Sweet Charity (2008)
Theater, Heilbronn

Die Heilbronner Inszenierung des Cy-Coleman-Klassikers überzeugt mit spielfreudigem Ensemble und frisch klingender Swingmusik.

Einige Frauen geraten anscheinend immer wieder an den falschen Mann. So geht es auch Charity Hope Valentine, der Protagonistin in Cy Colemans Musical “Sweet Charity”. Das Amüsiermädchen glaubt auch nach Jahren in ihrem Job noch immer an die große Liebe, gerät aber stets an Männer, die sie ausnutzen.

Bei der Heilbronner Premiere dieses Klassikers im Jahr 1983 war zum ersten Mal die Orchesterformation unter der musikalischen Leitung von Nicolas Kemmer zu hören, die seitdem alle Musicalproduktionen am Theater Heilbronn begleitet hat. 25 Jahre später ist “Sweet Charity” zum zweiten Mal auf der Heilbronner Bühne zu sehen – und dies in einer durchaus frischen, sehenswerten Inszenierung von Thorsten Duit.

Mit Charity steht und fällt das gesamte Stück – umso erfreulicher, dass Julia Klotz in dieser Rolle die Bühne voll im Griff hat. Ihr Schauspiel ist witzig, aber nicht übertrieben, ihr Gesang ist wohlklingend. Sie spielt das blonde Dummchen absolut überzeugend, und das Publikum kann mitfühlen, wie verzweifelt sie versucht, das Nachtclubleben hinter sich zu lassen. Ihr zur Seite steht Alexander von Hugo in der Rolle des Oscar, der einen sehr liebenswürdigen Versicherungsvertreter gibt, an dem auch stimmlich nichts auszusetzen ist. Ebenfalls aus der Darstellerriege positiv hervorstechend: Bernhard Hackmann als Filmstar Vittorio Vitale, der seine Rolle mit einer gesunden Mischung aus Machogehabe und Amore (“Was wäre das Leben ohne Liebe?”) anlegt.

Das Bühnenbild von Michael S. Kraus besteht aus einem aufklappbaren Blechrondell, das durch die Drehbühne von allen Seiten bespielt werden kann und sowohl Nachtclub als auch Volkshochschule, Kirche, Wohnung und Achterbahn ist. Doch nicht nur das Bühnenbild ist sehenswert, sondern auch die pfiffige Choreografie von Veruschka Hall. Insgesamt kommt Thorsten Duits “Sweet Charity”-Inszenierung sehr frisch daher, was auch ein Verdienst des Freien Musical-Orchesters unter der Leitung von Nicolas Kemmer ist, das Cy Colemans Partitur souverän mit sattem Klang meistert.