glitzer-Kostümbild von Ulrike Stelzig-Schaufert, das der Hauptfigur ermöglicht, mit Hilfe von kleinen Rollen in den Hacken ihrer Schuhe über die Bühne gleiten.
Ideale Bedingungen für einen kurzweiligen Theaterabend, den Marten Sand mit einer fantasievollen, atmosphärisch dichten Inszenierung bis zur Pause auf Erfolgskurs bringt. Der zweite Teil leidet allerdings unter dem von Sand gemeinsam mit Gesine Ringel nach Hans Christian Andersen (und in erheblichem Maße auch nach dem Disney-Film) verfassten Buch. Löblich, dass sie sich Andersens Märchen annähern, in dem die Nixe den Prinzen nicht ehelicht und es nicht über das Herz bringt, zur Rettung des eigenen Lebens den Angebeten zu ermorden. Dieser Schluss wird in den sehr langatmig wirkenden 40 Minuten nach der Pause allerdings nicht szenisch dargestellt, sondern vom Erzähler wie nebenbei aus dem Off berichtet. Das Buch wirkt gerade zum Schluss hin immer zusammengestückelter und dramaturgisch unsauber. Warum die See-Bewohner der um ihre Stimme beraubten Arielle plötzlich ins Schloss gefolgt sind, bleibt ebenso ungeklärt, wie die Entscheidung des Prinzen, eine Prinzessin zu heiraten, in der er optisch die Seejungfrau zu erkennen glaubt, die allerdings bei ihm ist.
Wenn dann auch noch das aus dem Musical “Spamalot” entlehnte “Was ist gescheh’n mit meinem Part?” in der Show auftaucht, dann gilt die Frage auch für das vorher so überzeugende Stück.
Phantastisch-musikalische Seebühnenshow nach Hans Christian Andersen von Marten Sand (Buch) und Gesine Ringel (Libretto)
Musik: Alan Menken, Georges Bizet, Pjotr Iljitsch Tschaikowski
Arrangement von “Ein Mensch zu sein”: Tobias Künzel (“Die Prinzen”)
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KREATIVTEAM |
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Künstlerische Gesamtleitung, Regie | Marten Sand |
Choreografie | Gesine Ringel |
Kostüme | Ulrike Stelzig-Schauffert |
Bühne | Theresa Tettenborn |
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CAST (AKTUELL) |
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Seejungfrau | Anne-Catrin Märzke |
Seehexe | Sigalit Feig |
Edelkrebs | Oliver Frischknecht |
Aquata / Abschaum | Heidelinde Helene Schuster |
Adella | Joana Henrique |
Andrina / Seeschaum | Madeleine Haipt |
Arista | Paulina Plucinski |
Großmutter | Christiane Ziehl |
Prinz | Marcus Born |
Dirigent / Koch | Guido Fuchs |
Fabienne | Kim Beese |
Kapitän | Christian Osetzky |
Matrose | Tobias Otting |
Fische | Vivien Michelle Mildner Paula Völker Jennifer Mühle Johanna Wagner Melissa Wendt Hannah Keil Lara Michelle Sickinger Lena Bunzeck Marcus Zdiarstek Ole Jäger |
Erzähler | Hans Teuschner |
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TERMINE |
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