Rundum gelungene Produktion des in Deutschland viel zu selten gespielten Klassikers von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II. Ausstattung, musikalische Qualität und der Großteil der Ensembleleistungen liegen dabei weit über dem üblichen Stadttheater-Niveau.
Schon die Ouvertüre verspricht einen glanzvollen Abend. Das Orchester des Kasseler Staatstheater schwelgt unter der präzisen Leitung von Kai Tietje in Oscar Hammersteins zauberhaften Melodien, und ehe sich der Vorhang hebt, ahnt man: Musikalisch wird’s eine grandiose Vorstellung!
Aber nicht nur das – wie sich schnell zeigt, haben alle Beteiligten fantastische Arbeit geleistet und den in Deutschland erst ein einziges Mal (1999 in Hildesheim) gespielten Klassiker absolut überzeugend auf die Bühne gebracht. Da ist zunächst das üppige Bühnenbild von Mathias Fischer-Dieskau, das mit stimmungsvollen Urwald-Projektionen und -Kulissen das Südseeflair des Handlungsortes perfekt nachzeichnet. Die Veranda des De Becque’schen Anwesens, der zur “Bühne auf der Bühne” umfunktionierte LKW, das Büro des Captains – alle Handlungsorte sind wunderbar detailverliebt entworfen, und dank ausgeklügeltem Einsatz der technischen Möglichkeiten erscheinen und verschwinden alle Kulissenteile in Sekundenschnelle, so wie man es eigentlich nur von kommerziellen Großproduktionen kennt. Auch die Kostüme von Judith Peters – Matrosenanzüge, Uniformen, Abendkleider, die Gewänder der polynesischen Tänzerinnen und die amerikanische Bademode der 1940er Jahre – treffen Zeit und Ort. Natürlich ist alles schön bunt und wunderbar sauber, nirgends ein Fitzelchen Dreck, jedes Kleidungsstück sieht aus, als käme es direkt aus der Wäscherei des Tausendsassas Luther Billis.
Regisseur Matthias Davids will mit “South Pacific” natürlich in erster Linie unterhalten, und die intelligente und ideenreiche Geschichte zweier Liebespaare im Polynesien des ausgehenden Zweiten Weltkriegs ist bei ihm in besten Händen. Mit blitzschnellen Übergängen und Anschlüssen vermeidet er Längen, ohne die Handlung hektisch voranzutreiben. Seine Personenführung ist dabei hervorragend – niemals steht einer seiner Darsteller untätig herum oder verliert sich in musicaltypischen Posen an der Bühnenkante. Die 100 Minuten des ersten Akts vergehen fast wie im Flug, und auch wenn die Handlung zu Beginn noch wenig Spannung aufbaut, so sorgen doch die hinreißenden Songs (im Original gesungen und übertitelt) und die geistreichen Dialoge (Übersetzung: Frank Thannhäuser) gemeinsam mit der erwähnten Ausstattung für ein wahres Fest der Sinne. Dazu bildet der kürzere, ernstere und dramatischere zweite Akt mit seinem für Musicals untypischen Abschluss ohne Happy End einen starken Kontrast. Das Thema des in der westlichen Gesellschaft tief verwurzelten Rassismus bekommt zum Ende hin genügend Raum, und trübt den unterhaltenden Grundcharakter des Musicals – so viel mutet Davids seinem Publikum zu Recht zu!
Zu einer rundum gelungenen Inszenierung gehört nicht zuletzt ein starkes Ensemble. In Kassel mischt man wie gewohnt Gäste aus der Musicalbranche mit dem festen Opern- und Tanzensemble und hat dabei wieder ein gutes Gespür bewiesen. André Bauer ist als Emile De Becque zunächst reserviert und besonnen, erst als er seine Liebe Nellie zu verlieren droht, wird er zum Kämpfer. Sein weicher Bariton ist der Rolle angemessen; etwas mehr Power hätte aber nicht schaden können. Kristin Hölck ergreift als Nellie Forbush mit jeder Faser ihres Körpers von der Bühne Besitz, steht immer im Mittelpunkt und verleiht der Krankenschwester aus Arkansas einen resoluten, “typisch amerikanischen” Charakter. Etwas mehr Zurückhaltung und Sanftheit hätten hier sicher nicht geschadet. Gesanglich ist Hölck der anspruchsvollen Partie jederzeit gewachsen. Beide Protagonisten harmonieren in den Duetten prächtig.
Die Lieblinge des Abends sind Philippe Ducloux (Luther Billis) mit nacktem Oberkörper, frecher Schnauze und großem Bewegungstalent sowie Lona Culmer-Schellbach als Bloody Mary. Die gebürtige Amerikanerin, seit mittlerweile 20 Jahren Mitglied im Kasseler Opernensemble, setzt mit ausgefeiltem Südsee-Akzent ein ums andere Mal perfekt getimte Pointen und singt den Ohrwurm “Bali Hai” mit betörendem, dunklen Mezzosopran. Auch alle anderen Haupt- und Nebendarsteller wie Matthias Stockinger als Lieutenant Cable oder Herwig Lucas in der Rolle des Captain George Brackett machen ihre Sachen ordentlich bis ausgezeichnet.
Sa, 24.10.2009 19:30 | Staatstheater, Kassel | Premiere |
Di, 03.11.2009 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
So, 08.11.2009 18:00 | Staatstheater, Kassel | |
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Sa, 14.11.2009 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Sa, 21.11.2009 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Do, 26.11.2009 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Sa, 28.11.2009 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
So, 13.12.2009 18:00 | Staatstheater, Kassel | |
Fr, 18.12.2009 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Mi, 23.12.2009 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Do, 31.12.2009 15:00 | Staatstheater, Kassel | |
Do, 31.12.2009 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Fr, 08.01.2010 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Sa, 30.01.2010 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
So, 14.02.2010 18:00 | Staatstheater, Kassel | |
Do, 25.03.2010 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Mi, 07.04.2010 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Fr, 16.04.2010 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Fr, 07.05.2010 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Fr, 14.05.2010 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Sa, 22.05.2010 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Fr, 28.05.2010 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Sa, 29.05.2010 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Fr, 04.06.2010 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Mi, 23.06.2010 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Sa, 26.06.2010 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
Fr, 02.07.2010 19:30 | Staatstheater, Kassel | |
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